Heute stellen wir euch in unserer Rubrik 10 Fragen an…Till Hanauer vor. Till ist 24 Jahre alt und wohnt in Freisen. Momentan studiert er Physik und hat zusätzlich noch einen Nebenjob. Till ist ein absoluter Hunde-Mensch und verbringt seine Zeit gerne mit seiner Hündin namens Bonny (die sogar einen, wenn auch etwas inaktiven, eigenen Instagram Account namens bonnybertsworld hat). Ansonsten hört er gerne und viel Musik, liest viel und trifft sich (normalerweise) mit Freunden.
Till Hanauer ist ehrenamtlich politisch aktiv in einigen Gremien der SPD und den Jusos im Saarland. Im Kreis St. Wendel ist er Vorsitzender der Jusos. Außerdem ist er Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Landkreis St. Wendel. Inhaltlich sind seine Schwerpunkte momentan vor allem Gesundheitspolitik und Kinder- und Jugendpolitik.
-Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Einen typischen Tag gibt es bei mir momentan eigentlich nicht. Die Ausnahmen sind dienstags und donnerstags, wenn ich arbeiten gehe. Dann stelle ich meinen Wecker auf 7 Uhr, nur damit ich morgens noch dreimal die Schlummertaste drücken kann. Wenn ich es dann doch geschafft habe aus dem Bett zu kommen finde ich irgendwie meinen Weg zur Kaffeemaschine. Mit Kaffee bewaffnet gehe ich dann mit meiner Hündin kurz raus (da aber meine Hündin ein genauso großer Morgenmuffel ist wie ich, entscheidet sie sich auch oft dazu einfach noch weiterzuschlafen und erscheint dann erst Stunden später an der Haustür). Danach mach ich mir Musik an und trinke in Ruhe meinen Kaffee. Wenn ich dann einigermaßen im neuen Tag angekommen bin, trainiere ich eine dreiviertel Stunde, um danach schnell etwas zu frühstücken und dann rechtzeitig meinen Bus zur Arbeit noch zu bekommen. Gegen Abend geht es dann mit Bus und Bahn wieder nach Hause. Dann gehe ich noch mit meiner Hündin spazieren und manchmal steht noch eine WebEx oder Zoom Konferenz an, wahlweise von den Jusos oder der SPD.
-Wie würdest du deine Tätigkeit also Vorsitzender der Jusos WND beschreiben?
Auf jeden Fall als sehr vielseitig. Von der typischen Parteiarbeit wie zum Beispiel Sitzungen einberufen und leiten, bis zu Gegendemos besuchen oder Frühstück für den eigenen Vorstand machen ist eigentlich alles dabei. Ich selbst sehe meine Aufgabe als Vorsitzender als eine Art Lotse, der inhaltlich grob die Richtung vorgibt und der dafür sorgt das die Mitglieder*innen Rahmenbedingungen vorfinden durch die diese, gerade wenn sie neu zu den Jusos dazustoßen, verschiedene Möglichkeiten der direkten Beteiligung vorfinden und sich nach ihren Vorstellungen daran beteiligen können. Ich versuche also zu erkennen, wer sich wie einbinden will und wo welche Potenziale da sind, um diese dann entsprechend zu fördern. Dieser Anspruch lässt sich logischerweise nicht immer in die Realität umwandeln und gerade in einer Pandemie, in der reales Zusammensein, gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen wegfallen, ist das natürlich nicht so leicht umzusetzen. Trotzdem bin ich optimistisch, dass dies in Zukunft wieder besser wird.
-Was magst du besonders daran?
Ich bin ein sehr offener und diskussionsfreudiger Mensch, daher macht es mir Spaß, durch meine Arbeit bei den Jusos viele verschiedene Menschen kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren, um dann gemeinsam daran zu arbeiten die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Oder um es anders auszudrücken; es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn dein Engagement dazu beiträgt, dass sich etwas zum Positiven verbessert.
-Was ist vielleicht auch nicht so toll?
Es ist zum Beispiel nicht so toll, wenn die Arbeit ,die du dir als Vorsitzender oder ehrenamtliches Mitglied machst nicht zu dem gewünschten Erfolg führt egal, ob das eine inhaltliche Forderung ist, für die du keine Mehrheit findest, oder ob das eine Veranstaltung ist, die du mitorganisiert hast und zu der so gut wie keiner kommt. Aber das gehört dazu: Trial-and-Error, solang man was daraus lernt, ist es ja nicht komplett umsonst.
Und Wahlen zu verlieren, bei denen man ehrenamtlich mitgeholfen hat, in dem man z.B bei strömenden Regen Flyern austeilt, ist natürlich auch nicht toll. Ich vergleiche das immer mit einer Fußball Mannschaft, bei der man zu jedem Spiel fährt und immer bis zur letzten Minute mitfiebert, nur um dann enttäuscht nach Hause zu fahren. Vor dem Hintergrund, dass ich Mitglied einer Partei bin, die in den vergangenen Jahren jetzt nicht gerade zu den Aufsteigern der Liga zählt, kann man sagen, das ist nicht so cool.
-Was gefällt dir besonders am St. Wendeler Land?
Besonders gefällt mir die Natur, die leicht hügelige Landschaft, die ich eigentlich zu jeder Jahreszeit gerne beobachte, wenn ich mit dem Bus durch den Landkreis fahre. Und es hat schon was, wenn du manchmal über Oberkirchen nach Freisen ein paar Höhenmeter weiterfährst und du dich plötzlich in einer Winterlandschaft wiederfindest, während es im Rest vom Landkreis regnet.
-Was würdest du gerne verbessern?
Da gebe es einiges! Vom Gesundheitsbereich bis zur Wirtschaftsstruktur in Deutschland wäre da alles Mögliche dabei. Ich gehe aber mal davon aus, dass sich die Frage vor allem darauf bezieht was man im Landkreis St.Wendel konkret verbessern kann und beschränke mich daher darauf.
Was Verbesserungen für den Landkreis angeht, gibt es da Nachholbedarf was die in Teilen doch etwas dünn gesäten Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche angeht, sich an den für sie relevanten Prozessen zu beteiligen. Egal ob das in der Schule ist, in der Gemeinde oder auf der Ebene des Landkreises. Ich denke, da müssen Möglichkeiten wie unabhängige, selbstverwaltete Jugendtreffs ausgebaut werden. Der Zugang zur Politik muss durch einfache und barrierefreie Möglichkeiten ergänzt werden und vor allem sollten man regelmäßig ein geeignetes Format anbieten, in dem Jugendliche einfach mal gefragt werden was sie eigentlich von Politik erwarten.
Dann wäre da noch das Problem der verwaisten Ortskerne und des verwaisten Stadtkerns in St.Wendel. Schon vor der Corona Pandemie war das ein wachsendes Problem. Nach der Pandemie werden wir das volle Ausmaß des Ganzen zu Gesicht bekommen und es sollten eigentlich längst Konzept entwickelt worden sein, wie trotz veränderter Rahmenbedingungen Dorf- und Stadtmitte wieder zu echten Lebens- und Begegnungsplätzen werden. Zum Beispiel durch autofreie Innenstädte und Zonen, in denen mehr Raum für Cafés, Restaurants, offene Bühnen und Parkanlagen ist.
Den steigenden Miete in der Stadt St. Wendel sollten dafür auch durch Sozialpreisbindung und mehr Sozialen Wohnungsbau entgegengesteuert werden.
Der ÖPNV im Landkreis ist außerdem zu teuer, zu schlecht ausgebaut und wird seit Jahren von Gemeinde und Landkreis bezuschusst, ohne dabei rentabler oder erschwinglicher zu werden. Da braucht es dringend ein Landkreis umfassendes, flexibles Zukunftskonzept, damit wieder mehr Menschen den ÖPNV nutzen. Um langfristig auf einen grünen Zweig zu kommen, sollten sich die politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen für einen beitragsfreien ÖPNV einsetzen. Das wäre eine Sache von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Notwendigkeit.
-Was ist Dein Lieblingsort/Geheimtipp im St. Wendeler Land?
Mein Lieblingsort ist mein Heimatort Freisen. Dort wohnt der Großteil meiner Familie, mein Hund und man ist innerhalb von wenigen Minuten in der freien Natur, im Wald. Die Ruhe, die man dort finden kann, ist gerade in stressigen Zeiten entspannend und bringt immer einen klaren Kopf.
-Was bedeutet Heimat für Dich?
Heimat ist für mich dort, wo die Menschen sind, die ich liebe und da momentan die meisten Menschen, die ich liebe in Freisen sind, ist auch Freisen ein Teil meines Heimatsbegriffes.
-Wer ist dein großes Vorbild?
Ein wirklich „großes Vorbild“ habe ich eigentlich nicht. Es gibt verschiedene Personen, die ich in verschiedenen Bereichen meines Lebens als Leitpunkte sehe, von denen ich etwas lernen kann und bei denen Teile ihrer Persönlichkeiten mir als Vorbild dienen. Was das Politische angeht wären da Willy Brandt und Nelson Mandela, im privaten Bereich sind es meine Eltern und bei moralischen und philosophischen Fragen wären das zum Teil Gandhi und Yoda.
–Wie würdest du die „St. Wendeler Mentalität“ beschreiben?
Als ehemaliger Philosophie Student würde ich erstmal hinterfragen, ob es sowas wie „die St. Wendeler Mentalität“ überhaupt gibt. Mir ist sie noch nicht über den Weg gelaufen, daher würde ich eher sagen, dass so etwas nicht existiert. Wenn ich eine Besonderheit bei den Menschen bei uns im Landkreis beschreiben müsste, die es so nicht überall gibt, dann wäre das der freundlichere und höflichere Umgangston. Ich habe noch in keiner Stadt mitbekommen, dass man z.B den Busfahrer grüßt, wenn man einsteigt und Tschüss sagt, wenn man aussteigt.