Im Rahmen der Jahresabschlusssitzung des St. Wendeler Kreistages am vergangenen Montag wurden die Berichte der Marienhaus Gruppe zu den aktuellen Planungen am Klinikstandort St. Wendel sowie des Sozialministeriums zum Krankenhausplan vorgestellt.
Die Landesregierung legt mit der Fortschreibung des Krankenhausplanes die Grundlage für die Weiterentwicklung wie auch den Ausbau des Krankenhausstandortes St. Wendel. Das berichtete Gesundheitsstaatssekretär Stephan Kolling (CDU) den Kreistagsmitgliedern. 441 voll- und teilstationäre Krankenhausbetten in den verschiedensten Fachabteilungen stehen bereit. Besondere Versorgungsstrukturen finden sich in den Schwerpunkten Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Kardiologie und Gerontopsychiatrie. Die neue konservative Orthopädie mit 50 Betten in der Hauptfachabteilung Orthopädie und Unfallchirurgie ist landesweit einmalig und wird in der Resolution des Kreistages als Aushängeschild bezeichnet.
Mit über 24 Mio. Euro werden in einem ersten Schritt durch die Unterstützung der Landesregierung bauliche Weiterentwicklungen des Marienkrankenhauses wie einer zentralen Notaufnahme und Chest-Pain-Unit, der Erweiterung kardiologischer Behandlungsmöglichkeiten sowie der Implementierung einer überregionalen Stroke-Unit finanziert. Außerdem stehen 142 Ausbildungsplätze für Gesundheits- und Krankenpflege, Pflegefachfrau/mann und Pflegeassistenz bereit. Insgesamt sollen rund 78 Millionen Euro investiert werden.
Das im wahrsten Sinne des Wortes “Sorgenkind” findet sich jedoch in der Entwicklung der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in St. Wendel. Zwei der 14 Hebammen der Hebammengemeinschaft “Zauberhaft” aus Oberthal berichteten im Rahmen der Kreistagssitzung über ihre Bedenken. Die durch den Krankenhausträger Marienhaus geplante Verlagerung der operativen Gynäkologie und des zertifizierten Brustzentrums wird viele negative Auswirkungen mit sich ziehen. Die Hebammen fordern das Frauen nicht nur pathologisch betrachtet werden sollten, denn die Natürlichkeit des Marienkrankenhauses steht für viele Patientinnen über den großen Kliniken, demnach sollte den werdenden Eltern eine Standortwahl erhalten bleiben. Mit einer Schließung werden die Wege in Notsituationen unvermeidlich länger, das Versorgungsangebot für Frauen sinkt und auch die Attraktivität des Standortes St. Wendel für Chefärzte wird sich im gynäkologischen Bereich mindern.
Die Mitglieder des Kreistages teilen die Sorgen der Hebammen. Magnus Jung (SPD) befürchtet, dass mit der Verlagerung wichtige Versorgungsmöglichkeiten genommen werden und auch die generelle Erhaltung der Geburtshilfe sich hierdurch zu einem nächsten Problem entwickeln könnte. St. Wendel soll laut Jung kein Landkreis werden, in dem kein Kind mehr zur Welt kommen kann. Lars Schlaup (DIE GRÜNEN) betont zudem die Signifikanz des Standortfaktors. Für junge Familien müsse es weiterhin attraktiv sein, nach St. Wendel ziehen zu wollen, was durch die Veränderung der Gynäkologie im Marienkrankenhaus getrübt werden könnte.
Der Kreistag lehnt die Schließung ab und möchte sich weiterhin für die Erhaltung der operativen Gynäkologie und des zertifizierten Brustzentrums einsetzen. Die Resolution, in der auch dieser Punkt betont wird, wurde durch den Kreistag einstimmig verabschiedet.