Fremdwasserentflechtung des Lohbachs in Scheuern

Der Scheuerner Lohbach, der in den 50-er Jahren noch als offener Bach vom Ritzelberg über das Taubenthal in den Wiesengrund bei der Hausterheck floss, soll künftig wieder gänzlich vom Abwasser getrennt, in der Fachsprache „entflochten“, direkt dem Wolschbach zugeleitet werden. 

Wie Bürgermeister Hermann Josef Schmidt erklärt, wird dies notwendig, weil zur Abführung des Baches in früheren Tagen eine Rohrleitung verlegt wurde, an die man später auch die Abwasserklärgruben aus den Haushalten angeschlossen hat. 

„Diese Vorgehensweise war damals üblich, um hochwasserfreie Flächen zu haben, die man ganzjährig besser nutzen konnte. Zudem bekam man mit einfachen Mitteln einen Entsorgungsweg für die Abwässer aus den Haushalten. Die Bachverrohrung stellte demnach eine erste Form der Kanalisation dar, die jedoch nicht mehr modernen Maßstäben entspricht“, so der Bürgermeister.

Die heutigen wasserrechtlichen Grundlagen, niedergeschrieben in Wasserhaushaltsgesetz WHG und dem Saarländischem Wassergesetz, besagen, dass das Wasser eines Baches nicht durch Abwasser verunreinigt sein darf. Daher sind alle deutschen Kommunen verpflichtet, Bachwasser und Abwasser zu trennen oder im Fachausdruck „zu entflechten“. Das weitere Vorgehen schildert der Rathauschef so:

Für den Lohbach wird teilweise eine neue Bachverrohrung gebaut.

Sie führt von einem Anwesen unterhalb der Hölzer Straße durch die Wiesen, die Ulmen- und Birkenstraße bis in den Talgrund der Hausterheck. Dort schließt die neue Bachverrohrung an die bereits mit dem EVS-Pumpwerk mitgebaute große Rehgenwasserentlastungsleitung an, die direkt in den Wolschbach einmündet.



Oberhalb der Hölzer Straße wird das Abwasser in einer neuen Rohrleitung getrennt gesammelt, sodass in der alten Bachverrohrung nur noch ausschließlich der Lohbach und das bisher seitlich gefasste Regen- und Drainagewasser abfließen kann. Die neue Abwasserverrohrung wird an die bestehende Mischwasserkanalisation in der Hölzer Straße angebunden. Somit gelangt nur noch das Ab- oder Mischwasser über das Pumpwerk des EVS in der Birkenstraße in die Kläranlage Büschfeld. Schließlich muss die bestehende Bachverrohrung oberhalb des DRK-Heimes im Bereich eines privaten Anwesens erneuert werden, da sie sich in einem schlechten baulichen Zustand befindet und die vorgegebenen Wassermengen nicht aufnehmen kann. 

Der Lohbach wird künftig nicht mehr zusammen mit dem Abwasser gepumpt werden müssen, sondern läuft frei dem Wolschbach zu. Der gewünschte Nebeneffekt der durch diesen Umstand erzielt wird, ist neben der Einhaltung der wasserrechtlichen Vorschriften, die Senkung der Pumpkosten für EVS und damit Gemeinde Tholey. Zudem arbeitet die Kläranlage in Büschfeld durch Herausnahme des Bachwassers nach Fertigstellung der Baumaßnahme wesentlich effektiver, da der Bach keine Nährstoffe für die Bakterien mit sich führt und somit für die Anlage nutzlos ist und den Wirkungsgrad der Anlage sogar herabsetzt.

Im Zuge der Neuverlegung der Bachverrohrung wird der Mischwasserkanal im Gelände zwischen Hölzer- und Ulmenstraße im Inlinerverfahren saniert. In der Ulmen- und Birkenstraße wird der alte Mischwasserkanal parallel zur Bachverrohrung komplett erneuert. In diesem Zuge werden die Abwasserhausanschlüsse mit betrachtet. Sollten diese in einem schlechten Zustand sein, wird eine Erneuerung bis zum Privatgrundstück mit ausgeführt. Die für diese Leistungen anfallenden Baukosten sind in diesem Falle vom jeweiligen Anschlusseigentümer gemäß den Regeln der geltenden Abwassersatzung zu erstatten.

Sollte eine weitergehende Erneuerung des Abwasseranschlusses im eigenen Grundstück erwünscht oder notwendig sein, kann dies unter Umständen durch den jeweiligen Hausanschlussnehmer an die bauausführende Firma Gihl beauftragt werden. Hierzu werden alle betroffenen Anschlussnehmer von der WVW im Auftrag des Abwasserwerkes der Gemeinde Tholey angeschrieben und zusätzlich umfassend informiert.

Unmittelbar nach Ausführung der Bauarbeiten für Bachverrohrung und Mischwasserkanal wird zusätzlich durch die WVW die Wasserleitung erneuert. Hierzu wurden die Anschlussnehmer bereits angeschrieben und mit beteiligt.  

Während der Ausführung der Bauarbeiten im unteren Bereich der Birkenstraße zwischen dem Abwasserpumpwerk des EVS und der Ulmenstraße wird diese voll gesperrt und über die Feldwirtschaftswege von der Rat-Tressel-Straße und Hölzer Straße aus umgeleitet. Sobald die Baustelle in die Ulmenstraße vorgerückt ist, erfolgt dort ebenfalls eine Vollsperrung. Der Anliegerverkehr wird während dieser Kanalverlegearbeiten, die bis in den Herbst 2021 dauern werden, über eine Baustraße durchs Gelände auf die Hölzer Straße umgeleitet. Hierüber erfolgt auch das Ausrücken der Freiwilligen Feuerwehr.

Planung und Bauleitung für die Gesamtmaßnahme liegen in Händen des Ingenieurbüros Lengert Ingenieure aus Tholey, die Sicherheits- und Gesundheitskoordination wurde an das Ingenieurbüro Schäfer und Schorr aus Marpingen beauftragt, die Projektsteuerung obliegt der WVW. Ansprechpartner bei der WVW ist Paul Usner, der unter der Rufnummer  06851/8003-217 erreichbar ist.

Die Arbeiten der mit ca. 1,6 Millionen Euro veranschlagten Baumaßnahme der Gemeinde Tholey werden von der Baufirma Alois Gihl aus Bubach-Calmesweiler ausgeführt. Diese ist auch betraut mit der Erneuerung der Wasserleitung der WVW. 

Nach Auskunft von Hermann Josef Schmidt wird die Verlegung der neuen Bachverrohrung durch das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz aus Mitteln des Förderprogramms „Aktion Wasserzeichen: Fremdwasserentflechtung“ öffentlich gefördert. 

„Die Bauarbeiten beginnen Anfang März 2021 am EVS Pumpwerk in der Birkenstraße und sollen voraussichtlich im Juli 2022 abgeschlossen sein.“

Bis dahin bittet Hermann Josef Schmitt alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger um Verständnis wegen möglicher Beeinträchtigungen.  

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