Einige wenige entkamen, doch für die meisten der Gefangenen gab es hier keine Hoffnung auf Freiheit. Etwa 50 Neuntklässler der Gemeinschaftsschule Marpingen machten sich im Juni auf den Weg zum ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof in Elsass, um einen tiefen Einblick in das Leben der hier inhaftierten Männer und Frauen zu erhalten. Zwischen 1941 und 1944 waren hier insgesamt 52.000 Menschen eingesperrt, die nach der Nazi-Ideologie als unerwünschte Existenz angesehen wurden. 22.000 Menschen verloren hier ihr Leben durch Exekutionen, Folter, unmenschliche Arbeitsbedingungen und Vergasungen.
Die 14-15-jährigen Schülerinnen und Schüler fanden es nicht einfach, sich in die Lage der Gefangenen hineinzuversetzen. Der Horror und die Grausamkeiten, die sich hier abspielten, sind kaum vorstellbar. Die brutale und demütigende Behandlung, Schikanen und sadistische Praktiken der SS wurden vom Geschichtslehrer, Herrn Gotthard, eingehend erläutert. Besonders erschreckend war der Blick durch das Fenster in die Gaskammer, von wo aus die rücksichtslosen Kommandanten den Todeskampf der Menschen beobachten konnten.
Fluchtversuche endeten oft tödlich in Stacheldraht und elektrischen Zäunen. Diejenigen, die es schafften, wurden von Hunden gejagt und mussten um ihr Überleben in einer von Angst, Gewalt und Tod geprägten Gesellschaft kämpfen, die die Nazis in Deutschland und den besetzten Gebieten implementiert hatten.
Für Patrick Gotthard, Lehrer für Religion und Geschichte, ist es von zentraler Bedeutung, den Jugendlichen diese dunkle Zeit nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional näherzubringen. „Es sind die Emotionen, die uns bewegen und die die heutigen Schülerinnen und Schüler ebenso nachempfinden können wie die Generationen vor ihnen“, erklärt er seine Motivation. Aus diesem Grund steht der Besuch in Natzweiler-Struthof immer auf dem Programm, wenn es um die Nazi-Herrschaft und den Zweiten Weltkrieg geht.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte sind Luisa Wagner, Laura Krawczyk, Arijana Sefa und andere überzeugt: „Das darf sich niemals wiederholen.“ Doch in Zeiten erneuter Gewalt braucht es nicht nur Wissen, sondern auch Mut, gegen alle vorzugehen, die diese Zeit verharmlosen oder sich einen „starken Führer“ wünschen. Mit ihrem Besuch in Natzweiler-Struthof haben sie eine Fülle an Material und Informationen erhalten, die den mutigen Widerstand fördern kann.