Jahr für Jahr ziehen Zeichentrickfilme unzählige Menschen unterschiedlichen Alters in ihren Bann. Durchaus hat der Anteil von computeranimierten Filmen zugenommen, doch erfreut sich der gezeichnete Klassiker unverändert einer hohen Beliebtheit. Der Blick in die Vergangenheit offenbart, dass sich die Geschichte des Zeichentrickfilms mittlerweile auf einen Zeitraum von über 100 Jahren erstreckt.
Die ersten Entwicklungen
Der Erfindung des Kinos ging die Theorie des Zeichentrickfilms ein halbes Jahrhundert voraus. Frühe Experimentatoren, die neue Sensationen für die Tournee-Zauberlaternen-Shows und Konversationsstücke für viktorianische Salons erarbeiteten, entdeckten das Prinzip der Persistenz des Sehens. Hierbei handelt es sich um ein optisches Phänomen, bei dem die Illusion von Bewegung erzeugt wird. Wenn mehrere Bilder schnell genug hintereinander erscheinen, fügt das Gehirn sie zu einem einzigen, anhaltenden, bewegten Bild zusammen.
Eines der ersten kommerziell erfolgreichen Geräte, erfunden von dem Belgier Joseph Plateau im Jahr 1832, war das Phenakistiskop, eine sich drehende Pappscheibe, die bei Betrachtung in einem Spiegel die Illusion von Bewegung erzeugt. 1834 erfand William George Horner das Zoetrop, eine rotierende Trommel, die von einem Band von Bildern gesäumt ist. Das einfache optische Gerät wird im Volksmund auch als Wundertrommel bezeichnet und gilt als Vorläufer der Kinematographie. Der Franzose Charles-Émile Reynaud adaptierte 1876 das Prinzip in eine Form, die vor einem Theaterpublikum projiziert werden konnte und setzte damit einen wichtigen Grundstein für den heutigen Zeichentrickfilm.
Während heutzutage Illustrationen, die für eine Animation verwendet werden können, jederzeit über das Internet von talentierten Freelance-Illustratoren gekauft werden können, gab es in den Anfängen nur eine Handvoll von Künstlern, die die Technik richtig zu nutzen wussten. Auch die verschiedenen Arten und Formen von Illustrationen waren seinerzeit noch nicht bekannt und verfügbar.
Der Durchbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Nachdem eine Reihe von Pionieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts damit begonnen hatte, animierte Kurzfilme zu erstellen, 1914 war Gertie der Dinosaurier ein bemerkenswertes Beispiel, hieß die allererste abendfüllende Animation, die mit traditionellen Methoden erstellt wurde, El Apóstol. Der 70 Minuten lange Film, der 1917 für ein südamerikanisches Kinopublikum veröffentlicht wurde – mit beeindruckenden 14 Bildern pro Sekunde – hält auch die Auszeichnung, der erste kommerziell rentable Animationsfilm zu sein, der jemals gedreht wurde. Da die einzige Kopie des Films bei einem Hausbrand zerstört wurde, kamen nur wenige Zuschauer in den Genuss des Films.
Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wurden einige weitere experimentelle Animationstechniken entwickelt, einschließlich Methoden wie Rotoskopie. Es war jedoch die Eröffnung eines kleinen Studios in Los Angeles, die das Spiel für immer veränderte. Für viele beginnt und endet das Wort Zeichentrickfilm mit Walt Disney. Interessanterweise war Pinto Colvig, bekannt als die Originalstimme von Disneys Goofy, ein äußerst talentierter Illustrator und soll ein paar Jahre vor El Apóstol den allerersten animierten Spielfilm selbst gedreht haben. Allerdings konnte diese Information bis heute nicht abschließend überprüft werden. Zu den ersten Meisterwerken von Walt Disney zählen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ aus dem Jahre 1937 und „Pinocchio“, das erstmalig 1940 in den Kinos lief.
Zahlreiche Filme, zunehmend mit technischen Finessen ausgestattet, folgten und sind heutzutage häufig bei den Weihnachtsfilm-Empfehlungen für die ganze Familie anzutreffen.