Die Wassergewinnung der WVW
Das Team Wassergewinnung kümmert sich um die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser. Das Team betreut und steuert die komplexen Prozesse zur Rohwassergewinnung, Aufbereitung, Speicherung und Qualitätskontrolle.
Wassermeister Jörn Backes und Stefan Barthel, Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, erläuterten die erforderlichen Prozesse der Wassergewinnung und die damit verbundene Technologie. Der erste Schritt der Wassergewinnung besteht in der Förderung des Rohwassers aus Tiefbrunnen (Grundwasser). Das Rohwasser, das sich noch in seinem natürlichen Zustand befindet, wird zunächst chemisch und bakteriologisch analysiert und falls notwendig im Wasserwerk entsprechend aufbereitet, um die Anforderungen der Trinkwasserverordnung zu erfüllen.
Aufbereitung in den Wasserwerken
„Die Aufbereitung in den Wasserwerken der WVW besteht darin, dem Rohwasser die natürliche Kohlensäure zu entziehen, um den gewünschten pH-Wert zu erzielen”, erklärt Stefan Barthel. Dies dient hauptsächlich dem Schutz der Rohrleitungen im Versorgungsgebiet. Anschließend findet eine UV-Desinfektion statt.
Speicherung
Das aufbereitete Wasser entspricht nun den Anforderungen der Trinkwasserverordnung und wird anschließend vom Wasserwerk in die entsprechenden Hochbehälter gepumpt und dort gespeichert. Das Fassungsvermögen der Hochbehälter richtet sich nach dem anhängenden Versorgungsgebiet (min. 1x Tagesvorrat), um eine gewisse Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Die WVW betreibt insgesamt 29 Grundwasserbrunnen, die in die Erde gebohrt wurden und der Entnahme von Rohwasser aus dem Grundwasserspeicher dienen. Diese sind oberirdisch durch kleine, viereckige Häuser, der sogenannten „Brunnenstube“ geschützt.
In den Versorgungsgebieten Oberkirchen und Eiweiler besitzt das geförderte Rohwasser bereits Trinkwasserqualität, sodass keine zusätzliche Aufbereitung notwendig ist. „Hier findet lediglich eine präventive Desinfektion mit UV-Licht statt“ so Jörn Backes.

Qualitätskontrolle
Die Wasserqualität wird kontinuierlich überwacht. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt wird ein jährlicher Probenplan erstellt. „Wöchentlich führen wir im gesamten Versorgungsgebiet Wasseranalysen durch, einschließlich öffentlicher Gebäude wie Kindergärten, Schulen und Altenheime,“ erklärt Barthel. Dabei werden sämtliche Keime und Bakterien, insbesondere E. coli und coliforme Bakterien, untersucht. Der Grenzwert für E. coli und coliforme Bakterien liegt bei 0, sodass keinerlei Verunreinigung toleriert werden kann. „Die Untersuchungsergebnisse werden automatisch an das Gesundheitsamt übermittelt,“ fügt er hinzu. Im gesamten Versorgungsgebiet der WVW ist das Wasser im Härtebereich 1 bis 2. Dieses Wasser ist als weich bis mittel einzustufen – ein Vorteil für Haushaltsgeräte und die Haut.
Die WVW beschäftigt aktuell vier festangestellte Mitarbeiter und zwei Auszubildende im Bereich der Wassergewinnung, die eng mit der EMSR-Technik (Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik) zusammenarbeiten. Neben der täglichen Arbeit und der Behebung von Störungen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr gehört auch die Dokumentation der Wasserentnahme zu ihren Aufgaben. Die maximale Menge des Rohwassers, das aus dem Grundwasser entnommen werden darf ist vom Landesamt für Umwelt- und Verbraucherschutz festgelegt und darf nicht überschritten werden.
Wassergewinnung hat sich stetig weiterentwickelt
In den letzten 50 Jahren hat sich die Wassergewinnung bei der WVW stark professionalisiert und automatisiert. „Früher waren Bauwerke und Techniken nicht auf dem heutigen Stand, wodurch Störungen, Ausfälle und Verunreinigungen stärker vorkamen als heutzutage. Dank moderner Technologien und strenger Vorgaben des Gesundheitsamtes gehört dies glücklicherweise der Vergangenheit an“, berichtet Backes.
Die Nachfrage nach Trinkwasser ist in den letzten Jahren tendenziell zurückgegangen (effizientere Technik im Bereich Toilette oder Waschmaschine z.B.), dennoch gibt es keine Entspannung, insbesondere an warmen Wochenenden oder zu Spitzenzeiten wie beim Befüllen von Pools im April und Mai. Diese Spitzenzeiten erfordern eine hohe Einsatzbereitschaft des WVW-Teams, um Störungen schnellstmöglich zu beheben und eine konstante Wasserversorgung sicherzustellen.
Diese spannende und komplexe Technik der Wassergewinnung präsentiert die WVW auch gerne bei individuellen Gruppenführungen im Wasserwerk Winterbach. “ Mit diesen Führungen wollen wir das Bewusstsein für die Bedeutung der Wassergewinnung und -aufbereitung schärfen und für den sensiblen Umgang mit unserem Lebensmittel Nr. 1 werben”, betont Backes.
Einblicke in die EMSR-Technik bei der WVW: Zu Gast bei Marco Jochem
Die EMSR-Technik (Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik) umfasst die Technologien und Systeme, die zur Überwachung und Steuerung der Prozesse in der Wasserversorgung eingesetzt werden. Sie ermöglicht die präzise Messung, Steuerung und Regelung von Parametern wie Wasserstand, pH-Wert und Durchflussrate, um einen reibungslosen und effizienten Betrieb sicherzustellen.
Marco Jochem, Teamleiter ESMR-Technik, führte in der zentralen Leitstelle der WVW durch die hochmoderne digitale Steuerung und Überwachung der Wasserinfrastruktur.
„In der zentralen Leitstelle laufen alle Daten und Messwerten aus den Trinkwasserbohrungen, Wasserwerken, Aufbereitungsanlagen und Netzzählern zusammen. Damit können wir direkt erkennen, wie wir die Wasseraufbereitung und Hochbehälter steuern müssen”, erklärt Marco Jochem. „Wasserstand, Abläufe, pH-Werte – all diese Parameter haben wir ständig im Blick.“ Die digitale Überwachung ermöglicht es, Unregelmäßigkeiten wie Rohrstörungen sofort zu erkennen und zu beheben.
Ein autarkes System
Die zentrale Leitstelle überwacht das gesamte System, um sicherzustellen, dass die Trinkwasserbohrungen problemlos laufen und die Aufbereitung reibungslos funktioniert. Die EMSR-Technik gibt es seit den Anfängen der WVW, aber sie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. „Heute läuft alles über IP-Technologie. Wir haben ein eigenständiges System mit ca. 200 Kilometern Kabel, auf denen unsere eigenen Daten übertragen werden, was eine hohe Ausfallsicherheit gewährleistet.“

Eine weitere Innovation ist die mobile Überwachung. „Wir können direkt auf dem Handy sehen, wenn etwas passiert, und uns von zu Hause aus einwählen”, so Jochem. Der Alltag in der Leitstelle beginnt mit der morgendlichen Kontrolle der aufgelaufenen Daten, die uns direkt einen präzisen Überblick zum Status der Wasserversorgung des gesamten Landkreises St. Wendel liefert. Wartungsarbeiten im gesamten ESMR-Netz gehören ebenso zu den Aufgaben wie die ständige Weiterentwicklung und Modernisierung der bestehenden Anlagen.
Gut gerüstet für den Ernstfall
Für den Fall eines Blackouts im Stromnetz ist die WVW gut gerüstet. „Wir haben genügend Notstromaggregate, um den gesamten Landkreis auch in solchen Notfällen mit Trinkwasser versorgen zu können. Die Notstromaggregate laufen mit Diesel oder Heizöl“ erläutert Jochem. Die WVW verfügt über ein eigenes IP-Netz und eine eigene Telefonanlage, sodass die Kommunikation auch bei Stromausfällen aufrechterhalten werden kann. „Mit unserem autarken digitalen Netz in der Wasserversorgung stellen wir sicher, dass jedem weiterhin Trinkwasser zur Verfügung steht“, schließt Jochem.