Heute ist Internationaler Hebammentag #unersetzlich

Hebamme Julia Coberger im Interview mit wndn-Chefredakteurin Jessica Weber

Seit dem Jahr 1991 wird weltweit in über 50 Ländern der Internationale Hebammentag begangen. Er wurde ins Leben gerufen, um die Wertschätzung des Berufs in unserer Gesellschaft zu steigern und, um auf die berufliche Situation der Hebammen aufmerksam zu machen. Wir haben mit der Hebamme Julia Coberger von der Hebammengemeinschaft Leben in St. Wendel über ihren Beruf gesprochen.

Julia Coberger ist seit 2006 Hebamme. Ihr gefallen die vielen Facetten ihres Berufs. Die Arbeit mit Menschen, besonders mit Schwangeren und Neugeborenen. „Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Wir arbeiten in der Schwangerschaft, in der Geburtshilfe und in der Wochenbettbetreuung.“ Dabei sind die wichtigsten Eigenschaften, die eine Hebamme mitbringen muss Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit sowie Professionalität. Hebammen haben einen großen Verantwortungsbereich. Sie betreuen z.B. Schwangere eigenverantwortlich in der Vorsorge, müssen sichergehen, dass alles in Ordnung ist und das auch verantworten können. Zudem unterstützen sie die Frauen während der Geburt, was ebenso eine große Verantwortung mit sich bringt.

Die Betreuung durch eine Hebamme ist gesetzlich verankert. Bei einer Geburt ist die Anwesenheit einer Hebamme vorgeschrieben. Viele glauben, dass bei der Geburt ein Arzt anwesend sein muss, tatsächlich ist es primär die Hebamme, die die Geburt leitet. Das ist historisch bedingt. „Geburtshilfe ist ursprünglich eine Hebammentätigkeit gewesen. Wenn man zurückdenkt in die Vergangenheit, da ist die Hebamme mit dem Fahrrad von Dorf zu Dorf gefahren und hat die Frauen bei der Geburt zu Hause betreut und nicht mal im Krankenhaus“, erklärt Julia. „Irgendwann in den 60er Jahren kam das Thema Krankenhausgeburt ganz stark auf und da ist das immer mehr in ärztliche Hände geleitet worden. Wir Hebammen haben auch ein bisschen zu kämpfen gehabt, uns unseren Status zurückzuerobern“.

Auch heute gebe es noch einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen Gynäkologinnen/Gynäkologen und Hebammen. Weil beide die Schwangerschaftsbetreuung anbieten und die Schwangere somit die Wahl hat. Eine Kombination aus beidem sei aber auch möglich, z.B. abwechselnd die Termine bei Hebamme und Gynäkologen wahrzunehmen. Für dieses Modell spricht sich auch Julia aus. Die Kosten für die Hebamme werden von der Krankenkasse übernommen.

Was soll der Internationale Hebammentag bewirken?

Der Internationale Hebammentag wurde einerseits eingeführt, um die Wertschätzung des Berufs in der Gesellschaft zu steigern. Er soll aber auch auf die Situation des Hebammenberufs aufmerksam machen. Wer schon einmal ein Kind zu Welt gebracht hat, weiß die Arbeit der Hebamme mit Sicherheit zu schätzen. Vor allem das Wochenbett, die Wochen nach der Geburt, sind für junge und frischgebackene Mütter (und auch Väter) eine Zeit großer Veränderungen, voller Fragen und oft auch großer Unsicherheit. Hier kann man sich auf die Unterstützung der Hebamme verlassen, die mit Rat und Tat zur Seite steht und einem Ängste und Sorgen nehmen kann.

Auch schon während der Schwangerschaft verlassen sich viele Schwangere auf ihre Hebamme, die dann oft die erste Ansprechpartnerin bei Fragen ist. Und während der Geburt kann sie die Person sein, die der Gebärenden das Selbstvertrauen in sich selbst gibt, das eigene Kind zur Welt bringen zu können.

Aber gerade beim Thema Geburt kommen Hebammen oft an ihre Belastungsgrenzen. Durch einen Hebammenmangel sind Eins-zu-Eins-Betreuungen während der Geburt oft nicht möglich. Manchmal betreuen Hebammen zwei oder sogar drei Geburten gleichzeitig – wobei es für freiberufliche Hebammen seit ca. zwei Jahren die Regelung gibt, dass sie nicht mehr als zwei Geburten gleichzeitig betreuen dürfen. Aber auch das ist eine enorme Belastung, zudem können die Gebärenden dann oft nicht optimal betreut werden.

Dieser Belastung und großen Verantwortung steht ein verhältnismäßig niedriger Verdienst gegenüber. Hebammen, die in der Geburtshilfe tätig sind, müssen eine jährliche Haftpflichtprämie von ca. 12.000 Euro zahlen, dagegen wiederum steht eine Geburt mit einem sehr geringen Verdienst. „Das heißt, man kann nur mit einer gewissen Masse an Geburten ein einträgliches Einkommen haben“, sagt Julia.

Hier wünscht sie sich für den Hebammenberuf mehr Beachtung von der politischen Seite, gerade was die Haftung angeht: „Es gibt Länder, in denen die Haftungsproblematik anders gelagert ist.“

Seht im Video:

Julia gibt uns im Interview weitere Einblicke in ihren Beruf und geht unter anderem auf die folgenden Fragen ein:

Was sind häufig gestellte Fragen von Schwangeren?

Ist die Anzahl der Geburten im Landkreis St. Wendel gestiegen?

Werden Hausgeburten seit Beginn der Pandemie mehr nachgefragt?

Internationaler Tag der Hebammen

Hebammen leisten großartige, verantwortungsvolle und wichtige Arbeit für Schwangere, Gebärende und Familien❗

❌ Hebammen weltweit machen am heutigen Internationalen Hebammentag auf die Situation ihres Berufs aufmerksam und fordern mehr Wertschätzung in der Gesellschaft.❌

Wir haben mit Hebamme Julia Coberger von der Hebammengemeinschaft Leben in St. Wendel über die wichtigen Aufgaben einer Hebamme gesprochen. 🤱

Gepostet von wndn.de – St. Wendeler Land Nachrichten am Donnerstag, 5. Mai 2022

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