Landtagswahlen 2017 – St. Wendeler Kandidaten Torsten Lang und Alex Zeyer im Interview

Am 26. März 2017 werden auch die Menschen im St. Wendeler Land zu den Wahlurnen gebeten, um einen neuen Saarländischen Landtag zu wählen. Die St. Wendeler Land Nachrichten – wndn.de – stellen vor der Wahl Menschen vor, die für den Landtag kandidieren. Zu Gast in der wndn.de-Redaktion waren die beiden Kandidaten aus St. Wendel, Thorsten Lang (SPD) und Alexander Zeyer (CDU). Beide sind Mitglieder des St. Wendeler Stadtrates und haben gute Chancen ins Landesparlament einzuziehen. Wir haben beiden Fragen gestellt, die sowohl die kommunale, als auch die Landesebene betreffen und haben erkannt: in vielerlei Hinsicht stimmen die Meinungen der Kandidaten miteinander überein. Dennoch gibt es auch Themen, die den Landtagskandidaten heißen Stoff für Diskussionen bieten.

Da beide Kandidaten politisch so engagiert sind, stellt sich natürlich die Frage, wie es überhaupt zu diesem Interesse kam. Wie und wann haben die beiden jeweils ihre Leidenschaft für die Politik erkannt?

Torsten Lang, Foto: Tom Gundelwein

Torsten Lang lacht. „Ich denke, da sind wir beide erblich vorbelastet.“ Langs Vater war bereits politisch sehr engagiert und somit wurde auch sein Interesse an der Politik geweckt. Er berichtet davon, dass er sich als Jugendlicher daran orientiert hat, wo er sich hinbewegen möchte und ihm letztendlich klar wurde, dass die SPD die Partei ist, in die er hineingehört. Ihm hat es bisher immer viel Spaß gemacht, in der Partei mitzuarbeiten, was auch der Grund ist, dass er es bis heute noch macht.

Alex Zeyer spricht auch davon, familiär vorgeprägt zu sein, dennoch war es nie Thema bei ihm zu Hause, Mitglied in der Jungen Union oder der CDU zu werden. Vielmehr wurde sein Interesse an der Union mit 15 Jahren durch vielfältige Veranstaltungen, die den Jugendlichen angeboten wurden, geweckt. Als Schülervertreter und später als Landesschülersprecher, war bereits ein großes politisches Interesse vorhanden. Für Zeyer hat es schlichtweg auf der Hand gelegen, Mitglied in der CDU zu werden.

Wie sieht es in der Jugendorganisation der SPD (Jusos) aus? Ist ein Nachwuchsschwund spürbar oder sind die Jugendlichen heutzutage noch politisch engagiert?

Gerade jetzt im Wahlkampf zieht Torsten Lang positive Bilanz in Bezug auf die Jusos. Im ganzen Land und auch im Kreis St. Wendel sind die Jugendlichen sehr aktiv und rege dabei und darüber freut Lang sich natürlich. „Das ist ja auch das Schöne: Wenn man schon so lange dabei ist, dass man immer wieder neue Gesichter sieht. Das zeigt dann auch, dass es immer wieder neue Menschen gibt, die sich da einbringen und mitmachen.“

Wie sieht es hingegen bei der Jungen Union aus?

Alex Zeyer berichtet von ca. 1.000 Mitgliedern in der JU im Landkreis St. Wendel und landesweit von über 5.500 Mitgliedern. Gerade im Wahlkampf beobachtet er, wie viele Menschen interessiert sind, Mitglied bei der Jungen Union zu werden, da gemeinsam im Team für eine Sache gearbeitet wird und das anspornt, dabei sein zu wollen. Er bezeichnet den Wahlkampf auch als eine Zeit, in der man für Mitglieder wirbt.

Die SPD erlebt, nachdem bekannt wurde, dass Martin Schulz Kanzlerkandidat werden soll, einen Aufschwung. Ist davon auch etwas im St. Wendeler Land zu spüren?

Alexander Zeyer

Alex Zeyer erklärt, dass er viel an den Haustüren im Saarland unterwegs ist, dabei wird er auch öfter mal darauf angesprochen, ob seine Partei Bedenken oder sogar Angst vor Martin Schulz oder dem sogenannten „Martin-Schulz-Effekt“ habe, dies negiert er allerdings. In seiner Partei sei davon nicht allzu viel zu merken. Er geht auch auf andere Kanzlerkandidaten der SPD, wie beispielsweise Steinmeier oder Steinbrück ein, und erläutert, dass die SPD bei der Nominierung dieser Kanzlerkandidaten immer um ein paar Prozentpunkte gestiegen sei – so wie auch jetzt. Er zeigt sich allerdings zuversichtlich, dass sich „das Ganze wieder relativieren wird“.

Torsten Lang hingegen bestätigt den positiven Effekt, den die Nominierung von Martin Schulz auf die SPD hat. Er erzählt auch, dass er öfter darauf angesprochen werde und sich das in der Partei bemerkbar mache.

Sie beide sind im St. Wendeler Stadtrat aktiv. Was sollte aus Ihrer Sicht getan werden, um die Kommunen von Seiten des Landes zu unterstützen?

Torsten Lang spricht über die Entwicklung der Innenstadt. Er hat bereits mit vielen Geschäftsinhabern gesprochen und will mit ihnen zusammen daran arbeiten, die St. Wendeler Innenstadt noch attraktiver zu gestalten und stärker zu machen. Die Dörfer im Landkreis sind ebenfalls ein Thema. Die Einwohnerzahlen entwickeln sich rückläufig und Vereine haben Probleme. Daher ist es ihm wichtig, dass man die Dörfer attraktiver macht, vor allem für junge Menschen und junge Familien.

Auch Alex Zeyer geht auf die Entwicklung der Innenstadt ein und bezeichnet sie als phänomenal. „Wir haben ein neues Freibad, ein neues Hallenbad, wir investieren viel Geld in die Innenstadt, um sie noch attraktiver zu machen. Aber es muss eindeutig noch mehr geschehen, da gebe ich Recht.“, stimmt er Lang zu. Auch für ihn ein großes Thema: Die Entwicklung der einzelnen Dörfer. Er hofft auf neue Konzepte der Stadt und Stadtverwaltung, um die Nahversorgung vor Ort in Zukunft sicherzustellen.

„Ansonsten muss man feststellen, St. Wendel investiert viel, macht viel, plant derzeit ein neues Sportzentrum mit einer neuen Sporthalle in St. Wendel. Ich glaube, hier im Saarland denkt keine andere Kommune daran, eine neue Sporthalle zu bauen. Hier in St. Wendel als Sportstadt will man es auf jeden Fall machen.

Gibt es denn schon konkrete Ansätze von beiden Parteien, wie man die Dorfentwicklung bzw. die Wirtschaft in den Dörfern noch mal ankurbeln könnte?

„Das muss man auch von einer anderen Seite betrachten. Bezahlbarer Wohnraum in St. Wendel ist schwierig, das hat auch damit zu tun, dass „Landflucht“ besteht. Gerade ältere Generationen verkaufen ihr Haus auf dem Land, kommen in die Stadt und kaufen sich eine Wohnung, so werden es immer weniger Menschen in den einzelnen Ortsteilen.“, so Alex Zeyer. „Das ist auch ein Grund, warum die Ortsteile attraktiver gemacht werden müssen, damit auch ältere Menschen in ihrem Haus wohnen bleiben können. Für jeden Ort wird es einen Dorfentwicklungsplan geben, der angibt, wie sich der Ort entwickeln soll. In Winterbach ist beispielsweise ein neues Gemeindezentrum in Planung, um das Gefühl vor Ort zu verbessern, des Weiteren gibt es verschiedene Vorschläge, wie beispielsweise fahrbare Lebensmittelgeschäfte. Das kann allerdings nicht die Aufgabe der Stadt sein. Da muss man jemanden finden, jemand privates, der verschiedene Konzepte erarbeitet und das in die Hand nimmt.“, so Zeyer weiter.

„Ich denke aber es ist sehr wohl Aufgabe der Stadt, dahinter zu sein, dass da was passiert. Jedes Dorf hat da ganz andere Probleme. Da gibt es Orte, in denen es wichtig ist, Geschäfte und auch Gastronomie, die es da noch gibt, zu stabilisieren. Auch dass die Premium Wanderwege, wie in vielen anderen Gemeinden, jeweils an einer örtlichen Gastronomie starten und enden, das schafft Publikum, damit unterstütz ich sowas.“, so Lang. Er geht auch auf den Dorfladen in Hoof ein, der vom Ortsrat organisiert wurde. Sinn ist, dass ältere Menschen, die nicht mobil sind, zum Einkaufen hingehen können und vor allem, dass es auch einen Treffpunkt im Dorf darstellt. „Da ist die Verwaltung gefordert, sowas noch viel mehr zu unterstützen, damit es solche Dinge öfter gibt.“, erklärt Lang.

In St. Wendel gab es in den vergangenen Monaten eine Debatte über die Einführung von Videoüberwachung am Bahnhof. Wie stehen Sie zu dem Thema?

„Ich habe generell nichts gegen Videoüberwachung. Es ist wichtig, dass wir etwas für das Sicherheitsgefühl tun, einmal für die objektive Sicherheit, aber auch für das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen. Das erreiche ich aber nicht dadurch, dass ich Kameras aufhänge, sondern dadurch, dass ich mehr Polizeipräsenz habe. Die Technik kann nie die Menschen ersetzen“, so Lang.

„Dank unserem Innenminister Klaus Bouillon haben wir ja jetzt zum Glück mehr Polizeipräsenz im Saarland“, so Zeyer. „Auch durch den polizeilichen Ordnungsdienst, aber auch durch die Einstellungszahlen, die erhöht wurden, hat er auf die Sicherheitslage reagiert. Und dazu gehört auch die Videoüberwachung. Dank unserem Bürgermeister Peter Klär und Innenminister Klaus Bouillon bekommen wir jetzt mehrere Videokameras an den Bahnhof, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Vor kurzem wurde wieder eine Scheibe am Kiosk am Bahnhof eingetreten. Das sind Dinge, die können mit einer Videoüberwachung verhindert werden und wenn nicht, können sie damit aufgeklärt werden. Damit ist sie auch für die Polizei ein gutes Hilfsmittel, die Täter später zu ermitteln und daher können wir nur begrüßen, dass das alles so schnell ging und freuen uns, wenn in wenigen Wochen die ersten Kameras am St. Wendeler Bahnhof platziert werden“, erläutert Zeyer die Situation weiter.

„Aber es geht in St. Wendel nicht nur um den Bahnhof, sondern um die ganze Stadt und da brauche ich die Menschen. Dort wo es was hilft, soll man es tun, aber man soll nicht so machen, als wäre das die Lösung von Sicherheitsproblemen. Da brauche ich was ganz anderes.“, wirft Lang ein.

Was das Thema Menschen angeht, zeigt sich Zeyer erfreut, dass der Innenminister die Operative Einheit nach St. Wendel geholt hat. Somit könne wieder präventive Arbeit geleistet werden.

Lang hingegen sieht Verbesserungsbedarf. Es sei grundsätzlich so, dass zwar die Personalisierung der Polizei verbessert worden sei, sie sei allerdings noch nicht so gut, wie sie sein muss, daher sei sicherlich noch mehr zu tun.

Der Politikerberuf ist in manchen Kreisen der Bevölkerung nicht hoch angesehen. Respekt und Distanz gehen ab und zu verloren. Warum möchten Sie für den Landtag kandidieren?

„Mir hat es schon immer Spaß gemacht hat, mich für meine Heimat zu engagieren, für die Stadt, für die Dörfer hier im Kreis und weil es mir auch immer Spaß gemacht hat ganz viel mit Menschen zu tun zu haben und versuchen zu können, den Menschen Unterstützung zu geben oder wichtige Ziele umzusetzen. Ich denke, das kann man als Landtagsabgeordneter gut tun. Ich mache es bisher ehrenamtlich im Stadtrat und im Kreistag schon seit zwölf Jahren als Fraktionsvorsitzender hier im Stadtrat. Das macht Spaß und es würde mir auch Spaß machen, das auf einer höheren Ebene zu machen. Insofern freue ich mich darauf.“, erklärt Lang.

„Ich glaube so eine Entscheidung, für den Landtag zu kandidieren, darf man nicht zu leicht nehmen, weil es ein ganz anderes Geschäft ist, als im Stadtrat oder im Kreistag zu sitzen. Das macht mir auch sehr viel Spaß. Ich glaube, auf der Stadtratsebene ist man auch einen Ticken näher an den Bürgern dran, so kann man sich direkt um die Anliegen der Bürger kümmern. Das sollte auch auf Landesebene so sein, ist allerdings schwieriger, weil es auch andere Themen sind. Aber deshalb habe ich mich auch entschieden, für den Landtag zu kandidieren, um auch grad für die junge Generation noch mal eine Stimme zu haben. Wenn man sich den Altersdurchschnitt im Landtag derzeit ansieht, merkt man, dass die Jugend gar nicht vertreten ist. Deshalb bin ich auch froh, mit der CDU gemeinsam eine Lösung gefunden zu haben auf einen Platz, der hoffentlich ziehen wird, um einfach wieder ein Stimme für die junge Generation zu haben – auch für St. Wendel -, weil die derzeit einfach nicht da ist. Es gibt so viele Themen, die die jungen Generationen so stark betreffen, dass eine Stimme der jungen Generation unheimlich wichtig ist im Saarländischen Landtag, die fehlt derzeit einfach.“, erläutert Zeyer seine Landtagskandidatur.

Was das Image des Politikers angeht, schreibt Zeyer der Präsenz in den Medien zu, dass Politiker nicht mehr allzu hoch angesehen werden. „In den Medien müssen Politiker immer einwandfrei sein, alles muss super sein. Das ist das, was viele Menschen erwarten. Da muss man einfach sagen, das sind auch Menschen, die auch mal Fehler machen, die müssen sie dann auch eingestehen und deshalb muss sich da auch innerhalb der Gesellschaft ein bisschen was ändern, um das Ganz auch einfach wieder etwas attraktiver zu machen“, so Zeyer.

„Das Image der Politik ist sicherlich auch deshalb nicht so gut, weil viele Fehler gemacht wurden – in allen Parteien in der Vergangenheit, aber entscheiden ist, dass man gute Politiker braucht und man braucht auch Leute, die das mit Engagement machen und ich fände es schade, wenn am Ende diese Leute fehlen und deshalb denke ich, soll man sich da auch einbringen und engagieren und eigene Erfahrungen mit einbringen. Ob das jetzt Erfahrungen als junger Mensch sind, ob das jetzt, wie bei mir, Erfahrungen aus der kommunalen Ebene sind, sowohl ehrenamtlich als auch beruflich, es ist wichtig, dass man einen Querschnitt in den Parlamenten hat und dass das auch Leute sind, die sich einbringen“, erklärt Lang.

Es sind noch etwas mehr als zwei Wochen bis zur Wahl. Wie sieht der Wahlkampf bis dahin bei Ihnen beiden aus?

„Ganz viel unterwegs sein. Großer Schwerpunkt ist für mich ist, mit den Menschen zu reden, ich bin fast jeden Tag von Haustür zu Haustür unterwegs. Zum einen macht es mir Spaß, weil man ganz viele Eindrücke gewinnt und mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen zusammenkommt und unheimlich viel dabei lernt und viel erzählt bekommt. Natürlich viele örtliche Dinge, aber auch Landes- und Bundesthemen und das ist unheimlich interessant. Ich denke, das ist wichtig, dass man im Wahlkampf mit ganz vielen Menschen redet. Da geht es nicht drum, die große Veranstaltung zu organisieren, sondern das Gespräch unter vier, sechs oder acht Augen, das ist viel wichtiger und das ist der Schwerpunkt für mich im Moment und auch in den nächsten zwei Wochen“, so Lang.

„Wir sind schon seit Anfang des Jahres unterwegs an den saarländischen Haustüren, um dort auch für die CDU und unsere Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zu werben, damit wir möglichst viele Stimmen bei der Landtagswahl bekommen. Die nächsten zwei Wochen sehen dementsprechend ähnlich aus. Wir sind jeden Tag an zahlreichen Haustüren unterwegs, nicht nur in St. Wendel sondern saarlandweit. So wird das jetzt jeden Tag sein mit Infoständen vor Bahnhöfen, auch im Social-Media-Bereich spielt sich viel ab. Das heißt im Moment von morgens 5:00 Uhr bis abends spät auf den Beinen zu sein. Es sind jetzt noch zwei Wochen und die nutzen wir so gut es geht.“, beschreibt Zeyer seinen derzeitigen Alltag.

Zu guter Letzt wollen wir wissen, wie die beiden Kandidaten ihren Wahlkampf mit wenigen Worten beschreiben würden.

Torsten Lang: „Spannender als vor einem Jahre gedacht, auf dem Weg zu einem überraschenden Ergebnis, sehr inhaltsreich was das Thema Chancengleichheit und Gerechtigkeit angeht und sehr nah bei den Menschen.“

Alexander Zeyer: „Klare Haltung, spannend, wahrscheinlich bis zur letzten Minute, motiviert bis in die Haarspitzen und es macht viel Spaß.“

In einem weiteren Punkt sind sich beide einig: sie wünschen sich, dass möglichst jeder Wahlberechtigte wählen geht, da jede Stimme wichtig ist und zählt.

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