Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen haben mehr als 730 rote Hände abgedruckt und setzen damit ein Zeichen gegen den Einsatz von Kindersoldaten und für das Recht von Kindern und Jugendlichen überall auf der Welt in Freiheit und Sicherheit leben und lernen zu dürfen.
Unterstützt wurde die Aktion in diesem Jahr von der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, die die „roten Hände“ im Rahmen einer Veranstaltung in der Aula am 17.02.2023 entgegennahm. Sie lobte den sozialen Einsatz unserer Schulgemeinschaft.
In ihrer Rede betonte Frau Rehlinger, dass Kinder und Jugendliche in den betroffenen Ländern vor ganz anderen Fragen und Problemen stehen als das „neueste Handy“ zu besitzen oder keine Lust auf Schule zu haben. Von einem Leben und Lernen in Frieden und Sicherheit können viele Jungen und Mädchen nur träumen, denn jedes vierte Kind auf der Welt lebt in einem Land, das von Konflikten und Katastrophen betroffen ist.
Als weitere Gäste, die den Red Hand Day an der GemS Schaumberg unterstützten, waren Frau Thimm-Maldener und Frau Hassdenteufel von UNICEF, Frau Schindelhauer (MdL des Saarlandes, SPD) und Frau Schneider vom Ministerium für Kultur und Bildung.
Frau Rehlinger wird die „roten“ Hände an die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze weitergeben, damit diese sich aktiv gegen den Einsatz von Minderjährigen als Soldat:innen und sich für die Rechte dieser Kinder und Jugendlichen weiter einsetzt.
Im Anschluss hatten die Schüler und Schülerinnen noch Gelegenheit mit der saarländischen Ministerpräsidentin zu diskutieren. Frau Rehlinger stellte sich souverän den kritischen Fragen bezüglich deutscher Waffenlieferungen, entwicklungspolitischen Themen, aber auch Fragen zum Klimaschutz.
Der Red Hand Day fand bereits zum zweiten Mal an der Gemeinschaftsschule Schaumberg Theley statt. Im letzten Jahr wurde er von Dr. Katarina Barley, Vize-Präsidentin des EU-Parlaments, untersützt.
Hintergrund
Hinter demBegriff „Red Hand Day“ Kindersoldat und Kindersoldatin steckt die weiter gefasste Bezeichnung „Einsatz von Kindern beim Militär oder in bewaffneten Gruppen“ und er umfasst Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die als Kämpfer:innen, aber auch als sonstige Helfer:innen bspw. für Botengänge, eingesetzt werden, zu sexuellen Diensten gezwungen oder mit Kämpfern zwangsverheiratet werden.
Der Red Hand Day ist eine internationale Aktion gegen diesen Einsatz und wird von mehreren Kinderhilfsorganisationen wie z. B. UNICEF, Terres des Hommes und Plan International unterstützt. Er findet immer am 12. Februar, dem internationalen Gedenktag an das Schicksal von Kindersoldaten statt.
Weltweit gibt es schätzungsweise mehr als 250.000 Kindersoldat:innen, die vor allem in Somalia, Nigeria, Syrien, in der D.R. Kongo, im Südsudan und Sudan, Jemen, Kolumbien, Mali, Afghanistan, Irak, auf den Philippinen rekrutiert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kinder und Jugendlichen männlich oder weiblich sind. Häufig entführen bewaffnete Gruppierungen gewaltsam diese Kinder und Jugendliche und zwingen sie, als Kämpfer:innen, menschliche Schutzschilde oder Selbstmordattentäter:innen, Sanitäter:innen oder Sexsklav:innen für sie zu arbeiten.
Aber warum werden überhaupt Kinder und Jugendliche zu solchen unmenschlichen Gräueltaten gezwungen?
Die Gründe für deren Einsatz sind vielfältig. Zum einen sind es Instabilität, bewaffnete Konflikte und chronische Gewalt, die dazu führen, dass trotz weltweitem Verbot jedes Jahr zehntausende Kinder und Jugendliche rekrutiert und zum Kampf gezwungen werden. Zum anderen sind sie leichter zu manipulieren, gehorsam und für bewaffnete Gruppen oft preiswerter als Erwachsene.
Aber auch die große Verbreitung von buchstäblich „kinderleicht“ zu bedienenden Waffen trägt dazu bei, dass Minderjährige eingesetzt werden.
Auch Armut, fehlender Zugang zu Bildung und der damit verbundene Mangel an Arbeitsmöglichkeiten, der vermeintliche „Schutz“ durch bewaffnete Gruppen können Kinder und Jugendliche dazu bringen, sich solchen Gruppierungen anzuschließen.
Die Folgen für die Kinder und Jugendlichen sind verheerend. Viele sind nach dem Erlebten völlig traumatisiert, leiden an Alpträumen und psychischen Störungen. Neben der jahrelang erlebten Brutalität und Unmenschlichkeit haben sie nie eine Schule besucht.
In den Augen der Gesellschaft gelten sie als Täter:innen und werden von der Gesellschaft und oftmals der eigenen Familie abgewiesen. Eine Re-Integration und das Aufzeigen von Zukunftsperspektiven ist ein langwieriger Prozess.
UNICEF, Plan International und viele andere Kinderhilfsorganisationen helfen den ehemaligen Kindersoldat:innen dabei. Mit unseren „roten“ Händen leisten auch wir, als Schulgemeinschaft, einen Beitrag dazu.