Ein eigenes Unternehmen gründen – für die einen klingt dieser Schritt aktuell wie blankes Harakiri, für die anderen nach der Chance ihres Lebens. Gerade die Verfechter der ersten Gruppehaben die Zeichen der Zeit auf ihrer Seite, denn die Liste der aktuellen Herausforderungen für die Wirtschaft könnte größer nicht sein: Seit zwei Jahren begleitet uns die Corona-Pandemie mit ihren Höhen- und Tiefständen. Der schreckliche Angriffskrieg auf die Ukraine birgt neue Herausforderungen.
Es herrschen Inflationszahlen vor, wie sie viele von uns noch nie erlebt haben. Teilweise lassen sich stagflationäre Tendenzen erkennen. Es gibt an allen Ecken und Enden Material- und Rohstoffmängel – und dann gilt es nebenbei auch noch den alltäglichen Wahnsinn zu meistern. Doch bei näherem Zutun fällt auf, dass auch die zweite Gruppe mit guten Argumenten punkten kann: In Krisen entstehen neue Bedarfe und Problemstellungen, die durch den Erfindergeist von Unternehmern gelöst werden können (siehe Biontech). Außerdem gibt es Geschäftsmodelle, die gerade in schwierigen, antizyklischen Phasen blühende Geschäftszahlen präsentieren. Zudem stellen Krisen für manche Menschen genau den richtigen Zeitpunkt dar, um mit der Gründung den Lebenstraum zu erfüllen und einen beruflichen Neustart zu wagen (Um es mit den Worten der Höhner zu sagen: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier [Ergänzung des Autors: Landkreis St. Wendel], sag mir, wo und wann? Wenn nicht du, wer sonst? Es wird Zeit, nimm dein Glück selbst in die Hand“).
Zu diesen gesamten Entwicklungen können wir als Wirtschaftsförderung Sankt Wendeler Land berichten, dass wir aktuell einige Gründer bei der Verwirklichung ihres Gründungstraums begleiten. Diese Menschen haben in der Krise eine unternehmerische Chance gesehen. Sie haben ihren Mut und Verstand zusammengenommen und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Sie haben Bedarfe erkannt und sich dem Gründungsprozess angenommen. Doch welche Schritte durchläuft eine klassische Unternehmensgründung überhaupt?
Ganz am Anfang steht die Geschäftsidee. Es ist das Bild vor Augen des Unternehmers, mit dem die Millionen womöglich nur noch eine Sache von Tagen sind. Scherz beiseite: Diese Phase der Unternehmensgründung ist ein essenzieller Scheidepunkt. Variante Eins: Es kommt dazu, dass die Idee erst gar nicht richtig umgesetzt wird und auf Ideenfriedhof potenzieller Gründer verschwindet. Variante Zwei: Eine Idee wird zu schnell umgesetzt, ist nicht gut durchdacht und erleidet in der praktischen Umsetzung am Markt Schiffbruch. Variante Drei und der beste Weg: Die Geschäftsidee wird im Mittelweg zwischen gründlicher Planung und unternehmerischer Macher-Mentalität verwirklicht. Auf diese Phase der Unternehmensgründung sollte also gesondert Wert gelegt werden. Mit zielgerichteten Fragestellungen kann die Idee hier auf den Prüfstein gestellt werden: Welches Problem wird mit meiner Idee gelöst? Wer löst dieses Problem schon? Wie viele Menschen haben dieses Problem? Neben diesen Fragestellungen gibt es ein klassisches Instrument, das bei der Konkretisierung der eigenen Geschäftsidee helfen kann: der Businessplan. Dieser ist eine Art Fahrplan der eigenen Gründung und fasst strategische wie wirtschaftliche Ziele zusammen. Im Businessplan beschreibt der Gründer die wesentlichen Eckpfeiler der eigenen Geschäftsidee, wie zum Beispiel: die Gründerpersönlichkeit, die Geschäftsidee, das Marketing, den Wettbewerb, den Standort oder die Finanzierungen. Einen Businessplan zu schreiben hat grundsätzlich zwei Motive: Zum einen wird die eigene Geschäftsidee aus verschiedenen Blickwinkeln noch einmal von sich selbst reflektiert, wodurch Stärken und Schwächen aufgedeckt werden. Zum anderen bietet der Businessplan (Förder-)Banken und Investoren eine Orientierungshilfe, um gründungsrelevante Finanzierungsmittel bereitzustellen. Ein Businessplan ist kein Muss – wir haben schon manche Gründer gesehen, die ihr Geschäft ohne einen solchen Plan auf die Beine gestellt haben. Auch die Länge des Businessplans kennt eigentlich keine Vorgaben. Wir haben schon sehr starke Businesspläne gelesen, die auf zehn Seiten nahezu alles zusammengefasst haben. Andere Businesspläne hatten über hundert Seiten und haben mehr verwirrt als geholfen. Die Länge des Businessplans ist also immer auch von der Idee abhängig.
Ist also die Geschäftsidee durchdacht und im besten Fall in einem Businessplan zusammengefasst, gibt es noch manche Rätsel zu lösen. All das beginnt bei rechtlichen Fragestellungen, wie zum Beispiel die Frage, ob der eigene Unternehmensname schon vergeben ist. Des Weiteren sollte man sich persönlich über die eigenen Versicherungen Gedanken machen. Beispielsweise hat man als Existenzgründer die Wahl zwischen einer privaten oder einer freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung. Zum Gründungsprozess zählt eben auch die Wahl der passenden Rechtsform. Der Klassiker am Anfang ist das Einzelunternehmen, wenn allein gründet wird und die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), wenn mit mehreren Personen gründet. Je nach Tätigkeitsbereich erfolgt eine Mitgliedschaft bei der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer. Darüber hinaus mag es noch andere Schritte geben, die vom Gründer zu unternehmen sind (z. B. Eröffnung eines Geschäftskontos, Einholen von Genehmigungen). Am Ende steht häufig der Schritt, das Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt anzumelden, das wiederum automatisch das Finanzamt informiert.
Die Ausführungen zeigen die spannende Reise einer Unternehmensgründung auf. Der Start einer Firma kann jederzeit geschehen und bei zielgerichteter Lösung eines Bedarfs auch Erfolg haben. Es gilt dabei den Balanceakt zwischen zu gründlicher Planung und zu schneller Gründung am Markt zu meistern. In Deutschland zeigen sich häufig eher die Tendenzen zu sauber und zu gründlich zu planen. Daher hilft manchmal auch einfach das Anfangen und Machen. Um ein Unternehmen zu gründen gibt es übrigens auch den Weg über eine Gründung im Nebenerwerb. Damit lässt sich die Idee am Markt austesten, ohne dass man seine Haupteinnahmequellen aufgeben muss. Mehr zum gesamten Gründungsprozess erfahren Sie bei der Wirtschaftsförderung ihres Vertrauens.