Vertuschung der Kostensteigerung unterstellt

Opposition im St. Wendeler Stadtrat kritisiert Planungsstopp der Dreifeld-Sporthalle

In Folge des Anfang Mai angekündigten Planungsstopps der millionenschweren Dreifeld-Sporthalle für St. Wendel (wir berichteten), erklärt Bürgermeister Peter Klär am vergangenen Dienstag vor dem Stadtrat den langen Prozess hinter dieser schweren Entscheidung. 2017 wurde das Projekt ins Leben gerufen, 2018 sollten sich die Kosten der Halle um ca. 13 Mio. € bewegen, 2020 kam die Corona Krise, mit welcher die Preisstabilität ins Wanken geriet und die Kosten um rund 25% steigen sollten. Der Bau der Halle wurde verschoben, um die immer weiter steigenden Zahlen zunächst beobachten zu können. 2022 dann der Ukraine-Krieg, der aktuell für große Unsicherheiten und rapide steigende Kosten sorgt. Nach erneuter Anfrage musste festgestellt werden, dass sich die Kosten der Halle mittlerweile auf über 22,7 Mio. € belaufen würden, welche mit einem Eigenanteil von 4,7 Mio. € aus dem Haushalt mitfinanziert werden müssten. Dieses Geld sei nicht das Problem meint Klär, es sei die Unsicherheit nach vorne, die den Ausschuss dazu veranlasst hat, der weiteren Beauftragung zum Bau der Halle nicht stattzugeben.

Es stecke bereits viel Arbeit durch ein hochqualifiziertes Team aus Fachkräften in der Entwicklung des Projekts, welche durch die Krisen auf Eis gelegt und durch Alternativszenarien ersetzt werden müsse.
CDU-Sprecher Sebastian Schorr stärkt dem Bürgermeister den Rücken und erörtert in seiner Rede, warum der Bau der umstrittenen Halle nicht bereits früher gestoppt worden sei. Wichtig zu betonen ist für ihn hierbei, dass die jetzige Sporthalle von Vereinen mit vielen Mitgliedern genutzt werde und leider in einem mehr als verbesserungswürdigen Zustand sei.

Aus damaliger Sicht sei es demnach kein Fehler gewesen die Planung einer neuen Halle zu veranlassen, die Entscheidung für einen Neubau und gegen eine Sanierung hänge mit den höheren Fördermitteln für eine überregionale Halle zusammen, wobei der Eigenanteil bei einer Sanierung entsprechend höher gewesen wäre. Da niemand die genannten Krisen habe voraussehen können, habe ein früheres Ende des Vorhabens in den Jahren 2020 / 2021 nicht zur Debatte gestanden. Nun sei ein schnelles Umdenken von Nöten und man müsse die kurzfristigen Sanierungsmaßnahmen der derzeitigen Hallen im nächsten Bauausschuss behandeln.

Die Entscheidungen im Stadtrat wären nach Schorr demnach bis heute nach bestem Wissen und Gewissen gefällt worden. Marc André Müller (SPD) macht dem Unmut der Opposition in seiner Rede Platz und kritisiert das geschilderte Vorgehen scharf. “Ich verstehe, dass das heute kein schöner Tag ist für den Bürgermeister, ich verstehe, dass das kein schöner Tag ist für die CDU, ich betone auch, das ist kein schöner Tag für die Stadt St. Wendel”. Während der Planung seien bereits 2,15 Mio. € ausgegeben worden, die jetzt nicht mehr zur Verfügung stünden. Niemand habe die Krisen vorhergesehen und die beinahe Verdopplung der Kosten der Halle sei ein Schock. Die SPD hätte aber von Anfang an gewarnt, dass das Projekt die Handlungsfähigkeit der Stadt überfordern würde. Man habe sich übernommen und die Leistungsfähigkeit überschätzt. Der Zeitbedarf wäre ebenso verkalkuliert worden, da die Fertigstellung der Halle bereits für 2020 angesetzt gewesen wäre, zu diesem Zeitpunkt aber nicht einmal die Genehmigung vorgelegen hätte. Der Eigenanteil der Stadt wäre immer weitergewachsen, während die Größe der Halle bereits um 500m² reduziert worden sei. Weiter betont Müller die Notwendigkeit einer Lösung für die Schulen und Vereine und bedauert das Fehlen eines Gutachtens für eine mögliche Sanierung, einen fehlenden Plan B. Die Konsequenz ist für die SPD klar: “Die Frage der politischen Verantwortung […] die wird irgendwann der Bürger, die Bürgerin beantworten müssen”

Die Sprecher der Linken, FDP und der Grünen stimmen in die Kritik ein, alle wären von Beginn an skeptisch gewesen und fordern nach Alternativen und neuen Konzepten. Nach Stephan Rieth (FDP) wäre die Halle über die Zeit gestorben und nicht über die Krisen. Für Sören Bund-Becker (Grüne) seien mehrere Punkte schockierend. Die Belastung der personellen Strukturen durch das Projekt zum Beispiel, außerdem unterstellt er die Vertuschung der Kostensteigerung durch die Verkleinerung des Bauplans sowie die größere Planung der überregionalen Halle vor dem Hintergrund an Fördergelder gelangen zu können. Eine Kostensteigerung von mindestens 20% sei laut Bund-Becker über einen Zeitraum wie diesen normal. Eine Preissteigerung hätte man also einkalkuliert, aber nicht beachtet.
Einigkeit im Stadtrat gab es letztendlich bei der Entscheidung für den Stopp des Projekts der
3-Feld-Sporthalle für St. Wendel.

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