„Iwwerscheen“ – Tholeyer Gruppe bei Partner-Besuch in Brasilien

Seit dem vergangenen Jahr sind die Gemeinde Tholey und die südbrasilianische Gemeinde Alto Feliz Partnerstädte. Rund 80 % der Menschen in Alto Feliz haben deutsche Vorfahren, die meisten aus dem Schaumberger Land. Vor rund 150 Jahren waren viele Menschen – meist aus wirtschaftlichen Gründen – aus Deutschland nach Brasilien ausgewandert. Die familiären Kontakte wurden bis heute gepflegt. Auf Veranlassung des in Alto Feliz geborenen Erzbischofs von Pelotas, Jacinto Bergmann, dessen Urgroßvater in Theley geboren wurde, kam es zu dem Entschluss, eine offizielle Partnerschaft zu begründen. Im vergangenen Juni waren daher der Bürgermeister von Alto Feliz und rund 30 weitere Brasilianer zur Unterzeichnung der Partnerschafts-Urkunde nach Tholey gekommen. Im Februar reiste nun eine von Bürgermeister Hermann Josef Schmidt angeführte 29-köpfige Gruppe aus Tholey zum ersten offiziellen Gegenbesuch nach Brasilien.

 

Von Christian Funck und Thomas Funck

 

Erste Station der Reise war nach über zwölfstündigem Flug São Paulo. Dort ließ es sich der Erzbischof von São Paulo, Odilo Kardinal Scherer, nicht nehmen, kurz vor seiner Abreise nach Beirut die Gruppe in der brasilianischen Metropole zu begrüßen. Kardinal Scherers Vater stammt aus Alto Feliz, sein Großvater ist gebürtiger Theleyer. Nach dem Zusammentreffen mit Kardinal Scherer besichtigten die Tholeyer die Sehenswürdigkeiten der Stadt, zu denen insbesondere die neugotische Kathedrale zählt. Vom Edifício do Banespa, einem der berühmtesten und höchsten Hochhäuser São Paulos, bot sich der Gruppe ein beeindruckender Panoramablick auf die unzähligen Hochhäuser der Stadt, die mit 12 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Südhalbkugel ist.

 

Oben links: Empfang der Tholeyer durch Kardinal Scherer. Oben rechts: Tholeyer Gruppe vor der Kathedrale von São Paulo. Unten: Blick über São Paulo vom Edifício do Banespa.

 

Anschließend flog die Gruppe weiter nach Porto Alegre. In der Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul wurden die Tholeyer bereits am Flughafen von Erzbischof Jacinto Bergmann und Bürgern aus Alto Feliz begrüßt. Nach rund anderthalbstündiger Busfahrt erreichte die Gruppe am Abend Alto Feliz. Hier wurde den deutschen Gästen vor der Prefeitura, dem Rathaus, ein großer und herzlicher Empfang bereitet. Nach dem Singen der brasilianischen und der deutschen Nationalhymnen dankte der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt in seiner Rede seinem brasilianischen Amtskollegen Paulo Mertins für den beeindruckenden und feierlichen Empfang, übermittelte Grüße von Kardinal Scherer aus São Paulo und stellte fest: „Hier is es viel scheener!“. Des Weiteren sagte er, der Besuch sei ein großes Familientreffen: „Wir feiern Freundschaft, wir feiern Verwandtschaft, wir feiern schöne Begegnungen, um uns kennenzulernen. Wir sind alle eins!“. Erzbischof Bergmann konstatierte in seiner kurzen Ansprache, das Treffen sei nicht selbstverständlich: „Das ist iwwerscheen!“. Anschließend wurden die Tholeyer auf die Gastfamilien verteilt.

 

Oben: Empfang vor dem Rathaus in Alto Feliz. Unten links: Bürgermeister Hermann Josef Schmidt bei seiner Rede. Unten rechts: Paulo Mertins, Bürgermeister von Alto Feliz, überreicht Hermann Josef Schmidt einen Wimpel mit der Flagge von Alto Feliz.

 

Sprachliche Barrieren brauchten dort nicht überbrückt zu werden: Rund 80 % der Menschen in Alto Feliz sprechen neben ihrer Muttersprache Portugiesisch auch heute noch Deutsch oder besser gesagt: Plattdeutsch. Dieser Dialekt ist dem, der heute im St. Wendeler Land gesprochen wird, sehr ähnlich. Für Dinge, die es zum Zeitpunkt der Auswanderung vor rund 150 Jahren noch nicht gab, haben die Deutsch-Brasilianer jedoch Wörter aus dem Portugiesischen entnommen oder eigene Wörter gebildet. So sagen die Menschen in Alto Feliz zu Handy „Celular“, zu anrufen „ligiere“, zu Auto „Karre“ und zu Flugzeug „Luftschiff“. Und zu Programm sagen sie „Programmation“.

Und für die Gäste vom Schaumberg hatten die Brasilianer eine interessante und umfangreiche „Programmation“ vorbereitet.

 

Am ersten Tag stand ein Besuch in Nova Petrópolis auf dem Programm. Dort wurde die Gruppe aus Tholey auf dem Platz vor dem Rathaus mit Blasmusik empfangen. Blumen, Palmen und Häuser im Fachwerk-Look säumen hier die Hauptstraße. Vor dem Rathaus steht ein blau-weiß-gestreifter Maibaum und sogar Gartenzwerge kann man hier kaufen. Mitten in Brasilien.

 

 

Nova Petrópolis. Unten links: Vize-Bürgermeister Charles Paetzinger.

 

Im Rathaus von Nova Petrópolis wurden die Tholeyer dann von Charles Paetzinger, dem stellvertretenden Bürgermeister der 20.000-Einwohner-Stadt, empfangen. Auch der Vize-Bürgermeister hat deutsche Vorfahren. „Bloß die Hoor sinn e bissje schwatz“, scherzte der Politiker und ergänzte: „Aber mir spreche alles deitsch. Und bei uns ist das iwwerscheen, wenn mir Besuch grien von Deitschland“. Anschließend ging´s weiter mit der „Programmation“: Die Gruppe besuchte den Park „Dorf des Einwanderers“ („Parque Aldeia do Imigrante“). Dort wurde eine deutsche Kolonialsiedlung aus dem 19. Jahrhundert nachgebaut. Der Park erzählt Geschichten über das Leben der ersten deutschen Siedler in der Region.

 

Fachwerkkirche im „Parque Aldeia do Imigrante“ in Nova Petrópolis.

 

In einem weiteren Park, dem „Park der schweigenden Steine“ („Esculturas Parque Pedras do Silêncio“), wurde die Geschichte deutscher Einwanderer anhand von Stein-Skulpturen illustriert: Die wirtschaftlichen und politischen Motive der Migration, die lange Überfahrt mit dem Schiff über den Atlantik und der harte und arbeitsreiche Neuanfang in Brasilien.

 

Skulptur von Augusto Stahl (1857-1927), dessen Eltern Mathias Stahl und Magdalena Jungbluth 1846 aus Tholey auswanderten.

Am Abend wurde das riesige und top-moderne Weingut Don Guerino“ in Alto Feliz besichtigt. Auf 60 Hektar Land werden hier jährlich 600.000 Flaschen Wein und Sekt hergestellt. Nach der Besichtigung der großen Anlage feierten Gäste und Gastgeber gemeinsam auf der großen, neuen Terrasse inmitten der herrlichen Landschaft. Der Hasborner Engelbert Schmitt sorgte mit einem Akkordeon und seiner geübten und kräftigen Stimme – unterstützt von mitsingenden Tholeyern und Brasilianern – für beste Unterhaltung. Engelbert Schmitts Interpretation von „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ sollte in den kommenden Tagen noch des Öfteren erklingen.

 

Weinprobe auf dem Weingut „Don Guerino“ in Alto Feliz.

 

Am nächsten Tag begann die „Programmation“ mit Feliz. Feliz ist die Partnergemeinde von Nohfelden. Albano Kunrath, der Bürgermeister von Feliz, empfing die Tholeyer Gäste im Rathaus, das Anfang der 1980er-Jahre in Fachwerk-Optik errichtet worden war. „Mir sinn Brüder“, stellte Bürgermeister Kunrath im Hinblick darauf, dass einst 139 deutsche Familien, darunter 39 Familien aus Tholey und zehn Familien aus Nohfelden, nach Feliz ausgewandert waren, fest. Danach wurde eine Obst-Plantage und die Brauerei „Kaltbach“ besichtigt.

 

Oben: Rathaus in Feliz. Unten: Haus in Fachwerkoptik in Feliz.

 

Nach dem Mittagessen ging es weiter nach São Vendelino, das von den Deutsch-Brasilianern auch St. Wendel genannt wird. Wenig überraschenderweise ist São Vendelino der Partnerort unserer Kreisstadt St. Wendel. Am Ortseingang begrüßt ein biertrinkender Heiliger Wendelin die Gäste. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister von São Vendelino, Evandro Schneider, besuchte die Gruppe die schöne und moderne katholische Kirche von São Vendelino. In dem mintgrün gestrichenen Innenraum stimmte Erzbischof Bergmann ein „Segne du, Maria“ an. Danach ging es auf den Friedhof, auf dem man viele deutsche Namen wie Neis, Kunrath oder Hermann und sogar auch deutsche Inschriften wie „Hier ruht in Frieden“, „Hier ruht in Gott“ oder „Alles aus Liebe zu Gott“ findet. Nach dem anschließenden Besuch der evangelischen Kirche fuhr die Gruppe zur örtlichen Brauerei „Urwald“. Hier wurde etwas zum Essen – unter anderem „Kichelcher“ – gereicht. Und natürlich gab es auch frisches Bier vom Fass („Chopp“): Erzbischof Bergmann stellte die Versorgung der Gruppe mit seiner Arbeit an der Zapfanlage sicher.

 

Oben links: Katholische Kirche von São Vendelino. Oben rechts: Statue des Hl. Wendelinus neben der Kirche. Unten links: Inneres der katholischen Kirche von São Vendelino. Unten rechts: Erzbischof Bergmann beim Bierausschenken.

 

Am Abend fand in der Halle der Erholungs- und Kulturgesellschaft von Alto Feliz ein „Kulturabend“ mit Abendessen statt. Örtliche Tanzgruppen führten Tänze auf und eine Blaskapelle sorgte mit deutschen Liedern wie „Im Himmel gibt’s kein Bier“ für Stimmung. Zum Essen gab es – wie so oft in diesen Tagen – ein reichhaltiges Buffet mit landestypischem, am Spieß gegrilltem Fleisch („Churrasco “).

 

Kulturabend in Alto Feliz.

 

Nach einem freien Tag mit den Gastfamilien begann die „Programmation“ am Sonntag in aller Herrgottsfrühe bereits um 8 Uhr mit dem Hochamt in der katholischen Kirche von Alto Feliz. Wie ein Dorfpfarrer begrüßte Erzbischof Bergmann jeden einzelnen Besucher am Eingangsportal.

 

Sonntagsgottesdienst in Alto Feliz mit Erzbischof Jacinto Bergmann.

 

Nach einem sich der Messe anschließenden Imbiss folgte ein offizieller Akt in der Kirche mit verschiedenen Chören und Musikgruppen aus Alto Feliz. Der deutsche Generalkonsul Dr. Thomas Schmitt lobte in seiner Rede das zivilgesellschaftliche Engagement von Gastgebern und Gästen. „Wir sind alle daran gewöhnt, nach dem Staat zu rufen. Der Staat macht Wirtschaftspolitik, der Staat macht Außenpolitik. Aber oft ist das falsch.“ Wirtschaftspolitik machten „die Unternehmer und die Personen, die in den Firmen arbeiten. Bei der Außenpolitik ist das ähnlich.“ Botschaften und Konsulate seien zwar wichtig, aber genauso wichtig sei, was Vertreter der Zivilgesellschaft, was die Menschen machten. „Und Städtepartnerschaften schaffen eine besondere Verbundenheit. Es ist wichtig, dass man selbst reist, dass man selbst sieht, wie andere Menschen leben, dass man mit ihnen kommuniziert.“ Und es sei nicht selbstverständlich, dass man nach 170 Jahren an eine gemeinsame Vergangenheit anknüpfe. Weiterhin sagte der Generalkonsul, dass es wichtig sei, das Erlernen der deutschen Sprache in Brasilien zu fördern. Das könne der Staat auch finanziell unterstützen. Aber auch hier seien die Städtepartnerschaft und das damit zusammenhängende zivilgesellschaftliche Engagement sehr bedeutsam.

 

Generalkonsul Dr. Thomas Schmitt

 

Tags darauf standen Firmenbesichtigungen in Alto Feliz auf der „Programmation“. Eine Maschinenfabrik und eine Textilfabrik mit jeweils rund 100 Mitarbeitern wurden besucht. Am Nachmittag besichtigte die Gruppe eine Eier-Fabrik, in der eine Million Hühner täglich 300.000 Eier „produzieren“. Danach wurde im Biergarten der Brauerei Uffenberg in Alto Feliz gemeinsam angestoßen. An dieser Stelle sollte es nicht unerwähnt bleiben, dass Klaus L., seines Zeichens Ehrenbürger von São Vendelino, es fertigbrachte, einen Liter Bier auf ex zu trinken.

 

Tief beeindruckt von der Gastfreundschaft, der Unbeschwertheit, Offenheit und Herzlichkeit der großzügigen Gastgeber reisten die Tholeyer nach Rio de Janeiro weiter, wo sie unter anderem die Copacabana, den Zuckerhut und die Christus-Statue auf dem Corcovado besichtigten. Nach zwei Nächten in der „wunderbaren Stadt“ ging es dann nach zwei ereignisreichen Wochen wieder zurück nach Deutschland.

 

Im nächsten Jahr steht der Gegenbesuch der Brasilianer an. Die gegenseitigen Besuche sollen jedes Jahr im Wechsel fortgeführt werden. Die Mitreise steht auch Nicht-Tholeyern offen.

 

Zur Information:

 

o Paulo

São Paulo ist das Wirtschafts- und Finanzzentrum Brasiliens. São Paulo ist die größte Stadt der Südhalbkugel und die viertgrößte Stadt der Welt: Im administrativen Stadtgebiet wohnen 12 Millionen Menschen, der Ballungsraum São Paulo hat 20 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt auf einer Hochebene in einer Höhe von durchschnittlich 795 Metern. São Paulo ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Die Einwohner des Bundesstaates werden „Paulistas“ genannt, die der Stadt „Paulistanos“.

 

Geschichte

 

São Paulo wurde am Gedenktag der Bekehrung des Hl. Paulus (25. Januar) im Jahr 1554 von zwei Jesuiten gegründet. In den ersten 300 Jahren nach der Gründung blieb São Paulo relativ klein (15.000 Einwohner) und unbedeutend.

Dies änderte sich, als man bemerkte, dass in der Region von São Paulo günstige Klima- und Bodenbedingungen für Kaffeeanbau herrschen. Mit dem Kaffeeboom kam es zu einer Bevölkerungsexplosion, insbesondere Italiener, Deutsche, Japaner und Libanesen wanderten gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach São Paulo aus.  Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts löste São Paulo Rio de Janeiro als führenden brasilianischen Industriestandort ab. Zwischen 1920 (etwa 500.000 Einwohner) und 1980 (8 Millionen Einwohner) verdoppelte sich die Bevölkerungszahl alle 15 Jahre. Die rasante Bevölkerungsentwicklung führte zu einer ungeordneten Stadtentwicklung. Aufgrund fehlender Stadtplanung entstanden in der Peripherie nicht genehmigte, irreguläre Siedlungen. Ein Viertel der Stadtbewohner lebt in solchen ärmlichen Favelas.

 

Stadtbild

 

São Paulo besteht aus einem Meer von Hochhäusern, von denen das höchste, der Mirante do Vale, allerdings „nur“ 170 Meter hoch ist. Die beiden berühmtesten Hochhäuser von São Paulo sind der dem Empire State Building nachempfundene Edifício do Banespa (161 Meter) und der Edifício Italia (168 Meter). Das älteste und schönste Hochhaus der Stadt ist der in den 1920ern erbaute Edifício Martinelli (130 Meter). Der von Oscar Niemeyer entworfene Edifício Copan (140 Meter) mit charakteristischem wellenförmigem Grundriss ist mit ca. 5.000 Bewohnern das größte Wohnhaus der Welt.

 

Bekannteste Straße der Stadt ist die drei Kilometer lange Avenida Paulista. Einst standen hier die Herrenhäuser der Kaffeebarone, heute wird sie von Hochhäusern gesäumt.

 

São Paulo ist in einem Umkreis von 25 km um das Stadtzentrum weitestgehend versiegelt. Insbesondere im Sommer (Dezember bis März) kommt es daher nach heftigen Regenfällen immer wieder zu Überschwemmungen. Die „grüne Lunge“ der Stadt ist der Parque do Ibirapuera.

 

Sehenswürdigkeiten

 

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen vor allem die neugotische, 1954 geweihte Catedral da Sé, Sitz des Erzbischofs von São Paulo, sowie das Pátio do Colégio. An dieser Stelle wurde São Paulo 1554 gegründet. Das heutige Gebäude stammt aus den 1950er-Jahren und ist ein Nachbau des Klosters, das sich hier einst befand. Sehenswert ist auch das Kloster São Bento. Eines der schönsten Gebäude der Stadt ist das Theatro Municipal. Es ist eines der wenigen Überbleibsel vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

 

 

Alto Feliz

Alto Feliz liegt in Rio Grande do Sul, dem südlichsten brasilianischen Bundesstaat, und etwa 90 km nördlich der Hauptstadt Porto Alegre (1,4 Millionen Einwohner). Rio Grande do Sul hat etwa 11 Millionen Einwohner (etwas weniger als Bayern) und eine Fläche von ca. 280.000 km² (größer als Großbritannien). Der Bundesstaat grenzt an Uruguay und Argentinien. In Rio Grande do Sul wohnen besonders viele deutschstämmige Menschen. Ab den 1820er-Jahren waren viele Deutsche zur Besiedlung der Grenzregion angeworben worden. Der Bundesstaat zählt heute nach São Paulo und Rio de Janeiro zu den wirtschaftlich stärksten der 27 Bundesstaaten Brasiliens. Die Einwohner von Rio Grande do Sul werden „Gaúchos“ genannt.

 

Die Leute essen hier am liebsten am Spieß gegrilltes Fleisch: „Churrasco“ ist das „Nationalgericht“.

 

Churrasco

 

Das „Volksgetränk“ ist „Chimarrão“ („Mate-Tee“). Die Teeblätter werden in einem speziellen Trinkgefäß, einer Kalebasse, mit heißem Wasser aufgegossen und dann mit einem silberfarbenen Trinkröhrchen aus Metall, an dessen Enden sich jeweils eine löffelförmige Siebkonstruktion und ein abgeflachtes Mundstück befinden, getrunken. Der „Chimarrão“ wird in der Runde wie eine Friedenspfeife weitergereicht.

 

Die Menschen in Rio Grande do Sul lieben Fußball. Sie spielen Fußball auf den vielen „Fußball-Camps“. Auch Futsal (Variante des Hallenfußballs) ist hier sehr beliebt.

Die meisten Fußball-Fans in Rio Grande do Sul sind entweder „Grêmistas“ (Fans der „Blauen“: Grêmio Porto Alegre) oder „Colorados“ (Fans der „Roten“: International Porto Alegre).

 

Alto Feliz hat etwa 3.000 Einwohner und eine Fläche von etwa 79 km². Der Ort Alto Feliz liegt auf einer Höhe von 300 bis 400 Metern und ist von viel Wald und vielen, oft über 600 Meter hohen Bergen umgeben. Anders als in Deutschland ist die Bebauung in Alto Feliz und Umgebung sehr weitläufig und relativ zerstreut. Seit 2018 ist Alto Feliz Partnerstadt der Gemeinde Tholey (ca. 12.000 Einwohner; ca. 57 km²).Alto Feliz wurde 1846 von deutschen Siedlern auf einem Hügel namens „Batatenberg“ (Morro das Batatas) gegründet. Bis 1992 gehörte es zu Feliz (ca. 13.000 Einwohner; ca. 96 km²), der Partnerstadt von Nohfelden. Rund 80 % der Menschen in Alto Feliz haben deutsche Vorfahren, die übrigen stammen überwiegend von Italienern ab. Deutsches Brauchtum, deutsche Kultur sowie deutsche Sprache und Mundart werden bis heute gepflegt.

 

Tanzgruppe mit deutscher Tracht in Alto Feliz.

 

 

Rio de Janeiro

 

Rio de Janeiro ist die berühmteste Stadt Brasiliens. Insbesondere aufgrund ihrer malerischen Lage am Atlantik mit langen Sandstränden und hoch aufragenden grünen Bergen wird Rio auch als die „cidade maravilhosa“ (wunderbare Stadt) bezeichnet. Rio de Janeiro hat rund 6,6 Millionen Einwohner. In der Metropolregion wohnen 13 Millionen Menschen. Rio de Janeiro ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens und Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Die Einwohner von Rio de Janeiro werden „Cariocas“ genannt.

 

Geschichte

 

Im Januar 1502 wurde die Guanabara-Bucht, an der heute Rio liegt, von einem portugiesischen Entdecker erreicht. Dieser hielt die Bucht fälschlicherweise für eine Flussmündung. So kam Rio de Janeiro zu seinem Namen „Januar-Fluss“.

Rio de Janeiro war seit 1763 Hauptstadt von Brasilien. Von 1815 bis 1821 war Rio de Janeiro sogar Hauptstadt des Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und den Algarven. 1822 wurde Rio Hauptstadt des dann unabhängigen Brasilien und blieb es bis 1960. In diesem Jahr verlor Rio de Janeiro den Status als Hauptstadt an die in den 1950er-Jahren von Oscar Niemeyer errichtete zentralbrasilianische Planstadt Brasília.

Wegen der Zuckerrohr-Plantagen und Goldminen kamen im 17. und 18. Jahrhundert viele afrikanische Sklaven als Arbeitskräfte in die Stadt.

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Rio eine Bevölkerungsexplosion. Zum einen kamen viele europäische Einwanderer nach Brasilien. Zum anderen gab es innerbrasilianische Wanderungsbewegungen; nach dem Ende der Sklaverei kamen insbesondere ehemalige Sklaven in die Stadt. Wie in São Paulo entstanden auch in Rio Favelas, in denen heute ein Viertel der Cariocas leben.

 

Sehenswürdigkeiten

 

Das Wahrzeichen von Rio de Janeiro ist der „Cristo Redentor“ („Christus, der Erlöser“), der auf dem 710 Meter hohen Corcovado (wörtlich Buckel) über Rio wacht. Die Statue wurde 1931 errichtet und ist zusammen mit dem Sockel 38 Meter hoch. Die Statue ist mit einer Zahnradbahn oder über eine Serpentinenstraße mit Kleinbussen zu erreichen.

Ein weiteres Wahrzeichen von Rio ist der Zuckerhut (Pão de Açúcar; wörtlich Zuckerbrot), ein 396 Meter hoher Berg an der Guanabara-Bucht. Auf den Zuckerhut führt eine Seilbahn.

Rio ist bekannt für seine Strände, insbesondere den Strand von Ipanema und den 4,5 Kilometer langen Strand von Copacabana.

Das 1950 eröffnete Maracanã-Fußballstadion (offiziell Estádio Jornalista Mário Filho) war einst mit 200.000 Plätzen das größte der Welt. Heute fasst es noch knapp 75.000 Zuschauer. 2014 wurde Deutschland hier Fußball-Weltmeister.

Außergewöhnlich ist die moderne Kathedrale. Der kegelförmige Betonbau wurde nach 12-jähriger Bauzeit 1976 eingeweiht.

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