Wie kann es gelingen, dass Europa für Schülerinnen und Schüler mehr ist als Endlosdiskussionen um den Brexit? Wie kann es gelingen, junge Menschen in Kontakt zu den Entscheidern in der Politik zu bringen? Wie kann es gelingen, Politik somit wieder stärker ins Bewusstsein junger Menschen zu bringen? Trotz Friday für Future, trotz Demos gegen G8 und die Urheberrechtsreform scheint ein großer Anteil von Jugendlichen der Politik eher distanziert bis desinteressiert entgegenzustehen. Dabei ist Politik doch gerade die Gestaltung der Zukunft und damit des Lebens vor allem derer, die jetzt oft (noch) nicht erreicht werden.
Die jährlich stattfindende Europawoche bietet eine Gelegenheit, diese Distanz bei vielen abzubauen. So luden Politiklehrer der Gemeinschaftsschule Marpingen am vergangenen Dienstag zwei hochkarätige Politikerinnen an ihre Schule, um sich den Fragen der 16- 17-jährigen Schülerinnen und Schülern zu stellen und mit ihnen aktuelle Themen zu diskutieren: Nadine Schön, die Abgeordnete des Wahlkreises St. Wendel, und Monika Bachmann, die Sozialministerin des Saarlandes.
Natürlich ging es am Tag der Abstimmung über die Urheberrechtsreform im EU-Parlamant in Straßburg auch um den Artikel 13 und den „upload“-Filter. Aber auch Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, nach der Einführung einer Reichensteuer wurden gestellt. Wir sich Europa angesichts der zunehmend dominant auftretenden Mächte China und Russland, aber auch in Folge des Rückzugs der Amerikaner unter Trump denn global behaupten könne, war ebenfalls bei Frau Bachmann wie Nadine Schön ein großes Thema.
Die rund 50 Schülerinnen und Schüler aus zwei Klassen der Stufe 11 zeigten sich gut vorbereitet und keine Scheu, ihre Volksvertreterin oder Ministerin auch mit kritischen Punkten zu konfrontieren. Wenn auch nicht alle sich vom Fieber der Politik anstecken ließen, so bot die Aussprache doch für alle eine Gelegenheit, unverstellt und unverblümt in Kontakt mit Entscheidungsträgern zu kommen. Für viele war das eine ganz neue Erfahrung, zumal Nadine Schön auch Erläuterungen zum Alltag eines Berliner Politikers gab, der ein Fulltimejob bis in die Nacht sei. Aber wie überall gäbe es neben fleißigen Bienen auch Faultiere. Da sei die Politik auch ein Spiegelbild der Gesellschaft, ja auch der Schule. Mit solchen Vergleichen gelang es der Tholeyer Politikerin, auch den politikfernsten Schüler zu erreichen.
Die diesjährige Europawoche ist aufgrund der Wahl zum europäischen Parlament vom Mai in den März vorverlegt worden. In Marpingen wird man auch künftig gerne Politiker einladen, damit die Schülerinnen und Schüler eines jeden Jahrgangs die Gelegenheit geboten wird, in diesen direkten Kontakt mit der Politik zu treten.