Wenn man sich entschieden hat zu heiraten, kommt früher oder später immer auch die Frage, ob man auch eine kirchliche Trauung möchte. Doch wie läuft so eine Trauung eigentlich ab? Und ist das heute überhaupt noch attraktiv für junge Paare?
Wir haben Pastor Leist einige Fragen rund um die katholische Trauung gestellt.
Wie läuft die Vorbereitung auf die Trauung normalerweise ab?
„Es ist zunächst einmal so, dass eine kirchliche Trauung deutlich intensiver vorbereitet wird, als eine standesamtliche Hochzeit. Es reicht dabei nicht aus, dass die Paare hier anrufen und sagen, wann sie heiraten wollen und dann geht das.
Zunächst müssen wir prüfen, ob die präferierte Kirche an dem gewünschten Tag noch frei ist, dann wird geschaut, ob alle Unterlagen vorhanden sind und es kirchenrechtlich möglich ist, zu heiraten, das heißt, dass keine Ehehindernisse vorliegen.

Wenn das alles geklärt ist, treffe ich mich dann drei Mal mit dem Brautpaar. Dadurch lerne ich die beiden auch ein wenig kennen, was mir besonders wichtig ist.
Beim ersten Treffen nehmen wir dann zunächst alle Daten auf und besprechen grundlegende Details. Dabei beantwortet das Brautpaar auch die Fragen aus dem Ehevorbereitungs-Protokoll. Bei diesem Treffen gebe ich den Paaren dann auch schon Lesungs- und Evangelien- sowie Gebetstexte, Liedervorschläge und Gestaltungselemente mit, mit denen sie sich beschäftigen sollen. Ich lege großen Wert darauf, das Brautpaar aktiv in die Vorbereitung einzubinden, denn es ist schließlich ihre Trauung und die sollte auch von ihnen individuell mitgestaltet werden.
In einem zweiten Treffen, meisten vier bis fünf Wochen vor der Trauung bringen sie dann ihre Gestaltungselemente mit und wir bauen den Gottesdienst gemeinsam auf.
Das letzte Treffen findet etwa eine Woche vor dem großen Tag statt. Hier bespreche ich mit dem Paar den Gottesdienst nochmal speziell durch und erkläre ihnen auch den Trauungsritus. Sozusagen als „Trockenübung“.
Dabei erkläre ich ihnen auch nochmal ganz praktische Sachen, wie zum Beispiel, dass sie sich während des Eheversprechens gegenseitig ansehen sollen. Die meisten Paare schauen nämlich automatisch auf den Pastor. Wichtig ist, dass dem Brautpaar die Angst genommen wird, es könnte etwas falsch machen und der Hinweis, dass sie trotzdem aufgeregt und angespannt sein dürfen, denn es ist schließlich eine einmalige und unwiederholbare Feier.
Durch diese Treffen lernen wir uns gegenseitig besser kennen, es entsteht ein Vertrauensverhältnis und erleichtert mir, eine Predigt zu konzipieren, die auf das entsprechende Brautpaar abgestimmt ist.“
Halten Sie dann auch eine Predigt, die auf das Paar zurechtgeschnitten ist?
„Ja, das auf jeden Fall. Darauf legen die Brautpaare auch einen großen Wert, dass es persönlich sein soll. Und da sind dann auch humorvolle Episoden dabei, bei denen die Gäste, die diese dann kennen, auch mal lachen und die Feier nicht allzu starr erlebt wird. „
Und wollen die Brautpaare diese intensive Vorbereitung auch?
„Ja, doch, die meistens schon. Das kommt aber auch ein wenig darauf an, wie man sie begleitet. Ich versuche den Brautpaaren immer zu zeigen, was sie von sich auch einbringen und selbst entscheiden können. Dabei mache ich immer wieder die Erfahrung, dass sie das gerne annehmen. Ich habe ja zum Beispiel das angesprochene Heftchen mit dem Leitfaden, mit den verschiedenen Texten, Gebeten, Trauungssprüchen und Liedern und sage den Brautpaaren, dass sie zuhause mal eine Art Spiel spielen sollen. Und zwar soll jeder sich drei biblische Texte aussuchen und dem anderen nichts davon sagen. Wenn beide dann ihre Texte haben, kann man dann nach Überschneidungen schauen. Bisher hat auch jedes Paar einen gemeinsamen Text gefunden und bei der Vorbereitung gut mitgewirkt. Die jungen Leute machen dies sehr gerne, weil sie dabei erleben, dass es wirklich ihr ureigener Gottesdienst ist und die Freude darauf wächst.“
Wie läuft dann die Trauung genau ab?
„Es gibt ja drei verschiedene Formen der Trauung. Die erste Form ist die althergebrachte traditionelle Form des Brautamtes, also Trauung in der Heiligen Messe. Die katholische Kirche versteht die Hochform ihrer liturgischen Feier in der Eucharistie und da hat die Trauung dann ihren festen Platz. Zunächst kommen die Lesung und das Evangelium mit Predigt, danach kommt die Trauung, dann Fürbitten und dann die Eucharistiefeier mit Spendung der Heiligen Kommunion.
Die zweite Form, für die sich mittlerweile die meisten Paare entscheiden, ist die katholische Trauung mit einem feierlichen Wortgottesdienst. Da hat man dann auch noch einen etwas größeren Spielraum, um eventuell andere Elemente einzubauen. Zum Beispiel kann man im Wortgottesdienst auch eine Taufe einbinden.
Die dritte Form ist dann die ökumenische Trauung, das heißt wenn ein katholischer Priester beziehungsweise Diakon und ein evangelischer Pfarrer/in die Trauung gemeinsam vollziehen. Dabei gibt es die ökumenische Trauung kirchenrechtlich jedoch nicht. Nach dem Kirchenrecht ist man katholisch verheiratet, wenn man in der katholischen Kirche heiratet und evangelisch, eben in der evangelischen Kirche. Das Brautpaar hat diesbezüglich schon die Entscheidung getroffen, wenn sie sich im Pfarramt für den Trauungstermin melden.“
Ist eine katholische Trauung überhaupt noch attraktiv für junge Paare?
„Für einen gläubigen Menschen, der in der Kirche und die Kraft des Sakramentes glaubt, ist diese Form der Trauung wichtig und auch selbstverständlich. Wenn ein Mensch sich Gottes Segen für die gemeinsame Liebe wünscht, dann bleibt dieses Sakrament stets attraktiv in seiner Bedeutung. Heutzutage können wir auch vieles unbegrenzt austauschen, da kann eine von Gott verbundene Ehe ein starkes Band sein, dass dem Paar Kraft spendet, auch schwierige Zeiten zu bestehen.“
Worin unterscheiden sich in der katholischen und der evangelischen Kirche die Trauungen? Stimmt es, dass evangelische Trauungen viel lockerer sind?
„So unterschiedlich sind die eigentlich gar nicht. Das merkt man auch an den ökumenischen Trauungen. Natürlich gibt es Elemente im Trauungsritus, die einfach sein müssen. Die gehören einfach dazu. Die katholische Kirche versteht die Eheschließung als Sakrament. In der evangelischen Kirche ist die Eheschließung nach den Worten Martin Luthers „Ein weltlich Ding.“ Das Wort Gottes ist ein ganz wichtiges Element in beiden Kirchen oder auch die Fragen, die für das Sakrament der Ehe beantwortet werden müssen. Das kann man nicht einfach weglassen, denn in der katholischen Kirche zeigt sich darin die Gültigkeit des sakramentalen Geschehens. Aber wir haben auch viele Gestaltungsmöglichkeiten, die man einsetzen kann, wenn es gewünscht ist. Und so ist das in der evangelischen Kirche eigentlich auch.“
Eine Regel der Katholischen Kirche ist ja, dass man nicht mehr heiraten darf, wenn man mal geschieden wurde, warum ist das so?
„Die Kirche hält sich dabei ganz klar an die Weisungen Jesu, wenn einer verheiratet ist und das Band der Ehe noch besteht, ist eine zweite kirchliche Trauung nicht möglich, da sind wir an die Heilige Schrift und an das Gotteswort gebunden. „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“, heißt es im katholischen Trauritus. Aber wenn eine solche vorhergegangene kirchliche Trauung noch nicht bestand, gibt es mittlerweile ganz viele Möglichkeiten, wie wir ein Paar trotzdem trauen können, denn es bestehen keine Ehehindernisse. Wenn zum Beispiel die Ehepartner verstorben sind, oder auch wenn ein Partner aus der Kirche ausgetreten ist beziehungsweise einer anderen Religion angehört, ist eine Eheschließung möglich, denn jeder katholische Christ, der zur Kirche gehört, hat das Recht auf eine kirchliche Eheschließung.“
Hatten Sie schon mal Paare, bei denen Sie dachten, dass das mit der Ehe nichts wird und wenn ja, wie sind sie damit umgegangen?
„Grundsätzlich sind das menschliche Befindlichkeiten, wenn ich persönlich denke, dass es nicht passt. Aber ich kann mich da ja auch irren. Solche Gedanken kommen schon mal, das ist ganz klar, und wenn man das auch wie ich, schon seit 32 Jahren macht, hat man auch ein Gefühl und Gespür dafür. Aber ich bin nicht der Herr über die Herzen der Menschen, wenn diese zwei Menschen zu mir kommen und darum bitten, sich das Sakrament der Ehe spenden zu wollen, ist es meine Aufgabe, sie hierfür vorzubereiten, zu begleiten und bei der Spendung der Trauung zu assistieren.
Ich muss dieses Paar trauen, ich kann zwar notfalls sagen, dass ich es persönlich nicht mache, muss mich aber dann darum kümmern, dass ein anderer Pastor das übernimmt. Mir ist natürlich aber auch die Freiheit gegeben, ihnen zu raten, dass sie noch mal darüber nachdenken sollten, wenn meine Bedenken wirklich sehr groß sind.“
Was raten Sie Paaren, die heiraten wollen?
„Eigentlich bin ich nicht in der Position, den Paaren etwas zu raten. Ich habe zwei Menschen vor mir, die für sich in einer Lebensgemeinschaft Verantwortung übernehmen wollen und um den Segen Gottes hierfür bitten. Das freut mich und animiert mich, das so gut wie möglich auch zu tun. Ich kann sie dabei einladen, in der ehelichen Gemeinschaft, in der neuen Familie, aus dem Glauben heraus zu leben. Weil der Glaube das Leben glücklicher, erfüllter und stärker macht und die Erfahrung auch zeigt, dass Menschen, dort wo sie aus dem Glauben heraus leben und den Glauben auch gemeinsam praktizieren, in ihrer Beziehung zueinander gestärkt sind und Ehen weniger zerbrechen als bei Menschen, die nicht gläubig oder kirchlich gebunden sind.
Es ist doch völlig klar, dass es auch in kirchlich geschlossenen Ehen Höhen und Tiefen gibt, dafür sind wir Menschen und jeder Mensch ist ein freies Individuum. In jeder Ehe gibt es Sonnenschein, aber auch Regen und auch mal Gewitter und Sturm, aber all das braucht auch eine gesunde Beziehung, um auf Dauer zu bestehen.
Außerdem möchte ich den Brautleuten immer mit auf den Weg geben, dass sie miteinander im Gespräch bleiben, sich niemals längere Zeit anschweigen und nebeneinander her leben. Vergebung und Verzeihung sind Grundelemente des menschlichen Zusammenlebens, gerade auch in der ehelichen Gemeinschaft. Im Trauungsritus wird darauf hingewiesen, dass die beiden jetzt „eins“ sind, aber trotzdem sind es noch zwei eigenständige Persönlichkeiten, die auch ein Lebensmodell in sich tragen. Jeder hat seine Hobbies, seine Freunde und Eigenarten und die soll er auch behalten dürfen, um das Miteinander zu ergänzen und zu vervollkommnen.“