Supermarkt statt Biertheke

Jeder Fünfte hat das Gastgewerbe im letzten Jahr verlassen – NGG fordert bessere Arbeitsbedingungen

Servicekraft Gastronomie
Gastronomie

Im Zuge der Corona-Pandemie haben Hotels und Gaststätten im Landkreis St. Wendel einen erheblichen Teil ihres Personals verloren. Innerhalb des vergangenen Jahres hat jeder fünfte Beschäftigte im Landkreis den Job als Koch, Hotelangestellte oder Servicekraft aufgegeben. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Verweis auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur mit. „Viele Menschen freuen sich, nach langen Entbehrungen endlich wieder essen zu gehen oder zu reisen. Aber ausgerechnet in der Sommersaison fehlt einem Großteil der Betriebe das Personal, um die Gäste bewirten zu können“, sagt Mark Baumeister von der NGG-Region Saar. Verantwortlich für das Problem seien insbesondere die Einkommenseinbußen durch die Kurzarbeit, die Hotel- und Gastro-Beschäftigte dazu gezwungen hätten, sich beruflich umzuorientieren. Viele Probleme seien jedoch hausgemacht und hätten schon vor Corona bestanden – etwa die geringe Bezahlung und ungeregelte Arbeitszeiten. Nötig sei jetzt, die Branche durch Tarifverträge attraktiver zu machen.

„Am Ende geht es um einen Kulturwandel. Auch Servicekräfte haben ein Recht darauf, vor dem Dienst zu wissen, wann Feierabend ist. Sie haben Anspruch auf eine anständige Bezahlung – unabhängig vom Trinkgeld. Und auf eine faire Behandlung durch den Chef. Zudem sind auch viele Gäste bereit ein paar Cent mehr für die Tasse Kaffee zu bezahlen – gerade jetzt wo den Menschen bewusst geworden ist, dass der Besuch im Stammlokal ein entscheidendes Stück Lebensqualität ist“, so Baumeister.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe im Landkreis St. Wendel zum Jahreswechsel 1.670 Menschen. Genau ein Jahr zuvor – vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – waren es noch 2.056. Damit haben innerhalb von zwölf Monaten 19 Prozent der Beschäftigten die Branche verlassen.

Letztlich verweist die NGG außerdem auf die umfassenden Finanzhilfen des Staates für angeschlagene Betriebe. So können sich Hotels und Gaststätten im Rahmen der Überbrückungshilfen in diesem Monat bis zu 60 Prozent der Personalkosten bezuschussen lassen, wenn sie Angestellte aus der Kurzarbeit zurückholen (Restart-Prämie).

Laut Baumeister steht nämlich fest „Köchinnen, Kellner & Co. freuen sich darauf, endlich wieder Gäste empfangen zu können. Viele arbeiten mit großer Leidenschaft im Service. Auf diese Motiviation können die Betriebe bauen – und sollten das Personal nicht erneut durch prekäre Löhne und schlechte Arbeitszeiten verprellen“, so Baumeister weiter.

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