Eine Woche ist er schon wieder her. Und während man in Berlin zur Feier des Tages frei hatte, ging der Weltfrauentag hier fast unbemerkt vorüber.
Aber eben auch nur fast, denn wer aufmerksam durch die St. Wendeler Innenstadt lief, fand am Geländer des alten Rathauses und an der Luise-Statue viele bunte Schleifen. Bereits am 7. März trafen sich hier Frauen des Projektes Parité – mehr Frauen in die Politik mit einigen interessierten Frauen, um Bänder mit Wünschen anzubringen.
Die Herzogin Luise wurde dabei zur Botschafterin der Frauen im Landkreis. Auch sie hatte kein leichtes Schicksal. Sie erlebte eine hässliche Scheidung, musste ihr Erbe einklagen und die Kinder entzog ihr ihr früherer Mann, berichtet Melanie Laub. Dies sind alles Gegebenheiten, die zwar heute noch geschehen können, allerdings ist heute die rechtliche Situation eine viel bessere.
Die Frauen, die schon am Sonntag über 110 Bänder angebracht hatten, wünschen sich auch heute noch: Mehr Gleichberechtigung, Sicherheit, Schutz vor Gewalt, mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, mehr politische Beteiligung und eine gerechtere Verteilung zwischen Männern und Frauen bei der unbezahlten Arbeit im Haus und der Betreuung von Angehörigen. „Ich hoffe, dass die Frauen und Familien diese Zeit gut überstehen! Wir brauchen dringend mehr Männer, die sich zu Hause zuverlässig einbringen und auch bereit sind, dafür bei ihren Arbeitgebern zu kämpfen“, so die Einschätzung von Ursula Weiland. Unterstützt und vorbereitet hatten die Aktion die Frauenbeauftragten der Kreisstadt und des Landkreises St. Wendel.
Ein weiterer oft genannter Wunsch der Frauen bei der Schleifenaktion war eine gerechtere Bezahlung. Dass dieser Wunsch durchaus berechtigt ist, zeigte sich bereits zwei Tage nach dem Weltfrauentag. Denn am 10. März war der diesjährige Equal Pay Day. Von Anfang des Jahres, bis zu diesem Tag arbeiteten Frauen bildlich gesehen ohne Bezahlung, während Männer bereits seit Anfang des Jahres Geld verdienten. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienten Frauen im Jahr 2020 mit durchschnittlich 18,62 Euro brutto in der Stunde 4,16 Euro weniger als Männer (22,78 Euro ) Die Gender Pay Gap liegt bundesweit 2020 bei 18 %. Im Saarland ist er noch höher. Dies liegt einerseits daran, dass viele Frauen in den gleichen Berufen weniger verdienen als Männer und andererseits häufiger in Teilzeit arbeiten. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Renten.
Von Seiten der Frauenbeauftragten wird das ganze Jahr daran gearbeitet, dass eine tatsächliche Gleichstellung in der Gesellschaft erreicht, geschlechtsspezifische Benachteiligungen sichtbar gemacht und verbessert wird. Hierzu finden auch das ganze Jahr unterschiedliche Aktionen statt, damit nicht nur am Weltfrauentag auf die immer noch bestehenden Probleme hingewiesen wird.