Für die Enttabuisierung von Behinderung

Internationaler Tag für Menschen mit Behinderung – Wie inklusiv ist St. Wendel?

Zu Betreuende der Lebenshilfe bei der Wunschbaum-Aktion im Globus St. Wendel (Foto: Jessica Weber)
Zu Betreuende der Lebenshilfe bei der Wunschbaum-Aktion im Globus St. Wendel (Foto: Jessica Weber)

Der 03.12., für viele Menschen ein normaler Tag im Dezember und ein weiteres Türchen am Adventskalender. Aber wusstet ihr, dass dieser Tag nun schon seit 30 Jahren nicht nur ein gewöhnlicher Tag ist? Der 03.12 ist der internationale Tag für Menschen mit Behinderung.

Seit nun schon 30 Jahren sollen an diesem Tag auf internationaler Ebene die Inklusion und die rschritte im Bereich der Enttabuisierung von Behinderungen gefeiert werden. Es hat sich einiges in den letzten 30 Jahren getan und das ist auch gut so!

Aber wie sieht das eigentlich in St. Wendel aus? Gibt es Inklusion? Wie wird sie umgesetzt? Und wie barrierefrei ist unsere Kreisstadt?

Inklusion beginnt schon in der Grundschule. Kinder mit geistlichen oder körperlichen Behinderungen sollen, so gut es möglich ist, am Unterricht teilnehmen können. Dafür können Familien Unterstützung von Betreuungskräften erhalten.

Fast jeder wird die Gebäude der Lebenshilfe hier in St. Wendel schon einmal gesehen haben. Sie sind die perfekte erste Anlaufstelle, wenn es darum geht ein Leben mit Behinderung zu führen und bieten viele Möglichkeiten der Unterstützung an. Von kindlicher Frühforderung und Familienhilfe bis hin zu Angeboten für Erwachsene wie Wohnheime oder Tagesbetreuungen.

Besonders die Freizeitangebote und Aktionen der Lebenshilfe sind bemerkenswert. Ob das eine Wunsch-Aktion im Globus in St. Wendel ist oder der Besuch auf der Kirmes im Oktober. Auch eine Theaterwoche an einer Schule im Landkreis wurde angeboten. Die Renovierung des Spielplatzes trägt sicherlich auch zur Inklusion hier bei.

Ein Restaurant und ein Hofladen betrieben von Menschen mit Behinderung? Geht das?

Ja klar! Der Wendelinushof oben am Missionshaus macht es uns vor. Seit über 100 Jahren werden Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung vergeben. Die Arbeit dient der Eingliederung in das Berufsleben und ist für viele der erste Schritt in ein Arbeitsverhältnis. Oft wenden sich Unternehmen ab, wenn es darum geht, in Inklusion zu investieren, aber nicht der Wendelinushof. Ob im Hofladen, im Restaurant, in der Landwirtschaft oder in der Hofgärtnerei, man sieht Menschen zusammenarbeiten. Es findet täglich Inklusionsarbeit statt. Somit gibt man Menschen eine Chance. Sie sollen nicht als „anders“ oder „unnormal“ oder im schlimmsten Fall als „unfähig“ abgestempelt werden, sondern gehören dazu. Zu unserer Gesellschaft und zu unserem St. Wendel.

Sport bringt Menschen zusammen? Aber auch diejenigen, die eine Beeinträchtigung haben?

Natürlich! Unsere Kreisstadt zählt zu den 216 Städten, die die weltgrößte Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und mehreren Behinderungen, mitunterstützt. Die „Special Olympics“ werden 2023 in Berlin als World Games veranstaltet. Dabei spielt unsere Kreisstadt nun auch eine Rolle.

Vom 12. – 15. Juni besuchen die Athlet:innen unsere Kreisstadt. Abgesehen von dem Kulturaustausch soll hiermit natürlich ebenfalls die Inklusion gefördert werden.

In Verbindung dazu steht die Planung eines „Sporttags für alle“ mit Unterstützung durch die „Lebenshilfe“. Dabei sollen vor allem Menschen mit Behinderung an dem kulturellen und sportlichen Leben teilnehmen können. Jedes Jahr am Wochenende der Special Olympics soll dann zusätzlich der Sporttag für Alle gefeiert werden.

Barrierefreiheit? Ja, bitte!

Aber wie sieht es damit eigentlich in St. Wendel aus? Der Pressesprecher von St. Wendel Volker Schmidt hat die Antworten dazu:

„Inklusion weiter ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, ist uns wichtig. Deshalb steht das Thema sowohl bei Baumaßnahmen, als auch bei Veranstaltungen immer im Fokus. Wir sind sehr stolz, dass unsere Bewerbung als Gastgeberstadt der Special Olympics 2023 erfolgreich war und sind sicher, dass uns die Organisation dieser Veranstaltung in St. Wendel weitere wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich liefern wird. Dies war schon in der Vergangenheit – beispielsweise beim SR-Ferien-Open-Air St. Wendel 2018 – der Fall. Hier wurde sehr darauf geachtet, dass der gesamte Festival-Bereich für die Schülerinnen und Schüler barrierefrei ist und dies auch bei der Planung berücksichtigt.

Ein gutes Beispiel aus dem Baubereich ist die neue Turnhalle der Grundschule in Niederkirchen, die seit Sommer wieder in Betrieb ist. Dort wurde alles barrierefrei saniert und auch in der Grundschule selbst wurde ein Rollstuhlaufzug angebracht, der barrierefreien Zugang zu allen Klassenräumen ermöglicht.

Auch bei den größeren Straßensanierungen in den letzten Jahren, wie beispielsweise die Schorlemer- und Brühlstraße, war das immer ein großes Thema. Um die Straßen besser passierbar zu machen, wurden abgesenkte Bordsteine eingebaut und Blindensteine an zahlreichen Bushaltestellen integriert. Das gilt natürlich auch für zukünftige Projekte wie Park- und Bahnhofstraße.

Seit mehreren Jahren ist das Thema also schon sehr hoch auf der Agenda und wird auch bei jeder künftigen Baumaßnahme berücksichtigt.“

Zudem bietet die Kreisstadt St. Wendel auch Stadtführung mit Hörkomfort – ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel „Hören mit Herz“ – für hörgeschädigte Menschen an. Diese erhalten für die Dauer der Führung einen Kopfhörer oder eine Induktionsschleife, welche mit einer modernen Kommunikationsanlage verbunden sind und können so einen spannenden Spaziergang durch die St. Wendeler Stadtgeschichte erleben.

Was könnte man denn in unserer Kreisstadt noch verbessern?

„Inklusion ist ein sehr wichtiges und vielfältiges Thema und da gibt es naturgemäß immer Raum zur Verbesserung. Daher ist es auch für die Zukunft wichtig, dass Inklusion immer weiter mitgedacht und mitberücksichtigt wird. Gerade als Tourismusstadt ist dies natürlich ein sehr wichtiges Thema.“

30 Jahre „Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung“ erst der Anfang

Man kann zusammenfassend sagen, dass sich in den letzten Jahren einiges hinsichtlich der Inklusion getan hat und das Thema immer weiter ins Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Wir sind aber noch lange nicht am Ziel angekommen. Damit sich alle Menschen in unserer Gesellschaft gleichwertig behandelt fühlen, gibt es noch einige Meilensteine zu erreichen. Mehr Barrierefreiheit in Städten, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden, Cafés und Restaurants und vielleicht mehr Veranstaltungen, die sich Inklusion auf die Fahne schreiben, wie es beispielsweise die Lebenshilfe in St. Wendel jährlich mit ihrem Sommerfest tut. Mehr Berührungspunkte schaffen, mehr Miteinander und weiterhin gemeinsam an der Enttabuisierung von Behinderung arbeiten.

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