Die Geschichte der jüdischen Familie Gerber, die zwischen 1928 und 1935 Felder auf dem Lanzenberg bewirtschaftete, rückt durch ein besonderes Zeitdokument wieder in den Fokus. Die Enkelin der Familie, Ronit, übermittelte bei ihrem Besuch in St. Wendel im Juni ein historisches Foto, das ihre Großeltern bei der Feldarbeit auf dem Lanzenberg zeigt.
Das Schwarzweißfoto dokumentiert die landwirtschaftliche Tätigkeit der Familie Gerber auf den Feldern, die zu ihrem Wohnhaus in der Alsfassener Straße gehörten. Im Hintergrund der Aufnahme sind die markanten Erhebungen Bosenberg und Hoheit zu erkennen, die nach Angaben von Roland Geiger heute stärker bewaldet sind als in den 1930er Jahren.
Bei einem aktuellen Besuch des historischen Ortes versuchte Geiger, eine Vergleichsaufnahme anzufertigen. Der Lanzenberg präsentierte sich dabei menschenleer. In den Bäumen glaubte Geiger zwei Figuren zu erkennen, die er als symbolische Erinnerung an die ehemaligen Bewirtschafter deutete.
Die siebenjährige Bewirtschaftungszeit der Familie Gerber endete 1935, vermutlich im Zusammenhang mit den zunehmenden Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus. Das von der Enkelin zur Verfügung gestellte Foto stellt ein wichtiges Dokument der lokalen jüdischen Geschichte dar und zeigt den Alltag einer Familie, die einen Teil der St. Wendeler Kulturlandschaft prägte.

