Der Onlinehandel boomt. Globalisierung, Pandemie und Bequemlichkeit haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass Onlineshopping sehr stark zugenommen hat. Darunter leidet vor allem unsere Umwelt. Einer der Gründe dafür ist das Füllmaterial in den Paketen: die Luftpolsterfolie, die aus Plastik besteht. Hierdurch entstehen Jahr für Jahr Unmengen an Müll. Dem begegnen jetzt vier Absolventen der TU Darmstadt mit einer innovativen Idee. Unter ihnen befindet sich Johannes Weber aus Türkismühle. Er stellt wndn.de das Startup „Ceres“ vor, das von Ilker, Dominik, Moritz und ihm gegründet wurde. Sie befinden sich aktuell im Aufbau des Unternehmens. Ihr Produkt: Ein umweltfreundliches und nachhaltiges Füllmaterial, welches wiederverwendbar und vollständig kompostierbar ist.
Ceres hat aus einer nachhaltigen Ressource Füllmaterial für Pakete entwickelt, das das Unternehmen in der aktuellen Pilotphase testet. Dabei handelt es sich um mit Stroh gefüllte Kissen.
Jährlich werden in der Landwirtschaft Millionen Tonnen an Stroh produziert, welches meist als Tierstreu verwendet oder in einen Acker eingearbeitet wird. Allerdings bleibt immer noch eine erhebliche Restmenge von bis zu 10 Millionen Tonnen ungenutzt, dieses verrottet entweder oder wird in anderen Ländern verbrannt. Das hat Ceres auf eine Idee gebracht. Johannes erzählt uns im Interview, was sie genau machen:
Wie genau seid ihr auf die Idee gekommen, nachhaltiges Füllmaterial zu entwickeln?
„Die Idee entstand in einem Seminar, in welchem man Geschäftsmodelle entwickeln sollte, zu Beginn der Corona Pandemie, als viele Menschen ihre Einkäufe online statt im Einzelhandel getätigt haben und das Problem der Verpackungen immer sichtbarer wurde. Ich persönlich bin in diesem Sommer zum Team gestoßen, kannte einen der Gründer aber schon vorher durch mein Studium.“
Warum bietet sich Stroh als ideale Ressource für eure Idee an?
„Stroh hat ideale Eigenschaften für den Paketversand: es dämpft hervorragend, nimmt Flüssigkeiten auf, isoliert thermisch und als Reststoff aus der Landwirtschaft können wir ihm so ein neues Leben geben, bevor es einfach nur verrottet. Neben dem Stroh, welches wieder in den Boden eingearbeitet, für Einstreu genutzt oder für andere Produkte verwendet wird, bleiben alleine in Deutschland noch enorme Mengen übrig.“
Kann man schon ein Paket mit eurem Füllmaterial erwerben?
„Momentan befinden wir uns gerade am Beginn unserer Pilotphase, wer daran teilnehmen möchte, kann sich gerne direkt über unsere Kanäle Website, Mail, oder Social Media an uns wenden. Wir arbeiten in dieser Phase ausschließlich mit Geschäftskunden zusammen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch weiterhin darauf der Fokus liegen, aber wir werden sicherlich Möglichkeiten finden, auch Privatkunden über Vertriebspartner zu erreichen.“
Wann kann man damit rechnen, dass euer Produkt auf den Markt kommt?
„Wir planen den Markeintritt innerhalb der nächsten sechs Monate, allerdings sind momentan bekanntermaßen schwierige Zeiten, was natürlich auch Lieferzeiten für Maschinen erhöht und die Finanzierungssuche erschwert.“
Was konntet ihr mit „Ceres“ bereits erreichen?
„Wir haben ganz aktuell den Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Gründung aus der Hochschule“ gewonnen. Es erfüllt uns natürlich mit Stolz, Preisträger einer so renommierten Auszeichnung zu sein. Daneben konnten wir beim „Samsung Solve for Tomorrow“ Wettbewerb den zweiten Platz belegen, waren gefördert durch das Hessen Ideen Stipendium und Teilnehmer am futury Inkubatorenprogramm. Aber am wichtigsten ist für uns natürlich das Feedback auf unser Produkt, was überall sehr positiv ausfällt. Dadurch haben wir schon eine ganze Reihe potenzieller Kunden gefunden, die nur noch darauf warten, dass wir die Massenproduktion anstoßen.“
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
„Momentan planen wir unseren Maschinenpark und suchen gleichzeitig nach einer Finanzierung, die nächsten Schritte sind also der Aufbau der ersten Produktionsanlage. Allerdings wollen wir in Zukunft dezentral wachsen, also mehrere Standorte an verschiedenen Orten eröffnen, um sowohl unser Stroh möglichst regional zu beziehen als auch die Kunden auf dem kürzesten Weg beliefern zu können, um so nachhaltig wie möglich zu agieren. Natürlich würde ich mich besonders darüber freuen, wenn wir auch im Saarland einen Standort eröffnen könnten, denn ein eigener Standort in meiner Heimat wäre etwas Besonderes für mich. Darüber hinaus planen wir auch eine Erweiterung unseres Produktportfolios, immer unter dem Aspekt der Wiederverwendung vorhandener Ressourcen, im Idealfall von Reststoffen. Da darf man sehr gespannt sein, aber ich kann und möchte da noch nicht näher ins Detail gehen.“
Was gibst du Menschen mit auf den Weg, die selbst ein Unternehmen gründen wollen?
„Ich würde das Thema Unternehmensgründung gerne zu noch mehr jungen Menschen bringen, am liebsten schon in die Schulen. Ich war selbst zu meiner Schulzeit sehr weit weg von dem Gedanken, mal ein Startup zu gründen, da man eher klassische Berufe vorgestellt bekommt. Auch wird man häufig mit einer gewissen Skepsis konfrontiert, wenn man gründen möchte. Ich möchte allen nur Mut zusprechen, die eine gute Idee haben: Probiert es aus! Aber seid euch gleichzeitig der Risiken bewusst. In 9 von 10 Fällen überlebt ein Startup nicht. Wenn man das immer im Hinterkopf behält und trotzdem locker und mit Spaß an die Sache herangeht, kann nichts schief gehen. Denn das, was man in dieser Zeit lernt, ist unbezahlbar.“
Letzte Frage: Was machst du gerne wenn du hier in der Heimat bist?
„Wenn ich in die Heimat zurückkehre, widme ich mich mit Leidenschaft gerne dem Fußball, ich bin seit Jahren Vereinsmitglied im TUS Nohfelden. Da ich viel unterwegs bin, nutze ich die Zeit in der Heimat mit Familie und Freunden um den Kopf etwas frei zu bekommen.“
Wir wünschen Johannes und dem gesamten Ceres-Team viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer innovativen und nachhaltigen Idee.