Marpingen: Transalp 4.0 der Gemeinschaftsschule

350 km in sechs Tagen. Für trainierte Radfahrer klingt das nach einer entspannten Tour. Zählt man aber die Höhenmeter dazu, sieht die Sache ganz anders aus. Mehrere Pässen waren zu bewältigen, was die gefahrenen Höhenmeter auf über 7320 summierte. Die Alpen sind eben doch ein Hochgebirge und die Tour ging ja auch von Reit im Winkel über den Alpenhauptkamm nach Meran.

Bereits zum vierten Mal waren Schülerinnen und Schüler der Stufe 12 der Gemeinschaftsschule Marpingen auf der Transalp unterwegs. Die Überquerung der Alpen mit eigener Muskelkraft ist seit 2016 fester Bestandteil der Oberstufe und wird im Seminarfach durchgeführt. Thomas Alt, stellvertretender Schulleiter in Marpingen, leitete wie die Jahre zuvor die Gruppe von 25 jungen Sportlern, deren Aufgabe es war, für die Alpenquerung mit dem Fahrrad selbständig Sponsoren zur Reduzierung der erheblichen Kosten zu finden, die Tour zu planen, aufs Rad zu steigen und durchzuhalten. Weitere Begleiter waren Bruno Kistner und Georg Wilhelm, ebenfalls Lehrer in Marpingen und stets Ansprechpartner bei Problemen technischer und menschlicher Art.

Konnte man sich zuvor über Streckenführung, Übernachtungsmöglichkeiten und Höhenprofil genauestens Gedanken machen, war man dagegen den spontanen Unbilden des Wetters direkt ausgesetzt – und das schien es in diesem Jahr nicht gut mit dem Marpingern zu meinen – Sehr wechselhaft ist noch eine beschönigende Umschreibung für das, was die Saarländer in den Bergen erwartete. Sonnenschein und angenehme Temperaturen waren Mangelware, stattdessen Regen, Temperaturstürze und sogar Schnee die steten Begleiter.

An den ersten drei Tagen war mit dem Chiemgau-King gleich schon ein äußert anspruchsvoller Trail zu bewältigen. Weiter ging es über Innsbruck zum Brenner und Richtung Italien – und hinein in Wolken, Regen und stürmischen Wind. Ausdauer und Durchhaltevermögen waren gefragt – doch versprach Südtirol Besserung. Der Jauffenpass machte diese Hoffnungen erst einmal zunichte – auf knapp 2100 m über NN lagen nicht nur Schneereste – der Winter meldete sich mit Schneeschauern zurück, Winterkleindung war gefragt. Nach der rasanten Abfahrt ins palmenbestandene Tal von Meran konnte diese aber rasch abgelegt werden.

Im Ziel angekommen waren alle erleichtert, die Alpen, das größte Hochgebirge Europas, mit der eigenen Kraft bezwungen. Mit ihrer detaillierten  Vorbereitung, dem aufeinander abgestimmten Zusammenspiel und ihrem Teamgeist hatten sie das Gebirge von Nord nach Süd bezwungen und viel über sich, ihre Motivationsfähigkeit, ihr Durchhaltevermögen und ihre Grenzen gelernt.

Die Integration einer stark sehbehinderten Mitschülerin, Johanna Recktenwald, erforderte auf der anspruchsvollen Strecke Weitsicht und Einfühlungsvermögen – auch dies gelang in Eigenverantwortung der 18-19jährigen Sportler. Und für Johanna, erfolgreiche Biathletin im Behindertensport, war es eine weitere Bestätigung, dass sie trotz ihrer Beeinträchtigung voll am Leben teilnehmen kann. 

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