Saarwirtschaft bleibt im Abschwung – kaum Hoffnung auf Aufschwung

Die wirtschaftliche Erholung im Saarland bleibt auch im September aus. Laut einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) verharrt der Lageindikator bei minus 3,1 Punkten auf dem Niveau des Vormonats. Zwar legte der Erwartungsindikator leicht um 2,1 Punkte zu, liegt mit minus 11,9 Zählern aber weiterhin deutlich im negativen Bereich. Die Mehrheit der Unternehmen blickt damit pessimistisch auf das bevorstehende Winterhalbjahr.

Einziger Lichtblick sei laut IHK weiterhin die Rüstungsindustrie mit ihren Zulieferern, die sich gegen den allgemeinen Trend stabil zeigt. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé führt die Schwächephase auf ein Zusammenspiel von schwacher Nachfrage, hohen Standortkosten und großer Unsicherheit zurück. Weder Investitionen noch privater Konsum würden derzeit Impulse setzen. Auch vom Außenhandel gehe keine Dynamik aus. „Allein der staatliche Konsum wirkt noch stabilisierend – allerdings auf Pump und damit zulasten künftiger Generationen“, so Thomé.

Er fordert umfassende Strukturreformen auf Bundesebene. Dazu zählt die IHK unter anderem eine Senkung der Lohnnebenkosten, den Abbau von Bürokratie, stabile Energiepreise sowie eine steuerliche Entlastung. Auch auf EU-Ebene sieht die Kammer Handlungsbedarf: Der Green Deal dürfe nicht zu Strukturbrüchen in Schlüsselbranchen führen, der angekündigte Clean Industrial Deal müsse zügig mit konkreten Maßnahmen gefüllt werden. Vertrauen sei die zentrale Voraussetzung für Investitionen, Konsum und Innovation – und damit für Wachstum.

Unterschiedliche Lage in Branchen

Insgesamt bewerten 21 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut oder sehr gut, 55 Prozent als befriedigend und 24 Prozent als schlecht. Im Verarbeitenden Gewerbe melden nur noch die keramische Industrie gute Geschäfte. Befriedigend ist die Lage in der Nahrungsmittelproduktion, im Stahlbau, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Medizintechnik, in der Bauwirtschaft sowie in der Elektroindustrie. Angespannt ist die Situation hingegen in der Gummi- und Kunststoffverarbeitung, bei Gießereien, Metallerzeugern, im Fahrzeugbau und großen Teilen der Stahlindustrie.

Im Dienstleistungssektor berichten 78 Prozent der Betriebe von guten oder befriedigenden Geschäften. Besonders gut läuft es in der IT-Branche. Banken, Versicherungen sowie das Hotel- und Gastgewerbe schätzen ihre Lage überwiegend als befriedigend ein. In Handel, Logistik und bei unternehmensnahen Dienstleistern ist die Stimmung gemischt.

Ruf nach klaren Reformschritten

Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate bleiben insgesamt verhalten. Nur drei Prozent der Unternehmen rechnen mit besseren, 15 Prozent mit schlechteren Geschäften. 82 Prozent erwarten keine Veränderung. Thomé betont, dass eine kreditfinanzierte Stabilisierung der Konjunktur nicht ausreiche, solange sie nicht von strukturellen Reformen begleitet werde. „Unsere Sozialsysteme müssen grundlegend reformiert werden. Steigende Kosten treiben die Lohnnebenkosten nach oben, was die Beschäftigung hemmt“, so der IHK-Chef.

Wirtschaftsleistung rückläufig – CDU äußert Kritik

Auch die wirtschaftlichen Rahmendaten untermauern das schwache Bild: Im ersten Halbjahr 2025 sank das Bruttoinlandsprodukt im Saarland preisbereinigt um 1,9 Prozent. Bundesweit blieb die Wirtschaftsleistung stabil. Die CDU-Landtagsabgeordnete Ute Mücklich-Heinrich, wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, kritisierte die Landesregierung in diesem Zusammenhang deutlich.

„Das Saarland war bereits 2024 bundesweit Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum und bei der Beschäftigung. Diese Entwicklung setzt sich 2025 fort und der Abstand zum Bundesdurchschnitt wächst“, erklärte Mücklich-Heinrich. Sie warf der Landesregierung unter Ministerpräsidentin Anke Rehlinger vor, den Strukturwandel nicht ausreichend aktiv zu gestalten. Zwar sei nun eine Strategie vorgestellt worden, es fehle jedoch an einer konsequenten Umsetzung. „Das Saarland verliert kontinuierlich an wirtschaftlicher Substanz“, so ihr Fazit.

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