WFG-Wirtschaftskolumne: Fachkräfte(m)angel

Julian Schneider Wirtschaftskolumne
Kolumnist: Julian Schneider, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH

„Du kannst den schönsten Ort der Welt erträumen, erschaffen, designen und bauen – aber es braucht Menschen, um den Traum Realität werden zu lassen.“

Walt Disney hat es mit seinen Worten bestens zusammengefasst: Der wahre Wert eines Unternehmens liegt darin, die richtigen Mitarbeiter zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu vereinen.

Es sind selten die Marken, Produkte, Dienstleistungen oder Strukturen allein, die den Erfolg eines Unternehmens bedingen. Vielmehr ist es der Einsatz, das Herzblut, das Wissen und das Miteinander eines großartigen Teams, die im Verbund den entscheidenden Beitrag zur Realisierung der Ziele leisten. Identifizieren sich die Mitarbeitenden mit der Mission des Unternehmens und stehen für diese ein, ist sehr viel erreicht. Umso wichtiger ist es, Zeit zu investieren, um Talente ausfindig zu machen, sie zu halten und nachhaltig zu fördern.

Leichter gesagt als getan, könnte mancher Unternehmer zurecht antworten. Der Fachkräftemangel ist schließlich in vielen Branchen omnipräsent – und das nicht erst seit ein paar Jahren.

Schon seit den Siebzigern gibt es Entwicklungen, die den Bedarf nach qualifiziertem Personal verstärkten. Nachstehend nur ein paar Beispiele: eine geringere Anzahl an Geburten im Vergleich zu den Sterbefällen, zunehmende Berufsspezialisierungen, höhere Qualifikationserfordernisse oder höhere Bereitschaft der Arbeitnehmer, den Arbeitgeber zu wechseln.

Trotz der frühzeitigen Bedarfserkennung wurde der Fachkräftemangel erst um die 2000er Jahre zu einem eigenen Phänomen und blieb als strukturgreifende Herausforderung bestehen. Allgemein wird von einem Fachkräftemangel gesprochen, wenn in einem Wirtschaftsraum (z. B. Deutschland) mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen als passendes, qualifiziertes Personal. Es herrscht eine Verknappung verfügbarer Fachkräfte vor.

Diese Entwicklung betrifft dabei nicht alle Berufsgruppen gleichermaßen, sondern konzentriert sich häufig auf bestimmte Branchen: Während es den klassischen BWLer häufig wie Sand am Meer gibt, sieht es bei den Gesundheits-, Pflege-, MINT- (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) oder Handwerksberufen eher ernüchternd aus. Hier zeichnet sich häufig ein drastisches Bild, wie unterschiedliche Studien zeigen:

Das Institut für Wirtschaft kalkuliert, dass bis 2031 im MINT-Bereich über 280.000 Fachkräfte fehlen werden. Bei den Pflegekräften sind es bis zum Jahr 2035 über 490.000 Personen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie prognostiziert, dass bis 2060 ca. ein Drittel weniger Erwerbstätige zur Verfügung stehen. Diese Zahlen zeigen, welche entscheidende Entwicklung mit dem Fachkräftemangel einhergeht.

Welche Möglichkeiten bieten sich nun dem einzelnen Unternehmen an, um dem eigenen Fachkräftebedarf gerecht zu werden?

Hier kommt die Arbeitgebermarke ins Spiel. Beim sogenannten Employer Branding geht es darum, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber und das eigene Unternehmensimage zu stärken. Falls noch nicht geschehen, können Unternehmen ihre Arbeitszeit flexibler gestalten und damit an die Bedürfnisse der neuen Arbeitswelt anpassen. Je nach Berufsgruppe ist das Angebot von Home-Office ein Benefit, den junge Menschen anerkennen, wenn nicht sogar erwarten. Vielleicht besteht die Möglichkeit eine Stunde Betriebssport oder betriebliches Gesundheitsmanagement anzubieten? Werbung in eigener Sache: Nehmen Sie Kontakt mit dem Verein Region Vital auf, dort wird Ihnen geholfen). Recruitment-Events sind sinnvoll, bei denen junge Menschen einen Tag lang den Betrieb kennenlernen. Es kann auch helfen, dem Job einen attraktiven Titel zu geben. Ein spannendes Video zum Unternehmen und eine ansehnliche Homepage unterstützen sicherlich auch. Die Liste lässt sich um unzählige Beispiele erweitern und zeigt zudem einen essenziellen Bedarf auf:

Es ist in der heutigen Zeit sehr wichtig, sich mit der eigenen Arbeitgebermarke zu beschäftigen. Stellen Unternehmen ihre eigenen Stärken kontinuierlich heraus, stärken sie ihren Personalbeschaffungsprozess ganz entscheidend und damit die Suche nach geeigneten Fachkräften.

Zum Autor: 

Julian Schneider ist seit Januar 2021 Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land MBH. In seiner, immer am letzten Donnerstag des Monats erscheinenden Kolumne bringt er Wirtschaftsthemen verständlich und hochaktuell ins St. Wendeler Land.

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