Interkommunale Zusammenarbeit

Obere Blies wird renaturiert

v.l.n.r.: Stephan Rausch, Bürgermeister Oberthal, Staatssekretär Sebastian Thul, Reinhold Jäger, kfm. Geschäftsführer ÖFM, Eberhard Veith, Geschäftsführer ÖFM, Elisabeth Biewer, Beigeordnete Gemeinde Tholey, Andreas Veit, Bürgermeister Nohfelden, Peter Klär, Bürgermeister St. Wendel

Die Stadt St. Wendel sowie die Gemeinden Oberthal, Tholey und Nohfelden haben sich zusammengeschlossen, um die Obere Blies gemäß der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in einen naturnahen Zustand zu überführen. Der erste Renaturierungsabschnitt erstreckt sich von der Bliesquelle in Selbach bis zur Kläranlage St. Wendel über eine Länge von ca. 15 km. Sie hat zum Ziel, die Gewässerstruktur zu verbessern und dient somit auch dem Schutz des saarländischen Naturerbes. Das saarländische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz beteiligt sich an der Umsetzung mit drei Zuwendungen und insgesamt 95 Prozent der anfallenden Gesamtkosten.

Bliesbrücke Oberthal

Was passiert bei der Renaturierung von Gewässern?

Durch Gewässerrenaturierung wird von Menschen verändertes Gewässer in seinen natürlichen Zustand zurückgeführt. Hierfür werden viele verschiedene Maßnahmen durchgeführt. Das Umweltbundesamt beschreibt intakte Gewässer als komplexe, sehr artenreiche Ökosysteme, die vielfältige Pflanzen- und Tiergemeinschaften beherbergen und auch für uns eine wichtige Lebensgrundlage darstellen. Zudem werden viele Stoffe im Gewässer und in der Gewässersohle abgebaut und Abwasser gereinigt. Gewässer in seinen naturnahen Zustand zurückzuführen gilt ebenso als eine Präventivmaßnahme für Hochwasser: wenn Flüsse, fernab von Städten und Dörfern übers Ufer treten können, werden Auen überflutet und Hochwasserwellen abgeschwächt. Dies trägt auch einen wichtigen Anteil zum Klimaschutz bei, denn naturnahe Auen speichern Kohlenstoff und tragen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei. 

Die Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM) hat langjährige Erfahrung

Die Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM) übernimmt für die Gemeinden und die Stadt als kompetenter Partner die ökologische Begleitung und Koordination der Maßnahmen. Die ÖFM kann dabei auf eine langjährige Erfahrung bei der Umsetzung der WRRL zurückblicken. So hat die ÖFM im Zuge der Umsetzung der WRRL bereits sechs Fließgewässer im Saarland renaturiert. Auf einer Fließgewässerstrecke von über 60km wurden Wanderbarrieren wie Sohlabstürze, alte Wehre und ähnliches beseitigt, um die Durchgängigkeit der Gewässer wiederherzustellen.

Die ÖFM wurde 1998 als 100%ige Tochter der Naturlandstiftung Saar gegründet, um die Maßnahmen des Naturschutzes im Rahmen des Ökokontos und von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umzusetzen. Die ÖFM wertet Flächen von geringer ökologischer Bedeutung auf und stellt so wertvolle Lebensräume (wieder) her. Sie renaturiert Fließgewässer, öffnet versiegelte Flächen und baut Industriebrachen zurück. Sie wandelt Nadelholzforste in standorttypische Laubwälder um, wirkt der Zersiedlung der Landschaft durch Rückbau landschaftsfremder Elemente entgegen und setzt auf erneuerbare Energien wie Windkraft und Fotovoltaik.

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Was ist die Wasserrahmenrichtlinie?

Mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union aus dem Jahr 2000 wurde erstmals ein umfassender europaweit geltender Rechtsrahmen für alle Gewässer (Grundwasser und oberirdische Gewässer) und deren Schutz gesetzt. Nach der WRRL sollen bis 2015 für die Oberflächengewässer und das Grundwasser ein guter ökologischer Zustand, ein guter chemischer Zustand und ein guter mengenmäßiger Zustand erreicht werden. Jede einzelne wasserwirtschaftliche Maßnahme –sei sie noch so klein – ist ein wichtiger Mosaikstein, um Gewässer naturnah zu entwickeln, den Wasserrückhalt in der Landschaft im Sinne eines vorbeugenden Hochwasserschutzes zu verbessern und die Biodiversität zu erhöhen oder die Nährstoffeinträge zu reduzieren.

Naturlandstiftung Saar – 45 Jahre saarländischer Naturschutz

Die Naturlandstiftung Saar (NLS) setzt sich als älteste Naturschutzstiftung in Deutschland seit 1976 aktiv für unsere saarländische Heimat und unser Naturerbe ein. Im Stiftungsrat mit seinen 17 Mitgliedern sind Naturschützer wie z. B. der NABU und Naturnutzer wie z. B. der Bauernverband, aber auch das Umwelt-Ministerium, der Landkreistag des Saarlandes sowie mehrere Landesinstitutionen vertreten. Die NLS erwirbt ökologisch wertvolle Flächen, um die Lebensräume bedrohter Tiere und Pflanzen unserer Heimat als Grundlage für nachfolgende Generationen zu sichern, zu pflegen und zu entwickeln. Sie besitzt und betreut mittlerweile 123 Schutzgebiete. Zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Naturland Ökoflächen-Management GmbH (ÖFM), die Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes im Rahmen der Eingriffs-Ausgleichs-Regelung und des Ökokontos als Dienstleistung anbietet, hat sie über 2.136 Hektar Flächen im Eigentum.

Alle landwirtschaftlichen Aktivitäten der NLS und ÖFM sind in der Imsbach Verwaltungs- und Entwicklungsgesellschaft (IVEG), einer Tochtergesellschaft der ÖFM, gebündelt. Die IVEG unterhält mit dem Hofgut Imsbach bei Theley und dem Kreuzhof bei Marpingen zwei Betriebsstätten und ist einer der größten Bioland-Betriebe im Saarland. Der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Aktivitäten liegt im Bereich der extensiven Grünlandwirtschaft und der Haltung alter bedrohter Haustierrassen wie dem Hinterwälder-, dem Glanrind und dem Schwäbisch-Hällischen Weideschwein.
Außerdem hält die IVEG Wasserbüffel und Konik-Pferde. Die Haustiere erhalten als tierische Landschaftspfleger die kräuterreichen, ungedüngten Wiesen, die sich in vielen Fällen auch in Naturschutzgebieten befinden.

Die NLS ist nicht fördernd, sondern selbst operativ tätig. Sie ist Mitglied in den Zweckverbänden der Bundes-Naturschutzgroßprojekte „Wolferskopf“ (geschäftsführend), „Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ (geschäftsführend) und „Natura Ill-Theel“. Beim Naturschutzgroßprojekt „Landschaft der Industriekultur Nord (LIK.Nord) kümmert sie sich um den Grunderwerb und Tausch der Flächen. Sie ist Träger von fünf EU-Projekten, darunter zwei LIFE-Natur-Projekten zum Schutz orchideenreicher Trockenrasen und von Arnikawiesen in Mitteleuropa. Die NLS praktiziert „Naturschutz ohne Grenzen“ durch die enge Zusammenarbeit mit ihren Partnerorganisationen in Frankreich, Luxemburg, Belgien, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Die Stiftung ist außerdem Träger der Naturwacht Saarland und Mitglied im Deutschen Verband für Landschaftspflege.

Welche Maßnahmen werden umgesetzt?

Folgende Maßnahmen geplant:

  • Anpflanzung von rund 570 Ufergehölzen
  • ca. 2.700 m Gewässerrandstreifen markieren
  • 27 Raubäume einbauen
  • Verrohrungen an Teichen umbauen und Umgestaltung der Uferbereiche
  • Hütte, Steg, Bauschutt und Müll entfernen.

Die Maßnahmen zielen darauf ab, der Eigendynamik des Gewässers wieder mehr Raum zu geben. Es soll die Seitenerosion gestärkt, die Gewässerübertiefung gestoppt und mittelfristig eine deutliche Aufweitung des Gerinnebettes und Stärkung der Laufkrümmung initiiert werden, um perspektivisch Retentionsraum zu schaffen

Das Saarländische Umweltministerium unterstützt diese Maßnahme mit 95 Prozent der anfallenden Gesamtkosten:

  • 27.431,25 EUR, um den Gewässerentwicklungs- und Unterhaltungsplan (GEP) zu erstellen
  • 143.135,84 EUR, um die notwendigen Grundstücke zu erwerben und schließlich
  • 73.695,94 EUR, für die Umsetzung des ersten Bauabschnitts.

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