Brauchen wir einen perfekten Sommerkörper? Und was ist das überhaupt?

Über den perfekten Sommerkörper, Body-Positivity und die Schattenseiten

Symbolbild

Seit ein paar Jahren ist die Body Positivity Bewegung präsent in den Sozialen Medien. Es geht hierbei um die Akzeptanz des eigenen Körpers auch mit seinen Fehlern. Dehnungsstreifen, Fettpolster am Bauch oder Narben am Körper – das haben viele und es sollte normalisiert werden, so die Forderung der Frauen* der Body Positivity Bewegung.

In den sozialen Medien werden häufig nur die perfekten Körperideale abgebildet, oftmals bearbeitet mit verschiedensten Programmen und nicht mehr der Realität entsprechend. Die Body Positivity Bewegung zeigt genau dieses Problem auf und stellt sich mit Bildern von plus size Models gegen die Schönheitsideale unserer Gesellschaft.

Gerade jetzt im Sommer werden die Schönheitsideale noch einmal stärker herausgestellt. Firmen werben mit dem perfekten Workout-Programm für den „Summer Body“, Abnehmprodukte kursieren im Internet und überall wird man damit konfrontiert, dass man ein bestimmtes Aussehen haben muss, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden.

Die Bewegung wurde überwiegend durch Frauen* bekannt, jedoch sind natürlich auch Männer* vor diesen Schönheitsidealen nicht geschützt und auch sie werden Opfer* von falschen Idealvorstellungen.
Die Antwort dagegen: Jeder Körper ist schön!

Angefangen haben soll alles in den 1960er Jahren in Amerika. Mit dem „fat movement“ gingen erstmalig Menschen auf die Straße, die nicht den damaligen Beautystandards entsprochen haben. Noch heute gibt es die darauf resultierende Organisation, die „National Association to Advance Fat Acceptance (NAAFA)“.

Aber ist das wirklich so einfach?

Zunächst einmal ist es sehr schwer sich selbst zu akzeptieren, gerade in der Welt der sozialen Medien, weshalb es gut ist, dass es Menschen gibt, die auf unsere Unterschiede aufmerksam machen. Eine ipsos-Studie hat bestätigt, dass sich 15% der Frauen* immer noch von den Beiträgen von Influencer*innen beeinflussen lassen. Es gibt immer noch zu viele Themen, die unbedingt enttabuisiert werden müssen und die man öffentlich ansprechen muss. Dazu zählt auch zu großen Teilen die Schönheitsindustrie und deren falschen Idealvorstellungen.

Aber auch die Body Positivity Bewegung hat ihre Schattenseiten. Den eigenen Körper zu akzeptieren und ihn zu lieben, wie er ist, ist eine Sache, dabei werden jedoch häufig die Risiken und Folgen außer Acht gelassen, die Übergewicht haben kann. Menschen mit Adipositas haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken, auch sterben sie in der Regel einige Jahre früher als die Menschen mit Normalgewicht, so die Stiftung Gesundheitswissen. Möglich sind auch Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Störungen, sowie andere Folgeerkrankungen.

Die Bewegung würde, laut Vorwurf einiger Kritiker*innen, einen ungesunden Lebensstil beschönigen und diesen als etwas „Gutes“ und „Positives“ darstellen, ohne auf die Folgen hinzuweisen.

Aktuell wird immer häufiger auf Body Neutrality verwiesen, also Body Neutralität. Dabei wird grundsätzlich unsere Fixierung auf den Körper kritisiert und in Frage gestellt.

Die Autorin Anushka Rees hat dazu in einem Zeit-Interview gemeint, dass das Ziel von Body Neutralität nicht sein sollte seine Pickel schön zu finden, sondern viel mehr den inneren Selbstwert und die innere Akzeptanz nicht mehr an sein Aussehen und seinen Körper zu koppeln. Es gehe darum, dass man als Person merke, dass man einen Wert hat, der nicht von seinem Körper definiert werde.

Was sollten wir also ändern?

Lasst uns doch einfach als Gesellschaft offener und toleranter werden. Bodyshaming ist im Alltag von Vielen immer noch ein großer Begleiter und da sollten wir ansetzen. Es ist nicht die Lösung sich bedingungslos zu lieben und damit die Folgen und die möglichen Gefahren, die damit einhergehen außer Acht zu lassen, gleichzeitig sind die Schönheitsideale oder vielmehr das Nacheifern dieser auch nicht der goldene Weg. Oftmals werden hierbei falsche Ideale vermittelt und außerdem sind die Schönheitsideale ein sich wandelndes Konstrukt. Vor 50 Jahren wurden noch ganz andere Dinge als „schön“ promotet als es aktuell der Fall ist und durch die sozialen Medien hat sich unsere Sicht auf Schönheit sowieso massiv verzerrt.

Es ist wichtig, dass man sich selbst akzeptiert und man realisiert, dass der eigene Körper nicht den Wert definiert. Auch haben andere Menschen niemals das Recht über andere Körper zu lästern oder sie schlecht zu reden, denn das sind sie nicht. Der Körper ist großartig, er erhält einen am Leben und hilft einem durch den Tag. Dafür gebührt im Respekt und Anerkennung, kein Hate.

Den perfekten Sommerkörper gibt es nicht und wird es auch nie geben – wie wäre es einfach mit einem unperfekten Körper fürs ganze Jahr?

Ob in Bikini oder in Hoodie ist doch da eigentlich egal…

Weitere interessante Artikel:

ANZEIGEN

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Blätterbarer Katalog-2024 mit 72 Seiten: