Franz Michalski ist Zeitzeuge und mit seiner Familie vor dem Naziregime geflohen. Um die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und den stillen Helden in ihrer Geschichte zu danken, veröffentlichte er seine Geschichte in Form eines Buches und einer verfilmten Dokumentation. Leider konnte er aufgrund von gesundheitlichen Problemen nach einem Schlaganfall die Geschichte nicht selbst erzählen, aber durch seine Notizen wurde seine Frau zu seinem Sprachrohr. Die Michalskis erzählten ihre Geschichte im Rahmen eines Vortrags am Gymnasium Wendalinum und ehrten damit alle Menschen, die ihnen bei ihrer Flucht geholfen haben und nicht mehr selbst sprechen können. Solange nur einer der Anwesenden ihre Geschichte weitererzählt, hilft das schon gegen das Vergessen.
Die Veranstaltung begann mit einem emotionalen Singen und herzlichen Grußworten durch den Schulleiter des Gymnasium Wendalinum, Alexander Besch. Landrat Udo Recktenwald sowie Bürgermeister Peter Klär, Vertreter der Partnerschaft für Demokratie, sprachen über die Sicherung der Demokratie und die Aufarbeitung der Vergangenheit. Nadia Schindelhauer, Mitglied des Landtags, zeigte ebenfalls ihre Unterstützung.
Recktenwald betonte die Wichtigkeit, die jüngere Generation zu erreichen und die Demokratie durch Aufklärung zu stärken. Gleichzeitig hofft er, dass durch die Erinnerungsarbeit an die Gräueltaten des Nationalsozialismus dem Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft entgegengewirkt werden kann.
Mutige Helfer, darunter ihr Kindermädchen und eine Arbeitskollegin des Vaters, Gerta Metz, retteten sie. Die Familie musste verschiedene Herausforderungen bewältigen, wie die Verfolgung aufgrund der jüdischen Abstammung des Großvaters und die Behandlung für Juden* in der NS-Zeit. Sie wurden von der Gestapo gejagt, aber dank der Hilfe von Gerta fanden sie Zuflucht in einem Schloss in der Steiermark.
Die Kinder der Familie Michalski wurden zeitweise auch von den Eltern getrennt, um sie zu retten. So kamen sie bei Erna, ihrem Kindermädchen unter und hofften so zumindest die Kinder beschützen zu können. Die Mutter der Geschwister Michalski sagte damals: „Erna, wenn wir nicht mehr zurückkommen, zieh du unsere Kinder groß.“
An Franz Geburtstag klingelte die Gestapo an der Haustür des Bauernhofs von Ernas Familie und wollte die Michalskis verhaften. Damals hatte die gesamte Familie dort Zuflucht gefunden. Durch einen Trick der Mutter gelang ihnen die Flucht und sie kamen erneut bei Gerta unter.
Auf ihrer Flucht erhielten sie weiterhin viel Unterstützung von Widerstandskämpfer:innen. Immer wieder stand die Familie vor Herausforderungen und überlebte nur durch scheinbare Zufälle und Glück.
Den Bombenhagel in Dresden überlebten sie in einem Bunker und flohen daraufhin erneut. Die Familie überlebte auch aufgrund der vielen stillen Helden, wie der Bäckereiverkäuferin, die ihnen kostenlos Brot gab oder dem Portier, der sie nicht meldete als sie unerlaubt ein Hotel betraten.
Die bewegende Geschichte der Familie Michalski endete in Freiheit, aber die Grausamkeiten, die sie erleben mussten blieben.
Der Vater wurde durch die Gestapo misshandelt, Franz bekam damals mit jungen Jahren die Verantwortung für die Familie und hätte sie im Ernstfall auf Befehl des Vaters töten müssen. Sie gingen zu Fuß nach Berlin und auf ihrer Reise wurden sie von russischen Soldaten immer wieder für Spione gehalten, da laut ihren Aussagen alle Juden* getötet wurden.
In Berlin angekommen, baute die Familie sich erneut ein Leben auf. Der Vater wurde wieder bei seiner früheren Firma angestellt und die Kinder gingen zur Schule, ohne, dass die anderen Kinder sie hänselten. Einzig die Lehrkräfte schienen noch etwas von der Ideologie in sich zu haben.
Wir sollten als Gesellschaft nicht die Katastrophe des Vergessens passieren lassen, sondern sie verhindern. Gleichzeitig müssen wir uns an die Opfer* des Nationalsozialismus erinnern und ihnen Respekt zollen, so Udo Recktenwald.