Der Verein proWAL hat das Ziel, eine generationenübergreifende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft in Walhausen im Saarland entstehen zu lassen.
Das WAL steht für Wohnen – Arbeiten – Leben. Es soll ein Ort und eine Gemeinschaft entstehen, in der mehrere Generationen gemeinsam wohnen und arbeiten können und im Einklang mit der Natur ihr Leben verbringen können. Das Wortspiel passend zum Ort Walhausen sei erst später aufgefallen, erklärt Edda Niedermeier, Vorstands- und Gründungsmitglied, in einem Gespräch mit wndn, aber es passe sehr gut. ProWAL möchte kein Dorf im Dorf kreieren, sondern gemeinsam mit den Walhausern soll das Dorf Walhausen wieder zukunftsfähig werden und die Infrastruktur belebt werden.
Den Keim für das Projekt entstand schon 1997 mit der Walddorfschule. Es gab die Idee, zusätzlich eine Lebensgemeinschaft aufzubauen. Die Arbeit wurde aber zunächst in den Aufbau der Waldorfschule investiert und die Idee erst 2012 wieder aufgegriffen. Eine kleine Gruppe Menschen hat den Gedanken weiterentwickelt und 2015 wurde der Verein proWAL e.V. letztendlich gegründet. Zu der Zeit hatte sich in Walhausen einiges geändert – „der Lebensmittelladen und der Getränkemarkt mussten schließen, es sah so aus als würde für den Landwirt keinen Nachfolger gefunden werden. Auf der anderen Seite stieg die Nachfrage nach Wohnraum durch junge Familien, die ihre Kinder auf die Waldorfschule schicken wollten. Das war mitbestimmend bei der Idee, den Ort attraktiver machen zu wollen und die Zukunft ins Dorf zu holen“.
Die stündlichen Bahnanbindung Richtung Saarbrücken und Mainz, die Waldorfschule und die Nähe zum Bostalsee machen Walhausen sehr attraktiv und waren ebenso Faktoren, die die „proWALer“ davon überzeugt haben, das Projekt gerade dort anzugehen. Und auch die Ortsvorsteher – sowohl der ehemalige als auch der aktuelle – haben das Projekt mit positiver Rückmeldung unterstützt.
Was steckt hinter dem Projekt?
Am Anfang lag der Fokus auf dem Mehrgenerationenprojekt. Innerhalb dieses Projekts stand nicht nur das gemeinsame Wohnen auf dem Plan, sondern auch das Arbeiten. Es sollte die Möglichkeit geben, therapeutisch, landwirtschaftlich, handwerklich und vor allem integrativ zu arbeiten. Der bürokratische Aufwand ein solches Projekt anzugehen ist sehr groß. Der erste Schritt war, gemeinsam mit der Gemeinde ein Dorfentwicklungskonzept zu initiieren, in dem das Projekt proWAL integriert war. Anschließend wurde ein Bebauungsplan für die entsprechenden Flächen entwickelt. Dieser musste mehrmals angepasst werden und steht in seiner aktuellen Form noch in der Genehmigungsphase. Die proWALer hoffen darauf, im nächsten Jahr 2021 eine Genehmigung für das Projekt zu erhalten, um dann weitere Schritte in Richtung Mehrgenerationenwohnen in Walhausen einleiten zu können.
Die proWALer wollten aber schon vorher ins Tun kommen. Die Gelegenheit ergab sich, als das ehemalige „Gasthaus Stephan“ im Ort, das schon länger leer stand, abgerissen werden sollte. Sie entschlossen sich, das Gebäude im Herbst 2019 von der Gemeinde zu erwerben. Zum einen, um zu sehen, ob sie als Gemeinschaft mit ihrer größtenteils ehrenamtlichen Man- und Woman-Power hinbekommen können und zum anderen, um eine Brücke zum Dorf zu bauen. Im Gasthaus hatte früher das Dorfleben stattgefunden – aktuell gibt es kein Gasthaus und auch keine Kneipe in Walhausen. Es soll nun wieder eine Begegnungsstätte entstehen. Im Erdgeschoss des Gebäudes soll ein Ort der Gemeinschaft seinen Platz finden, an dem Veranstaltungen stattfindet können, sich ausgetauscht und gemeinsam gefeiert werden kann. In der ehemaligen Metzgerei ist ein Repair-Café in Planung, in dem man elektronische Geräte reparieren kann, ein Brotbackofen steht auf dem Plan und der Tanzsaal soll restauriert werden und auch wieder zum Zusammenkommen genutzt werden können. Im ersten Stock entstehen zusätzlich zwei Wohnungen.
Aktuell sind den proWALern allerdings noch die Hände gebunden, bis sie eine Genehmigung ihres Förderantrages erhalten. Bevor dieser nicht erteilt wird, dürfen sie noch keine größeren Veränderungen vornehmen. Bis jetzt konnten sie alle Voraussetzungen schaffen, um dann, sobald es möglich ist, mit den Umbaumaßnahmen zu beginnen.
Neben dem Projekt im ehemaligen Gasthaus hat der landwirtschaftliche Betrieb seinen Anfang gefunden. Die biologische Landwirtschaft müsse dem Klimawandel angepasst werden, weshalb sie auf Vielfalt setzen, erklärt Niedermeier. Anfang Dezember werden sie die Fläche, die ihnen bereits zur Verfügung steht, mit einer dreireihigen Hecke umpflanzen. Es werden sowohl heimische Sträucher wie Holunder und Hasel, blühende Sträucher und Bäume für die Insekten und auch fruchttragende Sträucher und Bäume gepflanzt. Die Hecke um die Fläche bietet Schutz und sorgt dafür, dass ein kleines Ökosystem entstehen kann. Angedacht ist langfristig die Selbstversorgung der proWALer und auch die Vermarktung ihrer Erzeugnisse.
Den proWALern ist die wichtig, dass in allen Bereichen des Lebens die Kunst und Schönheit lebendig ist, dass sie im Einklang mit der Natur gemeinschaftlich leben und Selbst Verantwortung übernehmen.
Auf der Webseite können alle Informationen über das Leitbild, die Projekte und auch die Genossenschaft proWAL eingesehen werden.