An der Gemeinschaftsschule Marpingen hat sich die große Pause am Dienstag zu einem besonderen Ereignis entwickelt. Seit Schuljahresbeginn nehmen die Schülerinnen und Schüler begeistert am EU-Schulprogramm „Obst und Gemüse“ teil, das ihnen wöchentlich frische Vitamine auf den Pausenteller bringt.
Jeden Montag trifft eine bunte Lieferung in der Schulküche ein: Ein regionaler Lieferant bringt Äpfel, Bananen, Nektarinen, verschiedenfarbige Paprikaschoten sowie Gurken in allen Formen und Größen. Am darauffolgenden Tag verwandeln fleißige Helfer unter Einhaltung sämtlicher Hygienevorschriften diese Zutaten in appetitliche Obst- und Gemüseplatten.
„Zuerst waschen wir alles gut ab“, berichtet Antonino Cavallaro, Siebtklässler und erfahrener Küchenhelfer. Anschließend werden die Zutaten portioniert und kunstvoll auf Tellern und Platten arrangiert. Die Ergebnisse gleichen kleinen Kunstwerken – farbenfroh geschichtet und appetitlich präsentiert.
„Das Auge isst ja bekanntlich mit“, betont Konrektorin Vera Hahnen, die das Projekt an der Schule koordiniert. Sie sieht in der Initiative weit mehr als nur eine Pausenverpflegung. Die moderne Ernährungsweise mit ihrem Übermaß an Zucker und Geschmacksverstärkern lasse den natürlichen Geschmack von Lebensmitteln oft in den Hintergrund treten. Das gemeinsame Essen sei nicht nur für die körperliche Versorgung wichtig, sondern auch eine kulturelle und sinnliche Erfahrung, die im Schulalltag häufig zu kurz komme.
Die Resonanz gibt dem Konzept recht: Wenn die Zehntklässler die Platten in der zweiten großen Pause an die jüngeren Mitschüler verteilen, herrscht regelrechter Andrang. Innerhalb von 15 Minuten sind sämtliche Platten restlos geleert – keine einzige Obst- oder Gemüsescheibe bleibt übrig.
Das Programm beschränkt sich nicht auf die reine Nahrungsaufnahme. „Unser Ziel ist es, dass die Kinder die Herkunft, die Herstellung sowie die Reife- bzw. Erntezeit verschiedener Obst- und Gemüsesorten kennen“, erläutert Hahnen. Die Schüler sollen lernen, Lebensmittel wieder wertzuschätzen und ihren Geschmackssinn zu entwickeln.
„Ein nicht unbedeutender Nebeneffekt ist, dass die Kinder in Gemeinschaft zugreifen und sich auch über das Essen und seinen Geschmack unterhalten, beides Aspekte, die heute viel zu oft vernachlässigt werden“, ergänzt Vivian Pollner. Die Zehntklässlerin engagiert sich zusätzlich in der Aktionsgruppe Faires Saarland für fair gehandelte Produkte.
Das EU-Schulprogramm existiert seit 2009, wobei das Saarland von Beginn an teilnahm. Im laufenden Schuljahr profitieren landesweit etwa 34.000 Schülerinnen und Schüler an Grund- und weiterführenden Schulen von der Initiative. Jedes Kind erhält wöchentlich 200 Gramm saisonales Obst und Gemüse, das von regionalen Erzeugern und Händlern geliefert wird. Die Finanzierung übernimmt die Europäische Union, während das saarländische Bildungsministerium die Organisation koordiniert.