Über Jahre erlebte der Immobilienmarkt in Deutschland einen Boom. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen stetig an, extrem niedrige Zinsen sorgten aber dennoch für eine hohe Nachfrage. Die Inflation hat der Niedrigzinspolitik vorläufig ein Ende gemacht. Und Kaufinteressenten verhalten sich angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten vorsichtiger. Auch die Unklarheiten rund um das umstrittene Heizungsgesetz lassen viele erst einmal abwarten.
All das macht sich jetzt an den Immobilienpreisen bemerkbar. Im ersten Quartal 2023 sanken sie durchschnittlich um 6,8 %. Das ist der stärkste Preisabfall seit über 23 Jahren. Das Saarland bildet bei diesem Trend keine Ausnahme. Dazu, wie die Zukunft am regionalen Immobilienmarkt aussieht, fallen die Prognosen unterschiedlich aus.
Goldene Zeiten vorerst vorbei
Lange Zeit konnten sich Immobilienverkäufer und Makler in der Region über hohe Preise und zahlreiche Interessenten freuen. Der aktuelle Preisrutsch sorgt für Verunsicherung. Fallen die Preise weiter, stabilisieren sie sich oder werden sie langfristig wieder ansteigen? Immobilienexperten und Makler haben dazu unterschiedliche Meinungen.
Bei der Landesbausparkasse Saar spricht man von normalen Anpassungseffekten an die veränderte Zinspolitik. Langfristig halten die Experten dort den saarländischen Immobilienmarkt für stabil. Da der Bedarf an Wohnraum hoch ist, rechnet man sogar mit einer Werterholung, vorwiegend im städtischen Bereich. Ein immer wichtigerer Faktor bei der Wertfindung soll dabei auch der energetische Zustand von Wohnimmobilien werden.
Ein weniger positives Bild für den lokalen Immobilienmarkt zeichnet eine Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Sie prognostiziert für die kommenden Jahre sehr unterschiedliche regionale Preisentwicklungen. Der Landkreis St. Wendel schneidet dabei eher schlecht ab.
Studie prognostiziert Preis-Schere
Der HWWI-Studie zufolge könnte die Preisentwicklung bei Immobilien in Zukunft regional sehr unterschiedlich ausfallen. In urbanen Ballungszentren sollen Zuzug und Wohnungsmangel die Nachfrage und damit die Preise hochhalten. Für Saarbrücken etwa wird ein leichten Anstieg bis 2035 vorausgesagt. Auf ländliche Regionen sieht die Studie hingegen einen Preisabfall zukommen, der teilweise sogar drastische sein könnte. Das betrifft auch den Landkreis St.Wedel, für den die Studiendaten bis 2035 einen Abfall von 24,6 % prognostizieren.
Solche Daten verunsichern vorwiegend Menschen, die aktuell über den Verkauf ihrer Immobilie nachdenken. Sie stellen sich vor allem die Frage, ob ein schneller Verkauf sinnvoll ist, bevor die Preise weiter sinken. Wer aktuell ohnehin verkaufen will oder muss, kann das am besten zeitnah tun, um von den aktuell noch guten Preisen zu profitieren. Schnell einen passenden Käufer zu finden, ist allerdings aufgrund der momentan vorsichtigen Nachfrage nicht mehr ganz so leicht, wie noch vor wenigen Jahren.
Von kurz entschlossenen, unüberlegten Verkäufen aus Angst vor weiter fallenden Preisen raten Experten allerdings grundsätzlich ab.
Denn der Preistrend zeigt zwar aktuell nach unten, von einem rasanten Abfall kann aber nicht gesprochen werden. Zudem ist unklar, inwiefern sich Negativprognosen überhaupt bewahrheiten. Und auch die vergleichsweise hohe Inflationsrate kann aktuell gegen einen Verkauf sprechen. Denn wie der Verkaufserlös aus der Immobilie sicher angelegt werden kann, ist momentan ebenfalls keine ganz einfache Frage.
Als profitable Alternative zum Verkauf empfehlen viele Finanz- und Immobilienexperten aktuell die Vermietung. Mietraum ist fast überall knapp und die Nachfrage danach groß. Anders als die Verkaufspreise steigen die Mietpreise deshalb nach wie vor fast überall an.