„Namborn ist lebens- und liebenswert“ – Interview mit Bürgermeister Theo Staub

Die Gemeinde Namborn ist eine Wohngemeinde im Herzen des St. Wendeler Landes. Die rund 7.300 Einwohner verteilen sich auf zehn Ortsteile. Wir haben mit Bürgermeister Theo Staub (SPD) über seine Gemeinde gesprochen.

wndn.de: Herr Staub, wenn ihr Kollege Werner Laub im Sommer in Ruhestand geht, sind Sie der Dienstälteste Bürgermeister im St. Wendeler Land. Sehnen Sie sich noch nicht nach der Rente?

Theo Staub: Ab dem 01. August bin ich der Senior-Bürgermeister im St. Wendeler Land. Als ich im März 2001 erstmals zum Bürgermeister der Gemeinde Namborn gewählt wurde, ging ein Lebenstraum für mich in Erfüllung. Die Arbeit als Bürgermeister macht mir nach wie vor viel Spaß. Gewählt bin ich bis Ende September 2019.

wndn.de: Im Gemeinderat stellt die CDU die Mehrheit. Macht das Bürgermeisteramt unter diesen Voraussetzungen überhaupt Spaß?

Theo Staub: 93 Prozent aller Gemeinderatsbeschlüsse erfolgten in den letzten fünf Jahren einstimmig, sechs Prozent mehrheitlich. Lediglich ein Prozent der Beschlussvorlagen wurde abgelehnt bzw. inhaltlich verändert. Dies ist ein Beweis für eine gute Zusammenarbeit innerhalb der Fraktionen und der Verwaltung. Es gab auch einige Entscheidungen, die nicht in meinem Sinne waren. Aber dies ist halt gelebte Demokratie.

wndn.de: Namborn ist eine Gemeinde ohne große Wirtschaftskraft und touristische Highlights. Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Gemeinde?

Theo Staub: 350.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen hat Namborn im jährlichen Durchschnitt, davon müssen wir noch rund 40.000 Euro an Gewerbesteuerumlage bezahlen. Wir sind im Bereich der Gewerbesteuer die „ärmste“ Gemeinde im Saarland. Die Wirtschaftskraft der Gemeinde ist gering.
Tourismus ist in Namborn, wenn man ihn unter finanziellen Gesichtspunkten sieht, eigentlich nicht vorhanden. Es gibt nur eine geringe Wertschöpfung. Die Liebenburg und der Premiumwanderweg „Schmugglerpfad“ werden gut besucht.
Die Stärken unserer Gemeinde liegen in der Kinder- und Familienfreundlichkeit (3 kommunale Kindergärten mit weitreichendem Angebot, moderne Grundschule, freiwillige Ganztagsschule, viele Vereine mit Jugendabteilungen, allen voran der TV Liebenburg, ausreichende Spielplätze, Kinderferienprogramme), in den guten Einkaufsmöglichkeiten, in den herrlichen Landschaften, in den ausreichenden Ärzte- und Dienstleistungsangebote und in der hervorragenden Infrastruktur (gut ausgebautes Straßen-, Radwege- und Wanderwegenetz) sowie in  einer bürgerfreundlichen Verwaltung (z. B. bei uns bestimmt in der Regel das Brautpaar den Tag, den Ort und die Uhrzeit der Eheschließung). Schneller und kompletter Breitbandausbau ist in allen 10 Ortsteilen vorhanden, ebenso günstige Bahn- und Busverbindungen. Positiv ist auch die Nähe zu St. Wendel und die B 41 zu erwähnen. Genügend und preisgünstige gemeindliche Bauplätze ohne Baufristen sind vorhanden. Zusammenfassend ist zu sagen: Namborn ist lebens- und liebenswert mit einem ausgeprägtem Naherholungspotential.

wndn.de: Aktuell gibt es erfreuliches aus Ihrer Kommune zu berichten: Sie planen den aktuellen Haushalt mit einem Überschuss. Das interessiert uns!

Theo Staub: Im Ergebnishaushalt (Summe der Erträge und Aufwendungen) ist ein Fehlbedarf von ca. 318.000 Euro ausgewiesen, der aus nicht gedeckten Abschreibungen herrührt. Dies hat keine finanziellen Auswirkungen, allerdings wird unser Eigenkapital dadurch verringert.
Im Finanzhaushalt (Summe der Einzahlungen und Auszahlungen) erwirtschaften wir erstmals seit 1995 wieder einen Überschuss und zwar in Höhe von rund 67.000 Euro. Darauf kann die Gemeinde stolz sein.
Im Haushaltsjahr 2016 ist keine Erhöhung der Grundsteuer A, der Grundsteuer B, der Gewerbesteuer, der Hundesteuer, der Vergnügungssteuer, der Kindergartenbeiträge, der Abwassergebühren und der Friedhofsgebühren vorgesehen. Dies ist ebenfalls eine gute Nachricht für unsere Bürgerinnen und Bürger.

wndn.de: Was sind die größten Projekte in Namborn in den nächsten Jahren?

Theo Staub: Der Umzug des Kindergartens Furschweiler in die ehemalige Grundschule (Annenschule) ist in diesem Jahr unser größtes Projekt (veranschlagte Kosten ca. 450.000 Euro).  Das zweite große Projekt ist die energetische Gebäudesanierung der Marienschule für geschätzte Kosten in Höhe von 255.000 Euro (hier gibt es einen Landeszuschuss von 90 Prozent).
Für 2017 ist als größte Maßnahme die Anschaffung eines neuen Unimogs und einer multifunktionalen selbstfahrenden Maschine für rund 260.000 Euro vorgesehen (90 Prozent Landeszuschuss wird erwartet). Weitere Investitionen über 100.000 Euro sind für 2017 noch nicht geplant.

wndn.de: Derzeit wird überall im Land das Thema „Zusammenlegung von Kommunen“ diskutiert. Was halten Sie persönlich davon?

Theo Staub: Im März 2017 sind Landtagswahlen. Danach werden wir wissen, ob eine Zusammenlegung von Gemeinden im Saarland erfolgt. Es gibt viele Gründe für und gegen eine Zusammenlegung von Gemeinden. Einen kurz- bis mittelfristigen finanziellen Einsparerfolg wird es durch Zusammenlegungen meines Erachtens nicht geben.
Der Altersdurchschnitt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Kindergärten ausgenommen – liegt über 50, so dass „finanzielle Erfolge“ sich erst ab den Jahren 2025 abzeichnen. Sicherlich gibt es Bereiche, in der jetzt schon interkommunale Zusammenarbeit möglich ist bzw. bereits zusammengearbeitet wird.
Wie Sie vielleicht wissen, findet zurzeit im Landkreis St. Wendel unter Federführung der Bertelsmann-Stiftung das Projekt „Interkommunale Zusammenarbeit im Landkreis St. Wendel – gemeinsam die Zukunft gestalten“ statt. Alle Gemeinden und der Landkreis nehmen daran teil. Möglichkeiten in folgenden Bereichen wurden und werden untersucht: EDV, Standesamt, Haushalt, Vollstreckung, Personalabrechnung, Überwachung des fließenden Verkehrs, Rentenberatungen, Kindergärten, Bauhof, Immobilien, Beschaffung und Waffenwesen. Im Oktober soll das Projekt abgeschlossen sein.
Ich begrüße dieses Projekt und werde mich einer Zusammenarbeit nicht verschließen. Wie so oft im Leben, liegen die Probleme noch im Detail. Diese auszuräumen, wird uns noch eine Weile beschäftigen.

Das Interview führten Tobias Scheid und Michael Scholl

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