Ein halbes Jahr Arbeit

„Fluchtpunkt Saargebiet“ – Erinnerungsprojekt an GeS St. Wendel abgeschlossen

(Foto: Celina Grasse)

11 Jugendliche aus der 10. Klasse der Gemeinschaftsschule St. Wendel haben über ein halbes Jahr lang an dem Erinnerungsprojekt „Fluchtpunkt Saargebiet – Lebenswege verfolgter Menschen 1933-35 und der Bezug zur Gegenwart“ des Adolf-Bender-Zentrums teilgenommen.

Die Schüler:innen erarbeiteten sich in mehreren außerschulischen Workshops verschiedene Themengebiete, u.a. die Geschichte und Bedeutung des Saarlandes. Das Saargebiet befand sich in den Jahren 1933-35 in einer Sondersituation, da es seit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages 1919 unter der Regierung des Völkerbundes stand. Zahlreiche frühe Opfer des Nationalsozialismus nutzten es nach der „Machtergreifung“ Hitlers als Fluchtpunkt, als Zwischenstation zur Emigration sowie als Ort zur Vernetzung mit Gleichgesinnten. „Dieser Aspekt der NS-Geschichte führt bislang eher ein Schattendasein, obwohl er aufgrund des Themenkomplexes Flucht, Verfolgung und Widerstand aus heutiger Sicht hervorragende Möglichkeiten zur Verzahnung mit gesellschaftlichen Entwicklungen der Gegenwart bietet“, sagt Projektleiterin Celina Grasse vom Adolf-Bender-Zentrum.

Zahlreiche Persönlichkeiten wie Marie Juchacz, Johanna Kirchner oder Gustav Regler flüchteten ins Saargebiet und organisierten von dort ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Jugendlichen an der Gemeinschaftsschule St. Wendel entschieden sich für die Biografie von Franz Schramm, einem politisch Verfolgten des Hitler-Regimes. Anhand von Widergutmachungsakten des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945 Frankfurt und der Gedenkstätte KZ-Osthofen erarbeiteten sie, welche Folgen der Widerstand für Franz Schramm und seine Familie hatte. Grasse: „Ein begleitender archivpädagogischer Workshop des Studienkreises und die Fahrt in das Konzentrationslager Osthofen mussten coronabedingt leider ausfallen. Dafür konnten die Schüler:innen in einem Online-Zeitzeugengespräch mit Horst Bernard in Austausch treten. Sie lauschten tief beeindruckt den Erzählungen Bernards, der über die Flucht seiner Familie, seine Exiljahre in Südfrankreich und die Rückkehr nach Deutschland nach Ende des 2. Weltkrieges erzählte. Dies bot die Möglichkeit eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen, in dem sich die Jugendlichen mit Flucht und Asyl in der heutigen Zeit befassten.“

Während der Projektlaufzeit verarbeiteten die Schüler:innen ihre Ergebnisse mittels Tablets und Apps wie ComicLife3 und FlipaClip zu Gedichten, Comics und Filmclips über das Thema Flucht und Asyl sowie Franz Schramm. „Das Feedback fiel durchweg positiv aus. Die Teilnehmenden berichteten u.a. davon, dass sie es gut fanden mehr über die Geschichte zu erfahren, insbesondere welche Rolle das Saargebiet spielte“, sagt Grasse. Eine Schülerin möchte in Zukunft „mehr Verständnis für Ihre Mitmenschen aufbringen, da man im Vorfeld nicht weiß, welche Vergangenheit jemand mit sich trägt.“

In dem Projekt „Fluchtpunkt Saargebiet“ geht es nicht allein um das Erinnern. Es solle auch eine Brücke in die gegenwärtige Gesellschaft bauen, um aktuellen Facetten von Flucht und Asyl, Verfolgung und Widerstand und der Frage nach Möglichkeiten der Stärkung und Bewahrung demokratischer Strukturen nachzugehen.

Weitere Projektgruppen finden an der Gemeinschaftsschule Marpingen, Freisen und Nohfelden-Türkismühle statt.

Das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel kooperiert im Rahmen des Projektes mit dem Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-45 Frankfurt, dem NS-Dokumentationszentrum KZ Osthofen und dem Landesinstitut für Präventives Handeln. Neben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien wird das Projekt finanziell gefördert durch das Landesinstitut für Präventives Handeln und dem Landkreis Sankt Wendel.

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