St. Wendel. Vergangene Woche zeichnete die Wendelinus Stiftung elf Schülerinnen und Schüler der ersten „Helfen macht Spaß“-AG der Gemeinschaftsschule Schaumberg Theley aus. Im Rahmen dieser AG haben sich die Jugendlichen über ein halbes Jahr hinweg einmal wöchentlich in Seniorenzentren im St. Wendeler Landkreis engagiert.
Gegründet wurde die „Helfen macht Spaß“-AG von Anke Veit, einer Lehrerin der Gemeinschaftsschule Schaumberg Theley. Sie kam durch eine Ausschreibung zu dem Projekt „Mach deiner Generation alle Ehre! Engagier‘ Dich ehrenamtlich für den Austausch der Generationen“ der Wendelinus Stiftung auf die Idee. Auf dem Weg zur Umsetzung wurde sie von Andrea Eckert und Nadine Gramlich von der Wendelinus Stiftung unterstützt. Gemeinsam mit den beteiligten Seniorenzentren wurde das Konzept entwickelt.
Zu Beginn der AG fand für die beteiligten Schülerinnen und Schüler ein Motivationstag statt. Dieser Tag sollte dafür sorgen, dass die Jugendlichen eine Empathie für Menschen entwickeln, die ihren Alltag mit Einschränkungen bewältigen müssen. So trugen sie abwechselnd einen Altersanzug, um am eigenen Körper zu erfahren, wie schwierig es ist, Dinge zu tun, die man sonst als eine Leichtigkeit empfunden hatte, wie beispielsweise die Haare zubinden oder Treppen gehen. Auch eine Rollstuhl-Rallye durch die St. Wendeler Innenstadt veranlasste die Jugendlichen dazu, sich mit Themen wie Barrierefreiheit auseinanderzusetzen. Dieser Motivationstag machte seinem Namen alle Ehre. Die Jugendlichen waren sehr dankbar dafür, sich besser in die Lage von Menschen, die mit körperlichen Einschränkungen leben müssen, hineinversetzen zu können.
Mit diesen gesammelten Erfahrungen besuchten sie ein halbes Jahr lang einmal wöchentlich die Seniorenzentren in St. Wendel, Neunkirchen-Nahe, Hasborn und Theley. Sie verbrachten Zeit mit den Bewohnern, gingen mit ihnen spazieren, spielten Gesellschaftsspiele mit ihnen und wurden zu Gesprächspartnern.
Anke Veit, berichtete in der Abschlussveranstaltung, die in der Kreissparkasse St. Wendel stattfand, von ihren Impressionen. Diese teilte sie in drei Emotionen ein: verblüfft, gerührt und stolz und konnte jeden Schüler und jede Schülerin in eine dieser Kategorien einordnen. Mit ihrer Rede rührte sie alle Anwesenden. So erwähnte sie Lars, der sich trotz einer Sport-AG, die am selben Tag stattfand wie die „Helfen macht Spaß“-AG, unbedingt ehrenamtlich betätigen wollte. Oder Eileen, die sich schon vor dem eigentlichen Bewerbungszeitraum anmeldete, weil sie unbedingt dabei sein wollte. Nevin, die sich schon am ersten Tag zutraute, alleine mit einem Rollstuhlfahrer spazieren zu gehen und Maurice, der Hausaufgaben zwar eher locker betrachtet, dem im Seniorenzentrum aber keine Aufgabe zu viel war. Sie berichtete davon, wie gerührt sie von Emily war, die sich stundenlang alleine mit einem Bewohner beschäftigt hat und zu einem guten Gesprächspartner für diesen wurde und Sofia und Sarah, die es geschafft haben, aus einem Bewohner, der zunächst mit niemandem redete, einen Geschichtenerzähler zu machen. Sie war stolz auf Marvins Gelassenheit, die er beim Bingo spielen an den Tag legte und die Arbeit, ebenso auf Josi, Marie und Ailine, die viel Zeit in einen liebevoll gebastelten Adventskalender für die Senioren investierten. Frau Veit berichtete von einem großartigen Engagement, das die Jugendlichen an den Tag legten und das konsequent, Woche für Woche, sechs Monate lang.
Auch den Bewohnern bereitete es viel Freude, dass die jungen Menschen sich Zeit für sie nahmen. Wie die Jugendlichen die Zeit erlebt haben, erzählten sie selbst. So teilte Nevin das für sie bedeutendste Erlebnis mit den Anwesenden, was diese beeindruckte und gleichermaßen rührte. Sie berichtete von einer Bewohnerin, die sie zu sich gerufen hat. Sie habe bereits mehrfach geklingelt und es sei noch immer kein Pfleger gekommen. „Also bat sie mich, ihr beim WC-Gang zu helfen. Ich wusste jetzt nicht, ob ihre Aussage stimmte oder nicht, aber ich hab ihr dann geholfen, sie zur Toilette gebracht und ihr in dem Zusammenhang noch spontan die Windel gewechselt“, berichtete Nevin. Die Menschen waren beeindruckt von diesem Engagement, von der Selbstverständlichkeit, mit der sie dieser Frau half. „Ich weiß immer noch nicht, ob es richtig oder falsch war, aber für mich habe ich in diesem Moment ein Gewissen gestillt, indem ich dieser Frau half“, ergänzte sie noch.
Auch die anderen Schülerinnen und Schüler erzählten von ihren Erlebnissen. Einige waren auch beeindruckt davon, was ihnen alles von den Bewohnern anvertraut wurde. Da war der Redebedarf sehr gut spürbar. Einig waren sich alle vor allem über eines: Dass die AG auch im nächsten Jahr stattfinden soll, weil sie allen, den Jugendlichen, den Bewohnern und auch den Organisatoren viel Freude gebracht hat.
Der Schulleiter der Gemeinschaftsschule Schaumberg Theley, Dr. Planta, lobte das Engagement der AG-Mitglieder. Auch die Leiterin des Seniorenzentrums Haus am See in Neunkirchen-Nahe richtete sich mit lobenden Worten an die Schüler. „Senioren können sich keine Zeit oder Wertschätzung kaufen, sie können dies nur geschenkt bekommen“, deshalb sei sie berührt und begeistert, dass die Schülerinnen und Schüler ehrliches Interesse zeigten und sich um sie kümmerten. „Ihr seid ganz tolle Menschen, vielen Dank“.
Abschließend überreichten Frau Eckert und Frau Gramlich den Jugendlichen Urkunden und kleine Geschenke als Anerkennung für ihre ehrenamtliche Arbeit. Sie sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben die erste „Helfen macht Spaß“-AG zu einem vollen Erfolg gemacht. Also bleibt zu hoffen, dass die AG im nächsten Schuljahr wieder großen Anklang und zahlreiche Freiwillige findet.