Durchfallquote hoch und Anforderungen erhöhen? – Die Lösung?

Tag der Verkehrssicherheit – Warum fallen immer mehr Jugendliche durch den Führerschein?

Heute ist der Tag der Verkehrssicherheit und da steht der Führerschein im Fokus. Dadurch erlangt man die Erlaubnis am Verkehr teilzunehmen und zur Sicherheit beizutragen.

Viele junge Menschen beginnen jedes Jahr ihren Führerschein. Laut ADAC haben die Prüfungszahlen endlich das Vorcorona-Niveau erreicht. Das sind 3,6 Millionen theoretische und praktische Prüfungen und auch 3,6 Millionen mal zittern und Aufregung.
Viele Prüflinge sind, wie auch ich vor ein paar Wochen, enorm nervös vor ihren Prüfungen und leiden unter enormen Stress. Nicht nur die 1.800 Fragen müssen auswendig gelernt und gewusst werden, es kostet auch jede Teilnahme ca.140€.
Im Saarland sind es knapp 45.000 Prüfungen, die im Jahr 2022 durchgeführt wurden.
Immer häufiger kommt es dazu, dass die Prüfung nicht bestanden wird. Im Saarland haben laut KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) fast 40% der Prüflinge die theoretische Prüfung nicht bestanden haben. Auch bei den praktischen Prüfungen kommt man dort auf ungefähr 40%. Bei den theoretischen Prüfungen liegt die Veränderung zum Vorjahr bei +10% und bei den praktischen Prüfungen waren es sogar +20%.

Doch woran liegt das?

Der TÜV kann hier nur Vermutungen anstellen und nichts mit Sicherheit sagen. Auf eine Anfrage des Saarländischen Rundfunks äußerte sich ein Mitarbeiter des TÜVsRheinland. Er vermutete, dass ein möglicher Punkt wäre, dass Kinder unaufmerksamer wären. Beim Autofahren ist das Handy die oberste Priorität und auf die Umwelt wird weniger bis gar nicht geachtet. Statt mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren, ließen sie sich von ihren Eltern abholen und verpassen dadurch das aktive Geschehen im Straßenverkehr. Auch beobachte der TÜV eine abnehmende Konzentrationsfähigkeit bei den Jugendlichen. Oftmals kämen sie unvorbereitet in die Prüfung und nach der Devise „Ach, nicht schlimm, wenn ich durchfalle. Ich kann’s ja erneut machen.
Gleichzeitig wird der Straßenverkehr immer komplexer. Mehr Fahrzeuge auf der Straße erschweren die Situation bei Prüfungen und lösen in vielen Jugendlichen Ängste aus.

Der ADAC fordert, dass die Verkehrserziehung an Schulen nicht in der 4. Klasse enden solle. Nach einem kurzen Kurs mit Prüfung erhält man den Fahrradführerschein. In den folgenden Klassenstufen fehlen Auffrischungskurse. Meistens wird man erst wieder mit 17 in Verbindung damit gebracht, wenn man den Führerschein Klasse B anfängt oder etwas früher beim Beginnen des Motorradführerscheins. Dennoch ist die Lücke, wo keine Verkehrserziehung stattfindet, zu groß und die Jugendlichen haben sehr viel wieder vergessen.

Nun zu meiner persönlichen Meinung:
Ich, als 17-jährige Schülerin bekomme gerade die gesamte Erfahrung des Führerscheins mit und erlebe all dies wohl etwas anders als die Mitarbeiter*innen vom TÜV.
Ich bin mit enorm viel Vorbereitung in meine theoretische Prüfung gegangen. Meine App hatte ich zweimal durchgearbeitet. In meinen Vorprüfungen hatte ich durchgehend ein „Bestanden“, sogar teilweise mit 0 Fehlerpunkten.
Am Tag meiner Prüfung war ich dann enorm aufgeregt. Der Leistungsdruck gerade durch alle Freund*innen, die ihre Prüfungen bestanden haben, führte bei mir zu Panik. In meiner Prüfung habe ich die ersten Minuten nur gezittert und habe dann die Prüfung abgelegt. Fragen, die ich eigentlich konnte, habe ich nicht beantworten können, auch weil sich in meinem Kopf eine Art Sperre gebildet hatte. Ich habe nicht mehr logisch nachdenken können und hatte enorme Stressgefühle bis hin zu einer Panikattacke nach dem Durchfallen. Und ja, ich bin mit 12 Fehlerpunkten durchgefallen. Es war für mich eine enorme Belastung und ich bin mit der Situation nicht klargekommen. Auch wenn ich ansonsten souverän mit Prüfungs- und Klausurensituationen umgehen kann, konnte ich das in meiner Führerscheinprüfung nicht tun.
Zum einen war das bei mir der gesellschaftliche und persönliche Druck, den ich mir gemacht habe, aber auch der finanzielle Aspekt. Jede Wiederholung der Theorie Prüfung kostet 135€. Das ist nicht gerade wenig Geld und kann auch einen enormen Druck schaffen.
Natürlich wird es auch Jugendliche geben, die sich nicht vorbereiten auf ihre Prüfung, aber die wird es bestimmt auch früher schon gegeben haben.
Es wird auch Jugendliche geben, die eben mit der vom TÜV genannten Einstellung an die Prüfungen rangehen.
Aber seien wir mal ehrlich – liegt es an der Handynutzung während des Autofahrens und der Unaufmerksamkeit dadurch?
Natürlich kann man alle Probleme auf die neuen Techniken schieben und es ist sicher eine Ablenkung, sodass sich die Kinder nicht auf den Verkehr konzentrieren, aber was hat man ohne Handy im Auto gemacht? Man schaute aus dem Fenster, spielte mit seinen Spielzeugen oder hat den Weg auf einer Karte gesucht. Ob da die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen wirklich höher war als heutzutage bleibt fraglich.
Ich glaube es ist eher ein Versuch des Verdrängens von Seiten des TÜVs, den wir hier beobachten können. Natürlich ist es einfacher das Problem bei der modernen Technik zu suchen, die sowieso schon überall verteufelt wird als sich wirklich Gedanken über bestehende Systeme zu machen und sie konstruktiv und innovativ Weiterzudenken.
Meiner Meinung nach ist das Niveau jedoch auch Teil des Problems. Ich musste ca. 1900 Fragen lernen für meine Prüfung. Teilweise waren da Fragen dabei, die meiner Meinung nach recht wenig Sinn gemacht haben und auch im späteren Verkehr wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen werden.
Rechnet ihr den Bremsweg nach der Formel aus, wenn eine Ampel vor euch auf Rot springt?
Oder wisst ihr wieviel Liter Wasser von einem Tropfen Öl verunreinigt werden können?
Was würdet ihr tun, wenn ein Rollstuhlfahrer auf der Straße fährt? Ihn auf den Bürgersteig heben oder ihn einfach in Ruhe lassen?
Fangfragen gibt es hier natürlich auch zu genüge, so gab es eine Frage zum Abstellen eines Wohnanhängers im Gefälle. Die Richtigkeit der Antwort entschied hier die Pluralform des Wortes Rad. Jeweils ein Unterlegkeil hinter das Rad war falsch, während „ein Unterlegkeil vor die Räder“ richtig gewesen wäre. Durchfallen wegen einer grammatischen Genauigkeit? – Und ich dachte das geht nur im Deutsch Abitur…

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