Sie ist wie eine alte Bekannte, die man jedes Jahr nur einmal trifft. Sie ist im Grunde sehr angenehm und verspricht viel Freizeit. Wenn man sie jedoch zu sehr beansprucht, kann sie schnell ungemütlich werden. Die Rede ist von der Zeit zwischen den Tagen. Sie heißt mancherorts auch „zwischen den Jahren“ und bezeichnet üblicherweise die Zeitspanne vom 27. Dezember bis Silvester bzw. Neujahr.
Wenn man in der Adventszeit an sie denkt, kann man schnell ins Schwärmen geraten. Fünf volle Tage, an denen man Urlaub hat, die aber keine Feiertage sind. Eine ganze Arbeitswoche ohne Arbeit – was soll man mit der ganzen Freizeit bloß anfangen? Manche neigen dazu, die Zeit zwischen den Tagen als terminliche Abstellkammer zu missbrauchen, sodass die eigentlich geruhsamen Tage zum labilen Ende einer langen Bank werden, auf die man alles schiebt.
„Wann solle ma dann die Winterwanderung mem Kegelclub mache?“ – „Ei, zwesche de Dae!“ Solche Vereinbarungen kennt fast jeder im Landkreis St. Wendel. Es ist absolut zu empfehlen, sich im Vorfeld so wenig wie möglich vorzunehmen. An alle Studenten, die beispielsweise zwischen den Tagen das komplette Semester wiederholen wollten: Allein die Tatsache, dass ihr jetzt diesen Text und nicht die Vorlesungsunterlagen lest, ist sehr aussagekräftig.
Reizt man die Verlockungen der gut ausgestatteten Bekannten trotzdem aus, ist das Ergebnis der sogenannte Freizeitstress – eine Fülle an Terminen, die eigentlich freiwillig sind und die man sich selbst auferlegt hat, die in der Summe jedoch zu Hektik führen. Wenn man nicht vorsichtig mit seiner freien Zeit umgeht, kann der Terminkalender zwischen den Tagen also schnell aus allen Nähten platzen. Am 27. Dezember könnte etwa der spätweihnachtliche Verwandtschaftsbesuch anstehen. Unmöglich, alle Großtanten und Cousins in den Feiertagen unterzubringe Am 28. folgt die Winterwanderung, die in diesem Jahr eher eine Spätsommerwanderung ist, bei der man die alkoholhaltige Wegzehrung besser in einer Kühlbox transportiert. Der 29. ist für spaßige Aktivitäten wie Auto putzen und Regenrinne reparieren vorgesehen. Erst mittags fällt einem wieder ein, dass abends ja das Treffen des Abiturjahrgangs stattfindet. Oh Leck, wieder fettiges Essen und Alkohol. Am 30. klappert man mit seinem Kater Bau- und Getränkemärkte ab, um endlich für die Silvesterfeier gerüstet zu sein. Gerüstet sollte man auch für den 60. Geburtstag des Nachbars sein. Tag der offenen Tür – die gesellschaftliche Konvention und der gemeinsame Gartenzaun zwingen dich zur Teilnahme! Am Silvestermorgen muss noch der Partykeller hergerichtet werden und der seit zwei Tagen geplante Mittagsschlaf wird von den Chinaböllern der Kids atmosphärisch untermalt. Um 17 Uhr bringen dir die Kumpels die Ergänzungs-Bierzeltbänke und das Fass, das laut MHD noch heute getrunken werden sollte. Zum Wohl, du hast die Zeit zwischen den Tagen überstanden!