Menschen im St. Wendeler Land – 10 Fragen an … Sarah Gillen

Heute stellen wir euch in unserer Rubrik 10 Fragen an… Sarah Gillen vor. Sarah Gillen wurde als Sarah Kuhn vor 37 Jahren geboren. Sie ist Mutter zweier Kinder und wohnt in St. Wendel. Seit der Landtagswahl 2017 ist sie Mitglied im Landtag des Saarlandes und dort Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. Als Dipl.-Ing. der Raum- und Umweltplanung ist sie auch Mitglied im Unterausschuss für Bauen und im Ausschuss für Grubensicherheit und Nachbergbau. Außerdem ist sie Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) im Saarland und der Frauen Union im Stadtverband St. Wendel. Sie wandert gerne, befasst sich mit Design oder liest. 

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Leben aus? 

Nach dem gemeinsamen Frühstück mache ich mich auf den Weg nach Saarbrücken. Die Autofahrt nutze ich gerne für Telefonate. Ausschusssitzungen beginnen in der Regel um 9.00 Uhr, davor ist also noch kurz Zeit für die Beantwortung von Mails. Die Mittagspause nutze ich gerne für Gespräche mit Einzelpersonen, aber auch Verbandsvertretern oder Unternehmen. Es ist wichtig, dass bei der Bewältigung der Alltagsgeschäfte das große Ganze nicht aus dem Blick gerät. Der Kontakt mit Externen hilft dabei, auch neue Dinge anzustoßen, die noch nicht auf der Agenda stehen. Mittags geht es weiter mit Ausschusssitzungen. Dazwischen und danach ist Büroarbeit angesagt. Gesetzentwürfe müssen bearbeitet, Anträge formuliert und Initiativen auf den Weg gebracht werden. Abends besuche ich dann Veranstaltungen, ob durchgeführt von Vereinen, Verbänden oder Parteien. Auch dies dient dem Austausch. Es ist einfacher, Probleme beim Gegenüber anzusprechen, als diese am Telefon oder per Mail mitzuteilen. Seit Corona ist natürlich alles anders. Sitzungen des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr finden bereits seit Januar rein digital statt, ebenso Fraktionssitzungen und Arbeitskreise. Dadurch bin ich fast immer zu Hause und arbeite am Esstisch, da alle Arbeitszimmer belegt sind. Und wie wahrscheinlich alle Eltern versuche ich, den Spagat aus Arbeit, Homeschooling, Haushalt und Familie bestmöglich zu bewältigen.

Wie würden Sie Ihre Tätigkeit als Mitglied des saarländischen Landtags beschreiben?

Mein Steckenpferd ist die Wirtschaftspolitik. Als selbständige Unternehmerin mit Erfahrungen in der freien Wirtschaft sind mir die Probleme und Herausforderungen für Unternehmer und Arbeitnehmer nur zu gut bekannt. Deshalb setze ich mich sehr dafür ein, Unternehmertum im Saarland zu erleichtern und so Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Vor allem Startups und eine gründerfreundliche Politik sind mir wichtig. Ich sehe meine Aufgabe darin, aktuelle Probleme im Sinne der Unternehmen und damit der Beschäftigten zu lösen, Verbesserungen zu erzielen und langfristig das Saarland als den Standort für die Gründung internationaler Unternehmen zu etablieren. Gleichzeitig gilt es, bestehende Unternehmen dabei zu unterstützen, mit den Veränderungen Schritt zu halten und die Herausforderungen zu meistern. Ob Digitalisierung, Debatten um Antriebstechnologien für Fahrzeuge, Handelshemmnisse oder Fachkräftemangel. Die Politik muss unterstützen und darf nicht zusätzliche Hürden wie Datenschutzgrundverordnung, Lieferkettengesetz oder die geplante EURO-7-Norm in den Weg stellen. Deshalb ist mir der Kontakt zu den Menschen im Land so wichtig. So lassen sich Entscheidungen praxisnah auf ihre konkreten Auswirkungen überprüfen und besprechen.

Auf welches digitale Tool würden Sie nicht mehr verzichten wollen? 

Gerade für die Arbeit auf Bundesebene, ob im Bundesfachausschuss Wirtschaft der CDU oder im Bundesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsunion sind Videokonferenz-Systeme eine erhebliche Erleichterung. Wie oft habe ich schon vor Corona angemahnt, dass das Verhältnis aus Wege- und Arbeitszeit bei eintägigen Sitzungen in Berlin in keinem Verhältnis steht. Mittlerweile finden unsere Sitzungen digital statt. Dadurch kann ich vormittags meiner regulären Arbeit vor Ort nachgehen, statt wie früher im Zug mit all den bekannten Herausforderungen.

Wer ist Ihr großes Vorbild? 

Ein einzelnes Vorbild habe ich nicht. Vielmehr bewundere ich jeden Einzelnen, der sich für andere einsetzt, der sein Bestes gibt, um die Gesellschaft voran zu bringen und gut durch die Krise zu tragen. Vor allem die Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aber auch die engagierten Lehrer verdienen unseren Respekt. Große Achtung habe ich darüber hinaus für Unternehmerinnen und Unternehmer, die um ihr Lebenswerk fürchten und trotzdem nicht verzweifeln, sondern mit Tatkraft auch die Herausforderungen der Pandemie annehmen. Grundsätzlich schätze ich es an meinen Mitmenschen, wenn sie empathisch, zuverlässig und engagiert sind.

Was mögen Sie besonders am St. Wendeler Land? 

Ich liebe unsere Natur und wandere sehr gerne durch unsere Region. Vor allem die Premiumwanderwege haben es mir und meiner Familie angetan. Gleichzeitig wirkt St. Wendel mit dem Schlossplatz und den vielen gastronomischen Angeboten sehr mondän. Im Strandbad am Bostalsee, bei einem Kaffee auf dem Schlossplatz oder dem Blick über den Golfplatz können durchaus Urlaubsgefühle aufkommen.

Was würden Sie gerne verbessern? 

Das Miteinander! Aus den social media ist meinem Empfinden nach viel Egoismus und Rücksichtslosigkeit auch in das reale Miteinander geschwappt. Den Einen gehen die Maßnahmen gegen Corona nicht weit genug, den anderen sind sie zu umfassend. Beim Einkaufen würden die Einen am Liebsten den ganzen Laden für sich blockieren, andere drängeln schon mal gerne vor, wenn man selbst auf 1,5 Meter-Abstand achtet. Ich würde mir wünschen, dass alle wieder versuchen, die eigene Verärgerung nicht dem Gegenüber ins Gesicht zu schmettern, wie das leider mittlerweile üblich zu sein scheint. Dabei würden wir alle profitieren, wenn wieder mehr auf Höflichkeit und Rücksichtnahme geachtet würde.

Was ist Ihr Lieblingsort/Geheimtipp im St. Wendeler Land? 

Den einen Lieblingsort gibt es nicht, dafür hat St. Wendel zu viele tolle Plätze. Im Sommer liebe ich den Wald, beispielsweise am Rötelsteinpfad in Oberthal und hinterher grillen auf der Terrasse, am liebsten mit Familie und Freunden. Im Frühling und Herbst muss es mehr Sonne sein, da ist der Bostalsee natürlich beliebtes Ausflugsziel. Und im Winter bieten die Weihnachtsmärkte im ganzen Landkreis die Möglichkeit, sich mit Freunden auf Weihnachten einzustimmen.

Was bedeutet Heimat für Sie? 

Heimat sind für mich Orte, mit denen ich Erinnerungen verbinde, positive wie negative und in der Regel verbunden mit Freunden und Familie. Das ist der Bach, an dem wir als Kinder gespielt haben, der Hügel, an dem wir Schlitten gefahren sind, der Baum, an dem das Taschenmesser abgerutscht ist und mir stattdessen die Fingerkuppe geteilt hat.

Was gibt Ihrem Leben die besondere Würze? 

Meine recht große Familie und unsere Freunde. Ich habe das Glück, mit drei Geschwistern aufgewachsen zu sein und auch mein Mann hat einen Bruder mit Familie. Da gibt es natürlich immer viel zu erzählen, es ist immer was passiert. Wir alle haben einen engen Draht zueinander und feiern alle Geburtstage und Feiertage miteinander. Am Geburtstag der Kinder kommen schnell 20 Gäste am „Familientag“ und das ist nur der engere Kreis.

Wie würden Sie die „St. Wendeler Mentalität“ beschreiben? 

Der Saarländer und insbesondere der St. Wendeler ist ein Vereinsmeier. Dort trifft man sich und schließt Freundschaften, die ein Leben lang halten. Als Zugezogener ist es vielleicht nicht ganz so einfach, in den engen Dorfgemeinschaften Anschluss zu finden. Hier kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen, sich einem Verein anzuschließen und dort über die gemeinsamen Interessen Freunde zu finden. Nirgendwo sonst ist die Vereinsdichte so groß wie im Saarland, man hat sich also schnell ein großes, weit verzweigtes Netzwerk aufgebaut.

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