Hungersnot in Theley abgewendet

Was war das eine Woche für Theley. Im größten Dorf der Gemeinde Tholey wäre fast eine Hungersnot ausgebrochen – wenn man zumindest einigen Kommentaren auf den Sozialen Netzwerken Glauben schenken durfte.

Aber was war passiert?

Nach der Schließung des Wasgau Marktes Ende 2020 gibt es in Theley keinen Supermarkt mehr. Der Anbieter Friedas24 hat daraufhin einen Lebensmittelautomaten in der Dorfmitte aufgestellt. Dieser wird jetzt abgebaut. Doch zu allem Übel kam die Schließung der Metzgerei Otto in der Vorwoche dazu. Theley auf dem absteigenden Ast!?

Es wurde heftig diskutiert.

Vielfacher Tenor: Die Gemeindeverwaltung unternimmt nichts und die Geschäfte sind alle in Tholey. In Theley wissen wir bald nicht mehr, wie sich unsere älteren Bürgerinnen und Bürger versorgen sollen.

Aber Gott sei Dank kam die postwendende Wende. Friedas24 erklärte, dass im ehemaligen Hotel Bard ein Supermarkt eröffnet werden soll, der 24 Stunden geöffnet hat – quasi ein begehbarer Automat.

Dazu kommt noch der Plan eines Investors, in der Dorfmitte einen echten Supermarkt zu bauen.

Ich stelle mir nun folgende Fragen: Ist es wirklich notwendig, dass es in Theley einen Supermarkt gibt? Sind die Erwartungen von uns Bürgern an die Politik in Sachen Nahversorgung zu hoch gesteckt?

Punkt 1: Nein. Ich hätte auch kein Problem, wenn es in Hasborn keinen Supermarkt gäbe. Schließlich steht das Schwimmbad am Schaumberg (auf Theleyer Bann) und nicht mehr im feuchten Keller unserer Sporthalle. Außerdem ist Tholey (noch) nicht untergegangen, weil es keine Grundschule mehr gibt! Für mich war der Weg zum Wasgau Markt in Theley nicht weiter gewesen, als zum Edeka in der Hasborner Dorfmitte. Auch ältere Menschen werden wegen eines fehlenden Supermarktes oder Metzgerei nicht verhungern. Dazu ist der Zusammenhalt in Familie und Gesellschaft bei uns noch zu groß. Ein Blick in die Dörfer ohne Supermarkt bestätigt meine Vermutung. Kurz gesagt: In einer kleinen Gemeinde erfüllen unsere Dörfer unterschiedliche Funktionen, so wurde es in einem Entwicklungskonzept festgehalten und auch entsprechend gefördert: https://www.staedtebaufoerderung.info/DE/ProgrammeVor2020/KleinereStaedteGemeinden/Praxis/Massnahmen/Tholey.html

Die spannendere Frage ist für mich die, nach den Erwartungen von uns Bürgern an die Politik.

Ich glaube fest an die Kraft des Marktes. Wenn es wirklich eine Nachfrage für etwas gibt, dann gibt es auch ein Angebot. Angebote können aber auch Nachfrage schaffen – dazu gibt es viele innovative Beispiel in unserem schönen St. Wendeler Land. Um diese Dinge kümmert sich bei uns Gott sei Dank nicht der Staat, sondern wir Bürger und die Unternehmer. Wer Zweifel an der Effektivität der Märkte hat, kann ja in die Geschichtsbücher schauen und sich die Schlangen in der DDR zu Gemüte führen.

Und wir stehen in der Verantwortung! Unternehmer können mit guten Angeboten Nachfrage schaffen und wir können als Bürger dort einkaufen, wo es uns am besten passt. Egal, ob Metzgerei im Dorf oder Discounter in der Stadt.

In Theley war das vielleicht nicht der Wasgau Markt, sondern die Märkte in Tholey oder Hasborn. Oder sonst wo. Abstimmung mit den Füßen sozusagen.

Wohlgemerkt leben wir in einer Gemeinde, die eine traumhafte Infrastruktur für alle bietet.

Die Politik kann höchstens die Rahmenbedingungen schaffen, wie gerade in Theley mit der entsprechenden Bauplanung für die Dorfmitte. Den Supermarkt bauen müssen dann Unternehmer. Alle anderen Erwartungen wären unrealistisch und weltfremd.

Ich bin übrigens der Meinung, dass unsere Staatsdiener und Politiker besseres zu tun haben, als sich mit solchen „first world problems“ zu beschäftigen. Sie sollten ihre Energie lieber für schlankere Regulierung und effizientere Verwaltungsabläufe nutzen, das würde das Unternehmertum fördern und uns allen helfen. Übrigens: In Estland kann man alle Verwaltungsdienstleistungen – bis aufs Heiraten – elektronisch erledigen! Sogar die Gründung eines Supermarktes als Kapitalgesellschaft ist elektronisch und kostengünstig möglich.

Und wir Bürgerinnen und Bürger sollten manche Dinge einfach akzeptieren oder, wenn uns etwas nicht passt, selbst unternehmerisch tätig werden. Das ist die Freiheit, die wir alle haben.

P.S.: Diese Freiheit nutzt derzeit ein Unternehmer, er will nämlich einen Supermarkt in der Dorfmitte bauen.

Der Kommentar spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wieder.

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