Gymnasium Wendalinum gedenkt 100. Geburtstag von Fritz Berl mit Live-Schaltung

Foto: Klasse 10a des Wendalinum Fotografin: Josefine Miller

Am 29. August 2025 erlebten Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a des Gymnasiums Wendalinum einen außergewöhnlichen Geschichtsunterricht. Gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin Josefine Miller und dem Adolf-Bender-Zentrum gedachten sie des 100. Geburtstags von Fritz Berl, einem ehemaligen jüdischen Mitbürger St. Wendels.

Fritz Berl kam 1925 als Sohn des Kaufmanns Eugen Berl und dessen Frau Erna zur Welt. Seine sorgenfreien Kinderjahre endeten abrupt mit der Saarabstimmung 1935 und dem wachsenden Judenhass. Am 14. November 1938, wenige Tage nach der Reichspogromnacht, musste er als letzter jüdischer Schüler das damalige Jungengymnasium Wendalinum verlassen – begleitet von einer demütigenden Ansprache. Ein Jahr später rettete er sich über die deutsch-italienische Grenze nach Palästina und entging so dem Schicksal vieler St. Wendeler Juden.

Die Zehntklässler starteten ihren Gedenktag mit einer ausführlichen Darstellung über das Familienschicksal der Berls während der NS-Zeit. Im Anschluss machten sie sich auf den Weg zu wichtigen Gedenkorten ihrer Stadt. In der Schlossstraße 6/8 säuberten einige Jugendliche behutsam den Stolperstein von Erna Berl vor dem früheren Wohnhaus der Familie. Die Route führte weiter zum Eugen-Berl-Platz bei der evangelischen Kirche – einer von „Sieben Orten gegen das Vergessen“ – und zur neu errichteten Gedenkstätte für die verfolgten jüdischen Bürger auf dem Kirchenvorplatz.

Bewegende Momente hielten die Schüler fotografisch fest. Diese Bilder teilten sie später mit Adi Gold, dem in Haifa lebenden Enkel von Fritz Berl, während einer Videokonferenz. Die Jugendlichen nutzten die einmalige Gelegenheit für zahlreiche Fragen: Sie interessierten sich für die Fluchtgeschichte des Großvaters, für Golds heutiges Leben, seine Einstellung zu Deutschland und seine Einschätzung der gegenwärtigen Lage in Israel.

Der Enkel des Vertriebenen antwortete aufgeschlossen und nachdenklich. „Sich erinnern – damit es nicht vergessen wird und sich nie mehr wiederholt“, fasste ein Beteiligter die Botschaft des Tages zusammen. Seine offenherzigen und warmherzigen Antworten schufen eine Atmosphäre des intensiven Austauschs zwischen den Generationen und über Kontinente hinweg.

Die unmittelbare Begegnung verwandelte abstraktes Geschichtswissen in greifbare Erfahrung. Durch persönliche Schilderungen und gefühlvolle Momente wurde Vergangenheit lebendig. Die Veranstaltung prägte die Teilnehmer nachhaltig: Sie verdeutlichte die Bedeutung aktiver Erinnerungsarbeit zur Verhinderung künftiger Gräuel und förderte gleichzeitig die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft.

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