Wie die deutschen Glücksspielvorschriften die Tourismusbranche beeinflussen

Park Bostalsee

Seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Glücksspiele in Deutschland stark verändert. Ziel der Reform ist es, Spieler besser zu schützen, Suchtverhalten vorzubeugen und illegale Anbieter vom Markt zu verdrängen.

Während diese Neuregelungen klare Vorteile für den Verbraucherschutz und die steuerliche Nachvollziehbarkeit mit sich bringen, werfen sie gleichzeitig Fragen im Hinblick auf den Tourismus auf insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Online-Casino.

Viele Besucher, insbesondere aus Ländern mit liberaleren Glücksspielregelungen, reisen nach Deutschland in der Hoffnung, auch hier problemlos auf digitale Spielangebote zugreifen zu können. Stattdessen stoßen sie jedoch häufig auf Zugangsbeschränkungen, Lizenzauflagen und IP-Sperren. Diese Realität betrifft nicht nur das individuelle Reiseerlebnis, sondern auch wirtschaftliche Chancen für Regionen, die auf vielfältige Unterhaltungsangebote setzen.

Spielbanken; attraktiv, aber wenig präsent

Historisch gesehen zogen Spielbanken wie in Baden-Baden oder Wiesbaden Touristen aus ganz Europa an. Im 19. Jahrhundert strömten Adelige in die prunkvollen Säle, um Roulette zu spielen.
Noch heute sind viele dieser Häuser architektonische Highlights und Teil klassischer Stadttouren. Doch die zunehmende Digitalisierung und die wachsende Beliebtheit von online casino haben ihren einstigen Glanz weitgehend verblassen lassen.

Zudem verbietet das neue Regelwerk Spielbanken, zusätzlich digitale Plattformen unter dem gleichen Markennamen zu betreiben. Das begrenzt den touristischen Nutzen auf die physische Präsenz vor Ort. Während andere Länder erfolgreich reale und digitale Casinoerlebnisse verbinden, zeigt sich Deutschland hier sehr zurückhaltend. Touristen, die ein ganzheitliches Spielerlebnis suchen live oder mobil müssen sich häufig nach Alternativen umsehen.

Regionale Unterschiede sorgen für Unsicherheit

Ein weiteres Hindernis für Touristen sind die föderalen Unterschiede innerhalb Deutschlands. Zwar stellt der Glücksspielstaatsvertrag einen nationalen Rahmen dar, doch die Bundesländer verfügen weiterhin über erhebliche Autonomie bei der Umsetzung und Kontrolle.

So galt Schleswig-Holstein lange als besonders liberal, während andere Länder restriktiver vorgehen. Wer als Reisender mehrere Bundesländer durchquert, trifft somit auf unterschiedlich geregelte Spielmöglichkeiten sowohl online als auch offline. Diese Uneinheitlichkeit erschwert es besonders Anbietern, ein konsistentes touristisches Unterhaltungsangebot zu schaffen.

Einfluss auf Hotel- und Freizeitangebote

Hotels, Freizeitparks und Eventveranstalter versuchen seit Jahren, durch Kooperationen mit Glücksspielanbietern ihre Attraktivität zu steigern. Doch die restriktive Lizenzvergabe und die strengen Werbevorgaben des neuen Vertrags erschweren solche Partnerschaften erheblich.

Werbung für Glücksspiele ist nur unter strengen Auflagen erlaubt was es Hotels nahezu unmöglich macht, offensiv mit einem nahegelegenen Casinoangebot zu werben, selbst wenn dieses vollkommen legal ist.

Gerade im Luxussegment in dem exklusive Erlebnisse und maßgeschneiderte Unterhaltung eine zentrale Rolle spielen ist das ein klarer Nachteil gegenüber Destinationen wie Monte Carlo oder Las Vegas, wo Casinobesuche ein selbstverständlicher Teil des touristischen Angebots sind. In Deutschland hingegen wird Glücksspiel meist isoliert betrachtet das schmälert die wirtschaftliche Gesamtausbeute.

Ein wachsender Teil der heutigen Reisenden insbesondere junge Menschen erwartet flexible, digitale Angebote, die über mobile Geräte zugänglich sind. Doch das Angebot an Online-Casinos ist in Deutschland streng reguliert und beschränkt sich auf wenige lizenzierte Betreiber.

Zukunftspotenzial und Chancen für Wachstum

Trotz der aktuellen Einschränkungen sehen Branchenexperten auch Potenziale für die Zukunft. Sollten die bestehenden Regeln innovativ weiterentwickelt werden etwa durch altersverifizierte Handyangebote, verantwortungsvolle Werbung oder spielerische Casinoerlebnisse in Hotelumgebungen könnte Deutschland eine Nische im wachsenden Segment des verantwortungsbewussten Reisens einnehmen.

Auch wird diskutiert, ob eine stärkere Integration legaler Online-Casinos in touristische Angebote nicht zu mehr Transparenz, höheren Steuereinnahmen und kulturell eingebetteten Spielangeboten führen könnte. Denkbar wären Formate, die klassische Spieltraditionen mit Stadtführungen, Museen oder kulinarischen Erlebnissen kombinieren.

Fazit

Die strengen Glücksspielvorschriften in Deutschland haben zweifellos positive Effekte für den Spielerschutz und die Marktregulierung. Gleichzeitig beeinflussen sie jedoch auch das touristische Image des Landes insbesondere für Gäste, die Glücksspiel als Teil ihrer Freizeitgestaltung betrachten.

Eine ausgewogene Balance zwischen Sicherheit, Transparenz und attraktivem Erlebnis für Reisende bleibt eine Herausforderung für Politik und Wirtschaft.

Solange diese Balance nicht gefunden ist, werden andere Länder mit lockereren Regelungen die Nase vorn behalten und Deutschland muss entscheiden, ob es in Zukunft nur sicher oder auch spannend sein will.

 

Weitere interessante Artikel:

ANZEIGEN

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Blätterbarer Katalog-2025 mit 16 Seiten: