Hasborn-Dautweiler gedenkt dem Dichter Johannes Kühn mit musikalischer Expedition

v.l.n.r. Der Verleger und stellvertretende Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, Armin Sinnwell; der Erste Beigeordnete der Gemeinde Tholey, Alexander Besch; der Vorsitzende Dr. Martin Rech; der französische Übersetzer Joel Vincent; Irmgard Rech und Vorstandsmitglied Jutta Backes-Burr. Foto: Johannes-Kühn-Gesellschaft

Die Johannes-Kühn-Gesellschaft veranstaltete am 3. Oktober 2025 in Hasborn-Dautweiler erstmals einen Gedenktag zu Ehren des vor zwei Jahren verstorbenen saarländischen Dichters. Den emotionalen Höhepunkt bildete ein Konzert im örtlichen Vereinshaus, bei dem über 60 Besucher die Darbietungen der Mezzosopranistin Daphné Macary und der Pianistin Güneş Oba mit lang anhaltendem Beifall, einer Zugabe und Blumen honorierten.

Die beiden an der Hochschule für Musik Saar ausgebildeten Künstlerinnen präsentierten unter dem Titel „Mit Sehnsüchten leb‘ ich“ eine Mischung aus Gedichten von Goethe und Kühn, vertont von den Komponisten Schubert, Schumann und dem Saarländer Joachim Balzer aus Steinbach. Der Germanist und Verleger Armin Sinnwell hatte als Kurator die Texte und Musikstücke zusammengestellt und führte als Moderator durch das Programm.

Der neue Vereinsvorsitzende Dr. Martin Rech bezeichnete die Aufführung als „künstlerischen und emotionalen Höhepunkt“ des Tages. „Das hat viel, viel Spaß gemacht. Das war anregend und ergreifend, das war Musik, die jeder genießen kann“, erklärte der Homburger Mediziner, der bei der Mitgliederversammlung im Gasthaus Huth das Amt mit dem bisherigen Vorsitzenden Armin Sinnwell tauschte. Diese Rochade erfolgte aufgrund der beruflichen Belastung Sinnwells als Verleger in Stuttgart und München.

Alexander Besch, erster Beigeordneter der Gemeinde Tholey, zeigte sich beeindruckt von der Qualität der Veranstaltung und betonte, dass das kulturelle Leben am Schaumberg durch solche hochkarätigen Beiträge bereichert werde.

Im Rahmen des Gedenktages berichteten zwei Zeitzeugen über ihre persönlichen Erfahrungen mit Johannes Kühn. Der ehemalige Regionalkantor Wolfgang Trost aus Alsweiler schilderte seine regelmäßigen Treffen mit dem Dichter ab 2018. Bei den meist nur 20-minütigen Zusammenkünften im Gasthaus Huth oder in Kühns Hütte präsentierte der Poet neue Werke und bat um Themenvorschläge. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden 70 bis 80 Gedichte, darunter auch „Herbstahnen“ vom September 2023, wenige Wochen vor Kühns Tod verfasst. Die Verse „Frühlingsleier ist schon verrostet, Frühlingsleier ist schon versetzt“ zeigen die Vorahnung des nahenden Endes. Trost stellte diese Sammlung der Johannes-Kühn-Gesellschaft zur Verfügung, die eine Veröffentlichung prüft. „Es war eine der schönsten und besten Erfahrungen der letzten Jahre“, resümierte Trost.

Dr. Martin Rech, Sohn von Benno und Irmgard Rech, den engsten Freunden und Herausgebern von Kühns Werken, erinnerte sich im Gespräch mit dem Journalisten Klaus Brill an seine Kindheit in Thalexweiler. „Der Schang war eine schillernde Persönlichkeit“, berichtete er über den Dichter, der fast täglich von Hasborn nach Thalexweiler wanderte. Der temperamentvolle und dominante Auftritt Kühns mit wehendem Mantel habe ihn stets beeindruckt. „Es hat mich immer beeindruckt, dass er ganz anders geredet hat als der Durchschnittsmensch“, erklärte Rech. Er erzählte auch von einem gemeinsamen Urlaub in Slowenien und persönlichen Gedichten zu besonderen Anlässen.

Der französische Germanist und Übersetzer Joël Vincent aus der Champagne stellte seine jüngste Übersetzung „Moi qui ne possède rien, célébrant le papillon“ vor, die sechste Kühn-Übertragung ins Französische. Das Werk basiert auf dem 2018 erschienenen deutschen Band „Besitzlos, den Schmetterling feiernd“. Sinnwell demonstrierte anhand von Textbeispielen, wie Kühns Verse im Französischen zusätzliche Dimensionen gewinnen und „eleganter, nicht so hart“ klingen. Die Übersetzungsarbeit Vincents bezeichnete er als „sehr, sehr gelungen“.

Die Johannes-Kühn-Gesellschaft verzeichnet seit ihrer Gründung am 23. Juni 2024 ein beachtliches Wachstum von zwölf auf mittlerweile 70 Mitglieder. Etwa ein Dutzend davon lebt außerhalb des Saarlandes, rund 20 in der Gemeinde Tholey. Zu den Aktivitäten des ersten Jahres gehörten der Aufbau der Website www.johannes-kuehn.de, ein Wandertag auf dem Johannes-Kühn-Weg und die Einrichtung einer Gedenkecke im Gasthaus Huth. Die Berliner Autorin Katrin Askan stellte zudem ihr Buch „Dichter – Roman einer Freundschaft“ über die Beziehung zwischen Kühn und dem Ehepaar Rech vor.

Ein bedeutender Erfolg ist die geplante Übernahme des literarischen Nachlasses durch das Deutsche Literatur-Archiv in Marbach am Neckar. „Das ist der Ritterschlag für ein Werk“, kommentierte Sinnwell diese Entwicklung. Die Rechte an Kühns Gedichten konnten vom Hanser-Verlag zurückgewonnen werden. Als künftige Projekte plant der Verein die Sammlung verstreuter Gedichte aus Zeitschriften wie der „saarheimat“ und weitere Publikationen.

Die Mitglieder beschlossen bei ihrer Versammlung eine Satzungsänderung, die Hasborn-Dautweiler als offiziellen Vereinssitz festlegt. Die Gesellschaft trat außerdem der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten sowie der Gemeinschaft der Ortsvereine Hasborn-Dautweiler bei.

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