Die St. Wendeler Land Nachrichten haben mit Axel Birkenbach, Leiter der Kulturabteilung der Kreisstadt St. Wendel über die Entstehung, Arbeitsweise, Projekte und Finanzierung des St. Wendeler Netzwerkes für Flüchtlinge gesprochen.
Das St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge, was ist das?
„Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Helferinnen und Helfern, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren. Der größte Teil unserer Helferinnen und Helfer sind Willkommens-Patinnen und -Paten. Wie der Name schon verrät, helfen diese den Flüchtlingen dabei sich in ihrer neuen Heimat willkommen zu fühlen und sich im Alltag zurechtzufinden. Darüber hinaus haben wir Patinnen und Paten in den Bereichen Sprache, Geselligkeit, Kultur und Sport.
Mittlerweile leben in St. Wendel und den Stadtteilen über 400 Geflüchtete. Die meisten haben sich, dank unserer engagierten ehrenamtlichen Helfer, gut eingefunden und integriert. Der Betreuungsbedarf ist in den letzten beiden Jahren zurückgegangen, aber einige benötigen nach wie vor Unterstützung. Speziell die Integrationsförderung spielt weiterhin eine grundlegende Rolle.“
Wie ist das St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge entstanden?
„Nachdem der Stadtrat im Dezember 2014 Maßnahmen zur Willkommenskultur für St. Wendel und zur Integration der zu erwartenden Flüchtlinge als dringend notwendige Aufgabe fixiert hatte, startete Bürgermeister Peter Klär einen Presseaufruf mit der Bitte, dass sich Ehrenamtliche und Vereine melden sollten, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen. Insbesondere im Jahr 2015 wuchs der Zustrom von Flüchtlingen kontinuierlich, da mussten wir handeln und konstruktive Maßnahmen ergreifen, um den Geflüchteten eine Stütze zu sein.
Am 22. April 2015 veranstaltete der Bürgermeister einen Informationsabend für Willkommenspaten und lud gleichzeitig zur Gründung des St. Wendeler Netzwerkes für Flüchtlinge ein. Noch am selben Abend trugen sich Interessierte in die ausgelegten Listen als Mitglieder des Netzwerkes ein. Zurzeit sind rund 80 Netzwerk- Mitglieder aktiv. Wir freuen uns, dass es so viele engagierte Helferinnen und Helfer gibt, ohne sie wäre die Arbeit nicht realisierbar.“
Wie arbeitet das St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge?
„ Wir brauchten ein Team aus verschiedenen Organisationsbereichen mit spezifischen Kenntnissen und Kontakten, um gemeinsam zentrale Angelegenheiten koordinieren und effektiv angehen zu können. So bildete sich der sogenannte Koordinierungskreis, das zentrale Gremium, das sich um die Angelegenheiten des Netzwerkes kümmert. Im Koordinierungskreis sind das Dekanat St. Wendel, die evangelische Kirchengemeinde, der Caritasverband, der Landkreis St. Wendel und die Kreisstadt St. Wendel vertreten. Der Koordinierungskreis trifft sich jährlich mehrfach, um wichtige Belange, aktuelle Themen, anstehende Informationstreffen, Vorträge oder Veranstaltungen zu planen. Unsere Netzwerk-Mitglieder versorgen wir über einen Mail- und Postverteiler möglichst tagesaktuell mit nützlichen und wichtigen Informationen.“
Welche Veranstaltungen und Projekte wurden bisher durchgeführt?
„Seit Juli 2015 haben wir Vortrags- und Informationsabende, etwa zu Themen wie“ Basiswissen für ehrenamtliche Helfer, Erfahrungsaustausch für Flüchtlingshelfer, Stolpersteine in der ehrenamtlichen Arbeit mit Flüchtlingen oder Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen“ angeboten. Darüber hinaus haben wir auch Festivitäten wie beispielsweise ein Begegnungsfest für Flüchtlinge, Ehrenamtliche und interessierte Bürgerinnen und Bürger, ein Sommerfest mit Wandertag und einen syrisch- deutschen Kulturabend veranstaltet; mit circa 100-200 Teilnehmern eine gute und erfreuliche Resonanz. In Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde vermitteln wir Supervisionsangebote für unsere Paten und Sprachschulungen für Flüchtlinge.
Das Café Miteinander wurde von den Kooperationspartnern Caritas Schaumberg- Blies/ Geschäftsstelle St. Wendel, Dekanat St. Wendel, Kreisstadt und Landkreis St. Wendel ins Leben gerufen. Es ist ein Treffpunkt für Flüchtlinge und Einheimische. Hier finden Bastelnachmittage, Sprachkurse, Frauentage und Alphabetisierungskurse statt. Erst vor kurzem fand hier ein gut besuchter syrischer Kulturtag statt, an dem die Geflüchteten für alle Besucher selbst gekocht haben. Insbesondere hier sind wir auf die ehrenamtliche Hilfe angewiesen, um regelmäßige Öffnungszeiten gewährleisten zu können.“
Wie finanziert sich das St. Wendeler Flüchtlingsnetzwerk?
„Das Personal, das von den Kooperationspartnern in den Koordinierungskreis entsandt wird, unterstützt die Netzwerkarbeit maßgeblich. Dank der Fördermittel des „ Sozialeministeriums“, Spenden der „Flüchtlingshilfe Saarland“ und weiteren kleineren Spendenmitteln ist es möglich den ehrenamtlichen Mitgliedern Auslagen zu erstatten, die ihnen im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Hilfeleistung entstehen, in erster Linie Fahrten zu Ärzten, in Kliniken und zu Behörden. Man sollte an dieser Stelle betonen, dass viele der Ehrenamtlichen auf diese Entschädigungen verzichten und sich ihrer freiwilligen Unterstützung von Herzen widmen. So ein soziales und hilfsbereites Miteinander muss man anerkennen und wertschätzen. Über weitere potentielle Netzwerk- Mitglieder würden wir uns freuen.“
Toll, dass es auch Organisationszusammenschlüsse gibt, die nicht nur den Geflüchteten, sondern gerade eben auch den ehrenamtlichen Helfern zur Seite stehen.
„Ohne die vielen Frauen und Männer, die ein Ehrenamt ausüben [… ] wäre unser Land um vieles ärmer und unser Gemeinwesen so nicht denkbar.“ [Helmut Kohl]