Noch leuchten die CO2 Warnmelder alle freundlich in grün. Die wenigen Anwesenden der Kick-Off-Veranstaltung zum Projektstart der „CO2-Warnampeln zur COVID-19 Prävention“, werden es auch im Laufe der Veranstaltung am vergangenen Freitag nicht schaffen, dass die Warnmelder im großen Foyer der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle ihre Farbe verändern. Anders sieht es jedoch in Klassenräumen aus, wo Schülerinnen und Schüler auf relativ engem Raum viel Luft verbrauchen. In dieser Luft sammeln sich auch die Aerosole der Corona-Viren und treffen bei erhöhtem Aufkommen gerne auf einen neuen Wirt. Um das zu vermeiden, wird das Durchlüften von geschlossenen Räumen empfohlen.
Doch wann genau sollte man eigentlich lüften? Wann wurde die frische Luft im Raum wieder verbraucht?
Alles Fragen auf die es keine allgemein gültige Antwort gibt. Damit man sieht, wann es wieder an der Zeit ist, das Fenster zu Öffnen, entwickelte man am Umweltcampus in Birkenfeld einen CO²-Melder, der frühzeitig vor Erreichen einer kritischen Konzentration von Kohlenstoffdioxid in Innenräumen warnt. Denn wie Professor Klaus-Uwe Gollmer, einer der Initiatoren der IoT-Werkstatt am Umweltcampus, erklärt, kann man zwar die Corona-Aerosolen in der Luft nicht messen, jedoch die CO2-Konzentration, die mit dem Ausstoß von Atemluft einhergeht. Deshalb musste auf diese Technik zurückgegriffen werden.
Der Melder ist im Ampelsystem aufgebaut und zeigt an, wann zu viel CO2 im Raum ist. Jedoch zeigt er auch an, wann wieder genügend frische Luft vorhanden ist, sodass nicht unnötig Wärme aus dem Raum gelassen werden muss. So hilft der Warnmelder nicht nur zur Eindämmung der Corona-Pandemie, sondern ist auch ein praktisches Hilfsmittel zum Klimaschutz. Außerdem bringt er noch das Thema Digitalisierung in die Schulen, was Professor Gollmer besonders freut. Denn die Schülerinnen und Schüler an der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle bekommen nicht etwa fertige CO2-Warnmelder in den Klassenraum gestellt, sondern bauen diese selbst. Ein motiviertes Schulteam unter Leitung von Schulleiterin Monika Greschuchna und Lehrerin Sabrina Brixius fertigt die intelligenten CO2-Ampeln im Eigenbau und lernt so fast spielerisch das Internet der Dinge (IoT) und die MINT-Hintergründe der Pandemie kennen.
Doch bei dem Projekt „CO2 Warnmelder“ geht es nicht nur um Technik. Auch das Handwerk wurde mit einbezogen. Denn das Projekt „Handwerk & Schule“ des Ausbildungs- und Fortbildungsförderverein e.V. (AFFV) möchte durch unterschiedliche Projekte Schülerinnen und Schülern das Handwerk näher bringen. Hierzu finden sich interessierte Handwerksbetriebe und aufgeschlossenen Lehrkräfte in der Umsetzung zusammen.Mit kreativen Ideen werden gemeinsam Unterrichtseinheiten konzipiert. Ein solches Projekt ist auch der Bau der CO2-Ampeln.
Die Schülerinnen und Schüler bauen daher nicht nur die benötigten technischen Bauteile zusammen und programmieren diese richtig, sondern bauen in Zusammenarbeit mit Aron Kiefer von der Schreinerei Kiefer auch eigene Rahmen für die Warnampeln. Für Landrat Udo Recktenwald ist klar, dass ein solches Projekt deutlich stärkere Sensibilität in der Schülerschaft generiert, als fertige Ampeln.
Und auch Innenminister Klaus Bouillon ist von dem Projekt überzeugt. So überzeugt, dass er es gleich finanziert. Und damit diese Ampeln an allen Schulen im Saarland installiert werden können stellt das Innenministerium eine Million Euro für die Anschaffung von CO²-Meldern zur Verfügung. „Gerade vor dem Hintergrund, dass bereits jetzt schon Schulklassen in Quarantäne geschickt oder sogar ganze Schulen geschlossen werden mussten, ist es notwendig, dass wir alles dafür tun, unsere Kinder und das Lehrpersonal bestmöglich zu schützen“, so der Innenminister.
Dass diese Melder nützlich sind, davon konnte Udo Recktenwald bereits beim Test in einer Konferenz überzeugen. Bereits nach kürzester Zeit war die Luft im Saal verbraucht. Wie sich das bei qualmenden Köpfen in Klassenarbeiten verhält wird sich nun herausstellen.