Mit deutlichen Worten hat Ulrich von Plettenberg, Generalvikar des Bistums Trier, die Entscheidung des Vatikans, auch in Zukunft homosexuelle Partnerschaften nicht zu segnen, kritisiert. Der Schaden, der mit dieser neuerlichen römischen Intervention verursacht werde, sei enorm.
„Wenn jemand homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, ihn zu verurteilen“, sagte Papst Franziskus 2013 und schlug damit im Vergleich zu seinen Vorgängern eine neue Tonalität an. Drei Jahre später stellte Franziskus klar: „Wenn jemand, der (…) [homosexuell] ist, vor Jesus tritt, wird dieser ihm sicher nicht sagen: ,Pack dich fort, denn du bist homosexuell!´ Nein.“ Am Ende des vergangenen Jahres sorgte der Pontifex dann für ein mediales Beben: „Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht.“
Viele Katholiken, vor allem in Deutschland, erhofften sich aufgrund solcher Aussagen eine Änderung der offiziellen Lehre der Katholischen Kirche. Denn: Homosexuelle Handlungen gelten in der Katholischen Kirche – wie auch sonstiger außerehelicher Geschlechtsverkehr – immer noch als Sünde.
Vatikan: „Keine Vollmacht“
Am Montag erteilte die „Kongregation für die Glaubenslehre“ in Rom der Segnung homosexueller Partnerschaften jedoch eine Absage: Die Kirche habe nicht die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Es sei nicht erlaubt, gleichgeschlechtlichen Beziehungen einen Segen zu erteilen, da diese nicht darauf hingeordnet seien, den Plänen Gottes zu dienen. Zwar seien in solchen Beziehungen „positive Elemente“ vorhanden, die zu schätzen und hervorzuheben seien. Allerdings könnten diese positiven Elemente keine kirchliche Segnung rechtfertigen.
Die christliche Gemeinschaft und die geistlichen Hirten seien jedoch dazu aufgerufen, Menschen mit homosexuellen Neigungen „mit Respekt und Takt aufzunehmen“. Die „Kongregation für die Glaubenslehre“ betont, dass einzelnen Personen mit homosexueller Neigung Segnungen gespendet werden könnten. Unzulässig sei jedoch jede Segnungsform, die dazu neigt, die Verbindungen homosexueller Menschen anzuerkennen. Zudem erinnert die Glaubenskongregation daran, dass Gott selbst nicht aufhöre, jedes seiner Kinder zu segnen. Aber er segne den Menschen und nicht die Sünde.
Plettenberg: „Unverständnis bis hin zum Entsetzen“
Dr. Ulrich von Plettenberg, ehemaliger Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft am Schaumberg und seit 2016 Generalvikar des Bistums Trier, hat „keinerlei Verständnis für die römische Klarstellung“. Die Bistumssynode habe einen klaren Auftrag gegeben: „Die Kirche von Trier geht respektvoll und wertschätzend mit Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften um.” Viele Gläubige hätten daher „umso mehr Unverständnis“ angesichts des Neins zur Segnung homosexueller Paare. „Dieses Unverständnis bis hin zum Entsetzen teile ich mit vielen anderen Gläubigen“, so Plettenberg. Der Schaden, der mit dieser neuerlichen römischen Intervention verursacht werde, sei enorm.
Der Generalvikar fragt sich: „Ich kann allerlei Dinge segnen – aber zwei Menschen, die sich in Liebe und Treue verbunden wissen, die die Höhen und Tiefen eines gemeinsamen Lebens miteinander teilen wollen, soll ich nicht segnen können?“ Ihm gehe es ausdrücklich nicht um Gleichmacherei, aber „um Respekt Menschen gegenüber, die sich nach bestem Wissen und Gewissen für diese Lebensform entschieden haben und sie aus christlichem Glauben heraus gestalten und leben wollen“.