In den letzten Tagen war das Saarland immer unter der kritischen Inzidenz-Marke von 100. Deshalb wurde gestern schon durch den Ministerrat entschieden, dass es nach Ostern zu weitreichenden Lockerungen kommen soll. Hierzu nutzt das Saarland, die in der letzten Ministerpräsident*innen-Konferenz beschlossene Möglichkeit, ein Modellprojekte zu starten.
Viele Bundesländer haben bereits angekündigt dieses Modellprojekt zu starten, aber nur Saarland möchte es als flächendeckend ganzes Bundesland unter dem Namen „Saarland-Modell“ einführen.
Demnach wird ab dem 6. April wieder mehr öffentliches Leben möglich sein. Private Zusammenkünfte im Freien, Außengastronomie, Sport innen und außen, Konzerthäuser und Kinos werden dann wieder möglich sein. Voraussetzung dazu sind tagesaktuelle Tests und die Einhaltung der Hygienemaßnahmen.
So dürfen sich maximal zehn Personen im Außenbereich treffen, wenn alle Gäste einen negativen Corona-Test vorlegen können. In der Außengastronomie können im Rahmen der derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen (maximal fünf Personen aus höchstens zwei Haushalten, Kinder unter 14 Jahren zählen nicht; erweiterte Kontaktmöglichkeiten innerhalb des Familienkreises) dürfen Gäste auch ohne vorherigen Test empfangen werden, wenn eine Gewährleistung der Kontaktnachverfolgung sowie eine vorherige Terminbuchung verliegt. Mit negativem Corona-Text dürfen sogar bis zu zehn Leute an einem Tisch sitzen.
Draußen wird Kontaktsport möglich sein und im Innenbereich kontaktfreier Sport, auch hier wird jeweils ein tagesaktueller Test benötigt. Auch für Theater, Konzerthäuser, Opernhäuser und Kinos müssen Besucher einen negativen Test vorweisen.
Der Prozess der Nachverfolgung soll komplett digital erfolgen. Erste Ausschreibungen zu einer saarlandweiten App hierzu sind auch bereits ausgeschrieben. Weiterhin soll es jedoch auch die Möglichkeit geben, eine Dokumentation analog möglich zu machen. Die negativen Corona-Tests, die für diese neuen Möglichkeiten benötigt werden, dürfen in allen Fällen nicht älter als 24 Stunden sein
Doch damit hier nicht abgeschieden wird, wer sich nicht leisten kann mehrmals in der Woche einen Test zu kaufen, ist es möglich auch häufiger als einmal in der Woche zu einer der saarlandweit 350 Teststellen zu gehen. „Und das meine ich ernst“, betont Ministerpräsident Tobias Hans in der Pressekonferenz.
Bei dem gemeinsamen Statement mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger merkt man, dass die beiden froh sind, wieder etwas Hoffnung geben zu können.
„Der Frühling kommt, und alle hoffen darauf, dass um sie herum alles aufblüht, und ich habe das Gefühl dass viele Saarländerinnen diese Hoffnung auch haben. Mit dieser Möglichkeit haben wir sowas wie ein Frühlingserwachen bei uns hier im Saarland“, formuliert es Anke Rehlinger. Doch sie betont auch, dass es nicht nur die „Sehnsucht von uns allen […]und die vielen Lauten Stimmen“ waren, die nun diesen Schritt möglich machen. Aber es gibt die Zuversicht, dass es funktioniert, da das Ausgangsniveau im Saarland ist ein „vertretbar Niedriges“ sei.
Außerdem ist das Saarland im Bereich der Testungen bereits gut aufgestellt. Man kann sich jetzt schon an über 350 Orten testen lassen. Auf Bundesland ist das das dichteste Netz. Außerdem wurden schon weitere Planungen vorgenommen und Testkits bestellt. Und auch bei den Erstimpfungen ist man mit 12% Bundespitze. Wobei nach Ostern, wenn etwa 500 Arztpraxen impfen werden „richtig Fahrt aufgenommen“ wird, wie es Tobias Hans sagt.
Deshalb traut man sich jetzt auch einen solchen neuen Weg aufzunehmen und wieder mehr möglich zu machen.
Das Modell wird wissenschaftlich begleitet und bereits jetzt ist klar, dass man gegebenenfalls auch wieder zurückrudern muss, wenn es nicht klappt. „Ein Modell macht nur dann Sinn, wenn man aus den Erfahrungen lernt und sich auch was traut.“ Hierbei bekennt man sich auch zur Notbremse, jedoch mit Einschränkungen. Denn zunächst einmal soll die Notbremse nicht auf Regionen, sondern aufs ganze Land bezogen werden, da das Saarland so klein ist. Außerdem sollen die Schritte auf den einzelnen Fall passgenau abgestimmt werden. Diese Einzelfallberatungen werden dann mit den Landräten abgesprochen.
Doch die beiden Politiker betonen auch, dass durch die viele Tests Inzidenz selbstverständlich erstmal hoch geht, aber das auch gut ist, weil so auch viele asymptomatische Infektionen erkannt werden. Demnach muss man den Blick nicht nur auf die Inzidenz lenken, sondern wie viele Menschen ins Krankenhaus kommen und dort behandelt werden. „Wir wollen nicht nochmal ideenlos in den Lockdown“, sagt Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger ganz klar und deutlich.
Wenn das Modell gut funktioniert, wird man am 18. April darüber beraten, ob durch viele Tests auch noch weitere Öffnungen vor allem im Bereich der Schulen möglich sein können.