„Wir alle haben es selbst in der Hand“

Trotz bundesweit höchster Inzidenz: Appell statt verschärfter Corona-Maßnahmen

Das Saarland ist mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 1.500 bundesweiter Spitzenreiter, zudem hat sich der Inzidenzwert seit der vergangenen Woche mehr als verdoppelt. Der Landkreis St. Wendel hat derzeit mit einer Inzidenz von 2062,2 den zweithöchsten Wert im Saarland. Die Inzidenz alleine sei „natürlich kein Maßstab, um das Pandemiegeschehen zu beurteilen“, sagt der Virologe Dr. Jürgen Rissland, trotzdem zeige sich an ihr die sehr dynamische Lage im Saarland. Das pandemische Geschehen beunruhige das Gesundheitsministerium und die Landesregierung, sagte Gesundheitsminister Magnus Jung gestern in einer Pressekonferenz, bei der er über die aktuelle Lage und die Folgen informiert. Dabei erklärte er, dass die Corona-Verordnung zum jetzigen Zeitpunkt nicht verändert werde. Er appelliert jedoch an die Bürgerinnen und Bürger.

Gesundheitsministerium und Landesregierung beunruhigt

Gemeinsam mit Virologe Dr. Jürgen Rissland, Pharmazie-Professor Dr. Thorsten Lehr und dem Vorsitzenden der Saarländischen Krankenhausgesellschaft e.V. und ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken Dr. Christian Braun informierte der Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung auf einer Pressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage.

„Seit meinem ersten Warnsignal am vergangenen Freitag haben wir innerhalb der Landesregierung zahlreiche Gespräche mit Expert:innen und den Krankenhäusern geführt. Wir befinden uns weiterhin in einem pandemischen Geschehen, das beunruhigt das Gesundheitsministerium und die Landesregierung“, so Jung.

Anstieg bei anderen Atemwegserkrankungen festgestellt

Dr. Rissland mache sich nicht nur wegen der sehr dynamischen Lage Sorgen, sondern auch, weil bei anderen Atemwegserkrankungen ein Anstieg festzustellen sei. „In den vergangenen beiden Jahren war die Ausbreitung dieser Erkrankungen durch die bestehenden Hygienemaßnahmen wie der flächendeckenden Maskenpflicht gedämpft“, erklärt der Virologe.

schnelle Kontaktreduzierung um mindestens 20% notwendig

Pharmazie-Professor Dr. Thorsten Lehr appelliert dringend an das Verhalten der Bevölkerung, ihr Verhalten anzupassen., sonst müsse man damit rechnen, dass das Gesundheitssystem Gesundheitssystem unter anderem durch den Ausfall des Personals überlastet werde. „Das zeigen unsere Prognosen. Deswegen ist eine schnelle Kontaktreduzierung um mindestens 20% notwendig.“

„Unser Gesundheitssystem ist ein System der kommunizierenden Röhren, dessen Füllstand infolge des Fachkräftemangels sowieso schon zu niedrig ist, und akut durch Ausfälle durch Quarantäne oder Krankheit rasch weiter sinkt. Die Reserven sind – gerade im Personal – längst aufgebraucht. Bei einem Anstieg der Corona-Patientenzahlen in den Kliniken – in Kombination mit Personalausfällen – drohen erneut Einschränkungen im Bereich planbarer Eingriffe bzw. sind bereits Realität. Das Problem wird nicht die Bettenzahl sein, sondern die Zahl der Fachkräfte, die die Patienten versorgen können“, ergänzt Dr. Christian Braun, ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken.

Appell an die Bevölkerung „Wir haben es selbst in der Hand“

Vor diesem Hintergrund appelliert der Gesundheitsminister Jung an die Eigenverantwortung der Bevölkerung: „Wir alle haben es selbst in der Hand! Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, dass die Regierung die schärfsten Regeln erlassen kann, wenn sie jedoch nicht oder nur halbherzig umgesetzt werden, dann können wir das pandemische Geschehen nicht verhindern. Ich möchte deswegen heute alle Bürgerinnen und Bürger dazu aufrufen: Helfen Sie mit und schützen Sie ihre Mitmenschen.“

Die Landesregierung ruft die Bürger:innen daher auf:

  • Tragen Sie eine Maske: Vor allem in geschlossenen Räumen und wenn Sie den Abstand von 1,5 m nicht einhalten können.
  • Testen Sie sich regelmäßig: Ganz besonders aber, wenn Sie Kontakt zu vulnerablen Personen haben oder zu größeren Veranstaltungen gehen.
  • Impfen Sie sich: Die Impfung ist das effektivste Mittel gegen das Virus. Die angepassten Impfstoffe für die Omikron-Variante des Virus erhalten Sie bei ihrem Hausarzt oder in den Impfzentren.
  • Wenn Sie Symptome haben, egal welcher Art, bleiben Sie bitte von Veranstaltungen fern, nutzen Sie ggfs. die Möglichkeit des Homeoffice, reduzieren Sie die sozialen Kontakte und verhalten Sie sich verantwortungsbewusst.
  • Nutzen Sie als Arbeitgeber:innen Hygienepläne und ermöglichen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Homeoffice, dort wo es möglich ist.

In öffentlichen Gebäuden sollen medizinische Masken getragen werden

Neben diesem Appell werden seitens der Landesregierung auch Maßnahmen unterhalb der Corona-Verordnung ausgeübt: In den Gebäuden der öffentlichen Verwaltung sollen die Mitarbeitenden ab heute mindestens eine medizinische Maske tragen. Zudem wird es wieder vermehrt Videokonferenzen statt Präsenzterminen geben und das Homeoffice- und das Testangebot werden vergrößert.

Aktuell keine Verschärfung der Corona-Maßnahmen geplant

„Die Corona-Verordnung werden wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verändern, sondern ausschöpfen, was unterhalb möglich ist. Das ist die letzte Möglichkeit, bevor wir Maßnahmen über die Verordnung ergreifen müssten. Ob es gelingt, liegt an uns allen, an allen Saarländerinnen und Saarländern. Jedoch werden wir das Geschehen genauestens beobachten – immer im Schulterschluss mit der Wissenschaft und den Experten aus dem Gesundheitswesen. Sollte sich das Infektionsgeschehen nicht ändern, muss auch über weitere Maßnahmen nachgedacht werden z.B. Maskenpflichten in gesellschaftlichen Teilbereichen wie im Einzelhandel“, betont Minister Jung abschließend.

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