Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald hat ein positives Fazit des zu Ende gehenden zweiten Corona-Jahres für den Landkreis St. Wendel gezogen. Zwar sei die Pandemie auch nach fast zwei Jahren noch nicht überwunden, man habe auf viel gesellschaftliches Leben verzichten müssen und es bestehe gerade angesichts der Omicron-Welle mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko weiterhin die Notwendigkeit, sorgsam, verantwortungsvoll und diszipliniert zu bleiben, Kontakte zu reduzieren und Beschränkungen in Kauf zu nehmen, allerdings sei es dank einer durchdachten Strategie aus Impfen, Testen und Kontaktverfolgung gelungen, mit dem Virus zu leben und weitere Lockdowns zu vermeiden. Der Landrat spricht sich dabei für eine generelle Impfpflicht, die Verlängerung der Impfzentren bis mindestens Ende 2022, die Fokussierung auf den Schutz von Senioren- und Behin-derteneinrichtungen sowie Kitas und Schulen und die Gleichbehandlung gewerblicher und gastronomischer Betriebe aus. Es müsse im neuen Jahr darum gehen, das gesellschaftliche Leben ohne weitere Lockdowns und größere Einschränkungen zu ermöglichen und damit Long Covid-Folgen zu vermeiden.
Die enge, vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit des Kreises mit dem Land auf der einen, den anderen Landkreisen und den acht Kreiskommunen auf der anderen Seite sei der Schlüssel des Erfolgs. Hinzu, so Recktenwald, komme eine gut funktionierende Infrastruktur. Aus dem Nichts sei vor einem Jahr gemeinsam mit dem Landkreis Neunkirchen und dem Saarpfalzkreis ein Impfzentrum mit geteilten Zuständigkeiten aufgebaut worden, in dem hoch motivierte und engagierte Mit-arbeiter*innen großartige Arbeit leisten, ab 3. Januar wieder in zwei Schichten mit bis zu 1.200 Impfungen pro Tag. Ergänzt werde diese Impf-Infrastruktur durch dezentrale Impfzentren in einzelnen Gemeinden, Impfaktionstage vor Ort und die Impfangebote zahlreicher Ärzte und Apotheker. „Die Impfzentren sollten mindestens bis Ende 2022 erhalten bleiben. Ich bin der saarländischen Gesundheitsministerin dankbar dafür, dass sie die anderen Länder überzeugt hat, die Verlängerung und Weiterfinanzierung beim Bund einzufordern. Impfzentren sind eine unverzichtbare Grundversorgung und wir wollen den Mitarbeitern Planungssicherheit geben. Die Mitarbeiter haben ihre Corona-Prämie verdient und es wäre gut, wenn auch die Ärzte ihren Mitarbeitern aus dem Impf-Honorar eine solche Prämie gewähren würden.“
Daneben habe der Landkreis durch das federführende Katastrophenschutzamt ein enges Netz an Teststationen in den Gemeinden etabliert, die es je nach Verordnungslage ermöglichen, sich zeitnah und niedrigschwellig testen zu lassen, um sich dadurch je nach Vorschrift entweder in Ergänzung zur Impfung oder als Alternative zur Impfung im öffentlichen Raum bewegen zu können. „Es ist wichtig, einen weiteren Lockdown zu vermeiden und den Ausgleich zwischen Freiheitsrechten und dem Gesundheitsschutz zu gewährleisten.“ Aus Gründen der Solidarität hält der Landrat eine allgemeine Impfpflicht in Verbindung mit einem Impfregister für sinnvoll, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. „Ich habe Verständnis für jeden, der Angst oder Vorbehalte hat. Das ist ernst zu nehmen, bedarf der entsprechenden Aufklärung und darf auch nicht zur Spaltung der Gesellschaft führen. Diese sollten sich aber nicht gemein machen mit den radikalisierten, ideologisch getriebenen Impfgegnern und Coronaleugnern, die zwar laut, aber doch eine verschwindend geringe Minderheit sind.“
Zudem fordert der Landrat eine Gleichbehandlung aller gewerblichen und gastronomischen Betriebe. „Es kann nicht sein, dass dort, wo keine Güter des täglichen Bedarfs verkauft werden, strengere Regeln gelten. Schließlich finden im Discounter wesentlich mehr Kontakte statt als im kleinen Einzelhandelsgeschäft. Diese Regel macht den Einzelhandel kaputt. Das ist nicht akzeptabel.“
Dankbar und stolz ist der Landrat auch darauf, dass das Gesundheitsamt des Landkreises noch das einzige im Land ist, dass eine umfassende Kontaktnachverfolgung bei Infizierten gewährleistet, dies auch dank der Unterstützung durch RKI-Scouts und Bundeswehrsoldaten.
Udo Recktenwald: „Sowohl mein Gesundheitsamt als auch mein Katastrophenschutzamt leisten in der Pandemie großartige Arbeit. Ihnen gilt mein Dank und meine Anerkennung. Dies gilt aber auch generell für die Landkreisverwaltung. Mitarbeiter stellen sich in den Dienst der Pandemiebekämpfung, andere kompensieren deren Arbeitsausfall, wieder andere kümmern sich um Kinder und Jugendliche, die in der Pandemie besonders zu leiden haben, oder um ältere Menschen. Es gibt keinen Bereich in der Verwaltung, der nicht in irgendeiner Form mit der Pandemie befasst ist. Jeder zieht seinen Strang und wir ziehen alle in die gleiche Richtung.“
Viele arbeiten zudem in HomeOffice, um die Redundanz der Verwaltung sicherzustellen. Diese Redundanz gelte generell für die kritische Infrastruktur. „Wenn Omicron mehr Erkrankungen mit sich bringt, müssen wir sicherstellen, dass Mitarbeiter*innen der kritischen Infrastruktur nicht komplett ausfallen, sondern die Handlungsfähigkeit sichergestellt bleibt.“ Dies gelte etwa auch für Rettungsdienst und Blaulichtorganisationen. Ebenso für die Kapazitäten des Krankenhauses, um eine Triage zu verhindern. Hier stehe die Bosenbergklinik als Ersatz-Krankenhaus zur Verfügung.
Udo Recktenwald: „Ich habe großes Verständnis dafür, dass die Menschen die Nase voll haben von der Pandemie und frustriert sind angesichts bestehender Einschränkungen und fortdauernder Belastungen. Dennoch bitte ich darum, nicht nachlässig zu werden. Nur gemeinsam überstehen wir diese Pandemie, die uns alle vor große Herausforderungen stellt. Wir sollten uns die Zuversicht und Hoffnung fürs neue Jahr nicht nehmen lassen. Wir schaffen das!“
Mit Stand 29. Dezember gab es im Landkreis St. Wendel seit Beginn der Pandemie 5313 nachgewiesene Corona-Infektionen, davon sind 4978 genesen, 215 laufende Fälle in Quarantäne. 2268 Fälle gehen auf Mutationen zurück, davon 1558 auf die Delta-Variante. Einen nachgewiesenen Omicron-Fall gibt es im Landkreis St. Wendel als einzigem saarländischen Kreis bisher nicht. Die am stärksten betroffene Altersgruppe sind die 50- bis 65jährigen sowie die 18- bis 35-jährigen. Mit Abstand die meisten Fälle gab es in der Kreisstadt, gefolgt von Tholey, Nohfelden und Marpingen. Die Gesamtzahl der Sterbefälle liegt bei 120. Die Inzidenz liegt bei 133.
Im Impfzentrum Ost in Neunkirchen wurden seit 28.12.2020 insgesamt 203.070 Impfungen verabreicht, davon 165.084 stationär, 37.986 durch mobile Teams.
In den rund 20 Testzentren des Landkreises wurden seit der 12. Kalenderwoche mit Ausnahme von drei Wochen in jeder Woche die meisten Tests aller Landkreise gemacht, allein in den letzten drei Wochen 46.128 (KW 49), 36.183 (KW 50) und 33.627 (KW 51).