Am 19. September 2020 findet in der Saarbrücker Saarlandhalle der Verbandstag des Saarländischen Fußballverbands (SFV) statt. Heribert Ohlmann aus Alsweiler wird als Präsident kandidieren. Wndn.de hat im Interview mit ihm unter anderem über die Kandidatur, den Umbruch im Saarländischen Fußballverband und die Entwicklung des Fußballs im St. Wendeler Land gesprochen.
Herr Ohlmann, Sie kandidieren als Präsident für das Team „Mannschaft 2020“. Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
„2021 bin ich 50 Jahre Schiedsrichter. Das war der Anfang des Fußballs für mich. Ganz früher habe ich auch mal gespielt, aber nicht viel. Dann bin ich wie gesagt vor fast 50 Jahren Schiedsrichter geworden für meinen Heimatverein „SC Eintracht Alsweiler“. Nachdem ich in den oberen saarländischen Ligen und auch zwei Jahre als Assistent in der 2. Bundesliga tätig war, ging dann die Funktionärslaufbahn los. 1981 bin ich Landeslehrwart geworden und 1993 dann Verbandsschiedsrichterobmann beim SFV. Das war ich bis vor drei Jahren, denn seitdem bin ich im DFB-Schiedsrichterausschuss und vertrete dort den Regionalverband Südwest.“
Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich als Kandidat für die Präsidentschaft des Saarländischen Fußballverbands zu stellen?
„Wenn Sie mich das vor vier Wochen gefragt hätten, hätte ich gesagt gar nicht. Aber das hing damit zusammen, dass Adrian Zöhler nicht mehr bereit war als Kandidat aufzutreten. Man hat mich dann gebeten es zu machen. Ich habe dann mit meiner Frau gesprochen und mit ihr zusammen überlegt. Keiner aus dem Team konnte es übernehmen. Ich wollte es nicht im Stich lassen und habe mich in die Verantwortung gesetzt gefühlt. Und dann war mir die Not unseres Verbandes, bei dem ich 50 Jahre jetzt tätig bin, bewusst, dass ich gesagt habe, ich stelle mich zur Verfügung. Hinzu kommt, dass die Herausforderungen der Gegenwart einen Reiz ausüben, sich dafür einzusetzen, Fußball als die schönste Nebensache der Welt weiterhin möglich zu machen, die Vereine dabei zu unterstützen, damit auch hier im Landkreis jeden Sonntag Fußball gespielt werden kann. Gerade die Sportvereine leisten einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben. Das ist die Motivation.“
Sie sagen, aus dem Team konnte keiner diese Verantwortung übernehmen. Wieso?
„Das Team besteht aus Neulingen, aus Vertretern, die im Verbandsvorstand waren und Personen, die auf Funktionärsebene tätig waren. Die drei Teammitglieder, die bereits im Verbandsvorstand waren, konnten es beruflich oder privat nicht übernehmen und den Neulingen direkt eine solche Verantwortung zuzumuten wäre auch schwierig gewesen. Wir befinden uns in einem Umbruch, und diesen Umbruch muss man gestalten, und da ist es gut, dass man Einblick hat in das Sportgeschehen hier im Saarland, aber auch in das Sportgeschehen des DFB (Deutscher Fußball Bund). Da ist die Wahl auf mich gefallen und man hat mich gefragt, ob ich das machen könne. Meine Teammitglieder kannte ich, weil ich auch den einen oder anderen ins Team empfohlen habe und von daher fiel mir die Entscheidung doch leicht zu sagen, mit dem Team mache ich das.“
Sie sprechen von einem Umbruch im Saarländischen Fußballverband. Was meinen Sie damit?
„Wir erleben einmal einen personellen Umbruch. Verdiente Vorstandsmitglieder, die über 20 Jahre beim Verband waren, haben aufgehört. Das Zweite ist, dass sich durch die Digitalisierung vieles verändert. Es wird kein „weiter so“ geben können wie bisher. Die Herausforderungen sind andere geworden und wir müssen schauen, dass wir uns als Fußballverband der neuen Situation stellen. Wir stehen auch in Konkurrenz zu anderen Sportarten, zu anderen Institutionen, wir haben weniger Mannschaften, weil auch weniger Geburten da sind. Es sind neue Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.“
Wo sehen Sie Handlungsbedarf im Saarländischen Fußballverband? Wie ist Ihre Taktik?
„Was ich mir vorgenommen habe, was wir als erstes machen müssen, weil es auch viel Unzufriedenheit gab mit dem Verband, ist die Auseinandersetzung mit den Kommunikationsstörungen. Da möchte ich gerne eine neue Kommunikationsstruktur aufbauen. Ich möchte die Vorschläge des Verbandes und das was der Vorstand beschließt in die Vereine hineintragen und die Vereine durch Bildung von Projektgruppen in die Entscheidungsprozesse integrieren. Wir müssen auch, und das wird eine große Herausforderung werden, die Mitarbeiter neu qualifizieren. Der Mitarbeiter alter Prägung ist der Klassenleiter, der Tabellen geführt hat und Spieler verlegt hat. Das soll nur noch ein geringer Teil seiner Aufgaben sein und da müssen wir eine neue Rolle definieren. Ich würde ihn gerne als Vereinsbeauftragten sehen, der den Kontakt zu den Vereinen hat und sagt `Wo drückt der Schuh? ´. Der Verband kann dann Casemanagement machen und das Netzwerk nutzen, um zu unterstützen. Ich möchte, dass wir da mehr Kontakt haben und dafür müssen wir die Leute qualifizieren. Das trifft sowohl auf die Geschäftsstelle zu als auch auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter.“
Sie sind noch immer Mitglied in Ihrem Heimatverein „SC Eintracht Alsweiler“. Wie schätzen Sie die Entwicklung des Fußballs in unserem Landkreis ein?
„So schlecht stehen wir nicht da, vor allem wenn man sich die höherklassigen Vereine anschaut. Aber auch ganz aktuell, wenn man verfolgt, was das Gymnasium Wendalinum gemacht hat. Es ist eine Koorperation mit Elversberg zustande gekommen. Das ist ein guter Ansatz, damit auch unsere Vereine, ob das Vfl Primstal, SV Hasborn, die Großen, oder auch die Kleinen, SF Winterbach oder SC Alsweiler sind, davon profitieren können, dass Fußball in den Schulen gelehrt wird. Und der Fußball ist im Landkreis immer noch die Sportart Nummer 1.“
In den saarländischen Ligen rollt der Ball wieder. Wie hat sich die Corona-Zwangspause auf den saarländischen Fußball ausgewirkt?
„Ich kenne die Rückmeldung, dass es große Sehnsucht gab. Es wollte wieder gespielt werden – mit Zuschauern. Wir müssen jetzt abwarten, um die Folgen zu erkennen. Es war anfangs die Angst da, dass man so lange ohne Fußball gelebt hat, dass man sich auch vorstellen könnte, dass es jetzt so weiter geht. Den Eindruck habe ich bei den Gesprächen, die ich geführt habe, nicht. Aber ich denke es ist wichtig, dass wir so schnell wie möglich zur Normalität zurückkehren. Die Voraussetzungen sind gegeben, die Vereine haben auch Hygienekonzepte abgegeben und das wird jetzt auch in die Tat umgesetzt.“
Morgen, am Samstag, findet der Verbandstag statt. Wndn.de wird über die Ergebnisse berichten.