„Der Bürgermeister muss jetzt endlich die Reißleine ziehen, bevor das Projekt ‚Sporthalle’ endgültig zum Millionengrab wird!“, mit diesen Worten kommentiert Torsten Lang, SPD-Fraktionschef im St. Wendeler Stadtrat die dem Rat jetzt vorgestellten neuen Kostenschätzungen zum Neubau einer Sporthalle in St. Wendel: „23 Millionen Euro brutto sind eine erschreckend hohe Zahl. Das Projekt wird damit viel teurer als befürchtet.“ Bereits vor einigen Wochen hatte es Gerüchte gegeben, dass die neue Sporthalle viel teurer wird, als ursprünglich geplant. „Die schlimmsten Befürchtungen in diesem Zusammenhang wurden jetzt von den Experten bestätigt“, so der SPD-Fraktionschef. Dass das Projekt für die Stadt St. Wendel zu teuer werde, hatte die SPD im Stadtrat schon seit Jahren argumentiert. Deshalb hatten die Sozialdemokraten immer eine Sanierung und Modernisierung der bestehenden Halle statt eines kompletten Neubaus favorisiert. Zugleich hatte die SPD bereits 2019 darauf hingewiesen, dass bei einem solchen Projekt enorme Kostenrisiken bestehen und daher am Ende ein noch höherer Preis zu befürchten sei. „Dass wir mit dieser Prognose leider recht hatten, freut uns wirklich nicht“, so Torsten Lang.
Aus ursprünglich in der Kostenschätzung von Februar 2019 geplanten 12,5 Mio EUR netto (das sind 14,9 Mio. EUR brutto) sind nun 19,5 Mio. EUR netto und damit über 23 Millionen Euro brutto geworden. Bürgermeister Klär schlägt dem Stadtrat jetzt vor, wegen ‚der aktuellen Spitzenpreise für verschiedene Baumaterialien‘ den Baubeginn auf Anfang nächsten Jahres zu verschieben. „Was soll denn in einem halben Jahr besser sein?“ fragt sich in diesem Zusammenhang die SPD. Der Bürgermeister der Kreisstadt Sankt Wendel gab hierzu in einem Statement schon die Antwort: „Höhere Kosten aufgrund von Materialknappheit sowie die übervollen Auftragsbücher der Baufirmen und die gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie lassen derzeit bundesweit die Kosten zahlreicher Bauprojekte explodieren.“ In diesem Zusammenhang weist unter anderem das saarländische Ministerium für Inneres, Bauen und Sport darauf hin, dass sich Preise, aber auch Verfügbarkeiten von Baustoffen rasant entwickeln,weshalb eine Verschiebung des Baubeginns auf Frühjahr 2022 sinnvoll wäre.
Trotzdem sei es in keiner Weise realistisch, zu erwarten, dass in so kurzer Zeit das derzeitige Preisniveau für Baustoffe wieder auf die früheren Preise zurückfalle. Vielleicht käme es hier im kommenden Jahr zu einer Stabilisierung der Preise – aber dies wahrscheinlich in der Nähe des aktuellen, sehr hohen Niveaus. „Entscheidend ist aber etwas anderes“, so Torsten Lang: „Diese sog. ‚Marktspitzenpreise’ machen ausweislich der jetzt vorliegenden Kostenermittlung der Architekten lediglich knapp über 3 Mio. EUR von den erheblichen Mehrkosten aus – nur ein kleiner Anteil.“ Daneben beruhen die Preissteigerungen auf funktionalen Änderungen und dem allgemeinen Baupreisindex und bleiben damit auf jeden Fall so bestehen. Torsten Lang macht sich deshalb Sorgen um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kreisstadt.
Dies gelte umso mehr, da die Sporthalle sowohl finanziell als auch personell, was die Leistungsfähigkeit des städtischen Bauamtes angeht, in unmittelbarer Konkurrenz zum zwingend erforderlichen Schulneubau für die Nikolaus-Obertreis-Grundschule steht. Diese soll nach Alsfassen, an den Standort der ehemaligen St. Annenschule, verlagert werden. Zu erwartende Kosten laut der bisherigen Machbarkeitsstudie auchhier über 20 Millionen Euro. „Unseren Kindern eine moderne Schule für moderne Pädagogik zu gewährleisten, ist unsere Pflichtaufgabe als Stadt. Eine Sporthalle mit Ausstattung für größere Sportevents zu bauen, mag zwar schön sein, ist aber im Vergleich zur Schule bestenfalls Kür und muss deshalb nach hinten rücken“, so Torsten Lang.