Fair, verantwortlich und automatisch – Der neue Fair-o-mat der Gemeinschaftsschule Marpingen macht’s möglich. Kurz nach dem Start des Unterrichts wurde er in Betrieb genommen und ermöglicht Schülern und Lehrern, sich zu allen Zeiten mit fair produzierten und gehandelten Produkten zu versorgen.
Der neue Fair-o-mat ist eigentlich ein alter. Der ursprünglich bereits ausrangierte und nun recycelte Verkaufsautomat funktioniert ohne Strom und Kühlung, ist also 100% Co2-neutral. Diese im Jahr 2020 etwas antik anmutende Mechanik stellt für Schülerinnen und Schüler des digitalen Zeitalters gelegentlich eine kleine Herausforderung dar. Es muss genau auf dem Vorgangsablauf geachtet und vor allem gedreht werden, damit das gewünschte Produkt auch geräuschvoll im Entnahmekasten landet. Das führt zuweilen zum Ausfall des Gerätes, doch Hausmeister Toni ist immer zur Stelle, wenn ‘mal wieder eine falsche Münze die Automatik blockiert. Zum Genuss kommen so haptische Erfahrungen und gelegentlich auch ein Ausreizen der Frustrationstoleranz, wenn es nicht sofort funktioniert.
„Man kann es auch so sehen: Das alles gehört mit zum bewussten Umgang mit Geräten und Produkten“, erklärt Vera Heintz, Koordinatorin in der Schulleitung und eine der Trägerinnen des Fair-Trade-Projektes in Marpingen. Denn mit einfachem, gedankenlosem Berühren, Essen und Wegwerfen kommt man hier nicht weiter. Wer sich mit den Bonbons, den Schokoriegeln oder mit Orangensaft versorgen will, entscheidet sich bewusst auch dafür, den etwas höheren Preis zu zahlen, der im Übrigen noch im Rahmen eines normalen Taschengeldes bleibt. Die Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe Casa do Zezinho der Klasse 9e kümmern sich nicht nur darum, dass Ausverkauftes immer gleich nachgefüllt wird, sondern auch um die Nachbestellung und den Pausenverkauf von Fair-Trade-Kaffee und Öko-Schreibwaren, der zusätzlich zum Automatenangebot weiterläuft.
Der Marpinger Fair-o-mat wurde von der Stiftung Prowin und dem Förderverein der Schule mitfinanziert. Darüber hinaus konnte ein Teil der Anschaffungskosten durch das Preisgeld der Wendelinus-Stiftung, an deren Wettbewerb die Schule 2017 teilgenommen hatte, abgedeckt werden. Er stellt einen großen Schritt auf dem Weg zur fairen Gemeinschaftsschule Marpingen dar und wurde auf Initiative von Vera Heintz und Martina Pape angeschafft. Vor den Herbstferien wird der Automat in Anwesenheit von Vertretern der Stiftung, der engagierten Schülerinnen und Schülern, der beteiligten Lehrerinnen und der Schulleitung feierlich eingeweiht werden. Doch schon jetzt ist er ein begehrter Anlaufpunkt für alle, die sich fair versorgen möchten – in der Pause, in der Freistunde oder für den Nachhauseweg.
Zum Hintergrund: Vor einem Jahr hat sich die damalige Klasse 8b der Gemeinschaftsschule Marpingen mit ihrer Tutorin Ute Redecker auf den Weg gemacht, für ihre Schule das Fair-Trade Siegel zu erhalten. Mit dem Fair-o-mat ermöglicht man es nun allen Schülerinnen und Schülern (und natürlich auch Lehrern), sich zu allen Zeiten mit fairen Produkten zu versorgen. Der nächste Schritt wird sein, ein Gremium aus Lehrern und Schülern zu bilden, das sich unter anderem um die Kommunikation und Aufklärung bemüht. Denn bei der Vergabe des Labels geht es neben der Unterstützung von kleinen Produzenten auch um die Sensibilisierung für den wahren Preis von Waren: Wer zahlt drauf, wenn das Heft für wenige Cent verramscht wird oder Schokolade und Kaffee billigst zu haben sind? Die moderat höheren Preise bedeuten bei Fair Trade höhere Einkünfte der kleinen Produktionsfirmen und nachhaltige, umweltschützende Herstellung. Darüber hinaus garantiert das Label die Bekämpfung von Kinderarbeit und die Förderung von Entwicklungsprogrammen. An der Gemeinschaftsschule Marpingen kommt noch dazu, dass ein Teil der Erlöse des Fair-Trade-Verkaufs der Partnereinrichtung Casa do Zezinho im brasilianischen São Paulo gespendet wird.