Deutsche zahlen erstmals häufiger mit Karte als mit Bargeld

Die Deutschen greifen beim Einkaufen immer seltener zu Scheinen und Münzen. Eine repräsentative Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt einen historischen Wendepunkt: Zum ersten Mal seit Beginn der jährlichen Messungen im Jahr 2006 nutzen mehr Menschen die Kartenzahlung als Bargeld. 47 Prozent der Befragten bezahlten ihren letzten Einkauf mit Karte, während nur 41 Prozent bar zahlten. Im Vorjahr lag das Verhältnis noch bei 44 zu 48 Prozent zugunsten des Bargelds.

Die im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme durchgeführte Studie basiert auf 1.025 Interviews mit Personen ab 16 Jahren, die zwischen dem 4. und 16. Juli 2025 befragt wurden. Unter den Kartennutzern bleibt die girocard das beliebteste Zahlungsmittel: 52 Prozent der Kartenbesitzer zahlen am liebsten mit der Debitkarte der deutschen Banken und Sparkassen, während nur 15 Prozent die Kreditkarte bevorzugen.

Besonders dynamisch entwickelt sich das mobile Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch. Ein Viertel der Befragten hat bereits diese Zahlungsmethode genutzt – eine Verdopplung gegenüber 2022, als der Anteil noch bei 12 Prozent lag. Bei den unter 30-Jährigen zahlen bereits 42 Prozent am liebsten mit dem mobilen Endgerät, was fast gleichauf mit der klassischen Kartenzahlung (45 Prozent) liegt.

Die geopolitischen Entwicklungen beeinflussen zunehmend das Zahlungsverhalten der Deutschen. 60 Prozent der Befragten halten es für wichtig, über deutsche und europäische Bezahlalternativen zu amerikanischen Anbietern wie VISA, Mastercard oder PayPal zu verfügen – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte gegenüber 2022. Als Hauptvorteil sehen 69 Prozent die gewonnene Souveränität gegenüber den USA. Die Hälfte der Befragten schätzt besonders die strengeren europäischen Datenschutzbestimmungen und den umfassenderen Verbraucherschutz. Bemerkenswert: 71 Prozent wussten nicht, dass europäische Datenschutzvorgaben für globale Paymentanbieter nicht gelten.

„Unsere digitalen Zahlungslösungen stehen für Selbstbestimmung und Sicherheit. In unsicheren Zeiten ist es für Verbraucher:innen entscheidend, sich auf unabhängige Systeme zu verlassen, die höchsten Datenschutzstandards gerecht werden“, betont Ingo Limburg, Vorsitzender der Initiative Deutsche Zahlungssysteme.

Die aktuelle Weltlage wirkt sich spürbar auf die Stimmung aus: 34 Prozent fühlen sich bedrückt, 29 Prozent haben Zukunftsängste. Dies schlägt sich im Konsumverhalten nieder: 70 Prozent achten verstärkt auf Preise, 49 Prozent können sich aufgrund der Teuerung weniger leisten. Als Reaktion greifen 62 Prozent bei Lebensmitteln gezielt zu Produkten aus Deutschland oder der EU. Jeder Fünfte meidet bewusst US-amerikanische Produkte.

Für die Zukunft prognostizieren 77 Prozent der Befragten, dass die girocard auch 2030 das meistgenutzte Zahlungsmittel bleiben wird. Limburg sieht die girocard als wichtigen Baustein für die europäische Zahlungsinfrastruktur: „Ein souveräner und widerstandsfähiger europäischer Zahlungsverkehr kann nur aus einer Kombination von bestehenden und neuen Bezahlsystemen erwachsen.“

Die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. mit Sitz in Berlin vertritt als Netzwerk rund 80 Unternehmen und Institutionen, die bargeldlose Bezahlverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft akzeptieren oder die nötige Infrastruktur bereitstellen. Die girocard, 2007 von der Deutschen Kreditwirtschaft eingeführt, umfasst sowohl das Debitkarten-Zahlverfahren als auch das Deutsche Geldautomaten-System.

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