Regionalität lohnt sich!

Was passiert, wenn wir nicht mehr regional einkaufen?

Ein leerer Einkaufswagen
Kolumnist: Julian Schneider, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land mbH

Die Religion des regionalen Einkaufs – wer hat nicht schon einmal zeigefingerhebend die lokale Predigt vorgetragen bekommen? Der neuseeländische Apfel gilt mehr denn je als verbotene Frucht, zu der die Schlange des ortsunabhängigen Konsums verführt. Die heiligen Kaufgebote fordern stets den Einkauf bei Nachbars Tante Emma, die ihre Waren samt allen Vorratsvermögens im Umkreis von maximal zwei Kilometern herstellt. Und wagt der Einzelne doch den Interneteinkauf bei den globalen Bösewichten des kapitalistischen Wirtschaftssystems, wird man schnell als verräterischer Deserteur an den Pranger gestellt.

Doch warum lässt uns das Argument der Regionalität trotzdem häufig kalt? Die Antwort ist in Krisenzeiten wie diesen keine Offenbarung: Die Inflationsentwicklung lässt die Preise vieler Produkte in schwindelerregende Höhen schießen. Der Kunde überprüft nicht jeden Artikel auf seine regionale DNA. Hinzu gesellt sich unsere Gewohnheit, bequem mit dem Smartphone von der Couch aus und passend zur Lieblingsserie die neuen Sneakers zu bestellen. Zudem sei die vermeintliche Produktauswahl vor Ort viel geringer als im Internet. Doch ist das Produktangebot so schlecht und der Online-Einkauf immer billiger? Was passiert, wenn wir die lokale Händler- und Unternehmerschaft unterstützen und dort einkaufen?

Zur Beantwortung dieser Fragen lohnt sich das Lesen der ersten Seiten eines Wirtschaftshandbuchs oder der Blick in die Hörsäle der BWL-Erstsemester. Wen das in eine gähnende Leere versetzt, der erhält hier die Kurzform, denn es geht um die Beschreibung des einfachen Wirtschaftskreislaufs:

Unternehmen stellen den Privathaushalten Güter, Arbeitsmöglichkeiten und Entlohnung zur Verfügung, die von den Privaten wiederum mit Konsum und Arbeitsleistung gedankt werden.

Bewegt man selbst sein Geld möglichst in einem regionalen Umfeld entsteht das Wunderwerk der regionalen Wertschöpfung. Der Einkauf des Bauernbrots, des Doppelwecks oder des Schoko-Croissants beim lokalen Bäcker ist ein kleines, aber feines Beispiel dafür, was der Landkreis Görlitz in einem YouTube-Video zur regionalen Wertschöpfung beschreibt. Die Mitarbeitenden dieses Bäckers werden nur ihre Brötchen verdienen können und ihren Arbeitsplatz erhalten, wenn genügend Menschen die Waren ihres Arbeitgebers einkaufen. Ist dies nicht der Fall, braucht der regionale Bäcker kein Mehl mehr von der Mühle und kein Getreide mehr vom Bauer vor Ort. Die Bäckerei investiert in der Folge weniger in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Betriebs, etwa in neuste Backanlagen oder weiteres Personal. Eine niedrigere Wirtschaftskraft des Bäckers führt zu geringeren Steuereinnahmen der Gemeinde. Dieses Phänomen gilt für viele Branchen. Schließen nun Geschäfte, entsteht ein geringeres Arbeitsplatzangebot und womöglich ein schändlicher Leerstand.

Was also tun?

Die Banane werden wir nicht im Wareswald anpflanzen können. Die Kaffeebohne wächst nicht entlang des Namborner Skulpturenwegs. Auch Baumwolle werden wir nicht in den Breitengraden des Sankt Wendeler Lands effizient anbauen können.

Doch die Geschäfte, in denen wir einkaufen und welche Produkte wir konsumieren, das können wir wählen – nicht selten zu gleichen Preisen wie bei den globalen Giganten.

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