Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Saarland (RIAS) verzeichnet für das Jahr 2024 einen besorgniserregenden Rekord: 95 antisemitische Vorfälle wurden im Bundesland dokumentiert. Dies stellt die höchste Fallzahl seit Gründung der Meldestelle dar.
„Seit den Massakern vom 7. Oktober 2023 in Israel und dem darauffolgenden Krieg gibt es eine andauernde Gelegenheitsstruktur, die zum Anlass für antisemitische Äußerungen und Handlungen gemacht wird“, erklärt Petra Melchert von RIAS Saarland.
Besonders auffällig: Mit 58 Fällen macht der israelbezogene Antisemitismus den Großteil der Vorfälle aus. Auf 30 Demonstrationen wurden antisemitische Äußerungen dokumentiert. Antisemitische Massenzuschriften machten 44 Prozent aller erfassten Vorfälle aus.
Die Tatorte waren dabei auch im Landkreis St. Wendel breit gestreut: Von Schmierereien auf dem Wendalinusradweg in St. Wendel über Hakenkreuz-Graffiti an einer Freizeitanlage in Oberlinxweiler bis hin zu antisemitischen Symbolen am St. Wendeler Bahnhof. „Die Unterschiedlichkeit der Tatorte zeigt die Alltäglichkeit, mit der Antisemitismus auch im Saarland auftritt“, betont Melchert.
Betroffene können antisemitische Vorfälle über die Online-Plattform report-antisemitism.de oder telefonisch unter (06851) 80 82 79-1 melden. RIAS Saarland, angesiedelt im Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel, dokumentiert seit 2021 systematisch antisemitische Vorfälle und bietet Beratung für Betroffene an.
Der vollständige Jahresbericht 2024 ist auf der Website des Adolf-Bender-Zentrums abrufbar.